J.A. Stargardt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von J. A. Stargardt)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die J. A. Stargardt GmbH & Co. KG ist ein Antiquariat und Auktionshaus mit Sitz in Berlin, das auf den Handel mit Autographen spezialisiert ist. Gegründet 1830, ist es die älteste Autographenhandlung der Welt. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete J. A. Stargardt als „das weltweit wohl wichtigste Haus für Sammler, für Archive, Bibliotheken und Museen“[1].

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen wurde 1830 vom Pianisten und königlichen Musikdirektor Johann Carl Klage gegründet und 1847 von Joseph A. Stargardt und Paul Julius Reuter übernommen. Reuter verließ das Unternehmen 1849 wieder und gründete das Reuter’sche Telegraphenbureau, aus dem später die global tätige Nachrichtenagentur Reuters wurde.[2] Unter Stargardt wandelte sich die bisherige Buch- und Musikalienhandlung zu einem Antiquariat und spezialisierte sich ab 1848 insbesondere auf den Handel mit Autographen. Während ein kommerzieller Autographenhandel in Frankreich schon ab 1822[3] und in England spätestens ab Mitte der 1830er Jahre nachweisbar ist[4], gehörte Stargardt damit zu den Pionieren des Fachs im deutschsprachigen Raum und ist das einzige Unternehmen aus der Gründungszeit des Autographenhandels, das noch besteht.[5]

Im Jahr 1885 erwarb Eugen Mecklenburg d. J., seinerseits Sohn eines Autographenhändlers[6], die Firma von Stargardts Witwe.[7] Seitdem befindet sich J. A. Stargardt im Besitz der Familie Mecklenburg. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Berliner Geschäftsräume durch Bomben zerstört und große Teile der ausgelagerten Firmenbestände gingen in Ostpreußen verloren. Günther Mecklenburg baute das Geschäft ab 1946 in Westdeutschland nahezu von Neuem wieder auf, zunächst in Eutin, ab 1952 in Marburg. Sein 1963 erschienenes Buch Vom Autographensammeln gilt als grundlegendes Werk über den Autographenhandel und seine Geschichte, insbesondere im deutschen Sprachgebiet. Seit 1988 wird J. A. Stargardt in vierter Generation von Wolfgang Mecklenburg geführt. Unter ihm kehrte das Unternehmen 1991 an seinen Gründungsort Berlin zurück.[8]

Tätigkeitsbereich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits unter Joseph A. Stargardt fanden ab 1859[9] regelmäßig Autographen-Auktionen statt. Bis 2022 sind über 700 Lager- und Auktionskataloge erschienen.[10] Heute finden die Auktionen in der Regel an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Frühjahr in Berlin statt. Die Auktionen werden regelmäßig in den nationalen und internationalen Fach- und Publikumsmedien angekündigt und besprochen.[11][12][13][14][15][16] Angeboten werden alle klassischen Gebiete des Autographensammelns: Literatur, Geschichte, Musik, Wissenschaft und Bildende Kunst.[17]

Besonders im Bereich der Musik konnte J. A. Stargardt seltene Handschriften und Notationen zu hohen Preisen verkaufen. Den höchsten Hammerpreis bei einer Stargardt-Auktion erzielte 2015 die Reinschrift des Kammerterzetts „Se tu non lasci amore“ (HWV 201a) von Georg Friedrich Händel aus dem Jahr 1708 mit 500.000 Euro.[18] 2011 gelang die Vermittlung von 111 Briefen und Karten von Franz Kafka an seine Schwester Ottla an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach und die Bodleian Library in Oxford.[19][20][21] Die aufwändig gestalteten Auktionskataloge von Stargardt haben als „kulturgeschichtliches Lesebuch“[22] ihrerseits Sammlerwert.

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

J. A. Stargardt ist Mitglied im Verband Deutscher Antiquare (VDA)[23], in der Internationalen Liga der Antiquariatsbuchhändler (ILAB)[24] und im Bundesverband deutscher Kunstversteigerer (BDK)[25], in der Manuscript Society (MS)[26] und im Universal Autograph Collectors Club (UACC).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Renate Meinhof: Goethe als Original: Das Sammeln von Handschriften ist ein edles Hobby. Abgerufen am 18. Oktober 2022.
  2. Über Stargardt. In: J.A. Stargardt. Abgerufen am 11. November 2022 (deutsch).
  3. Günther Mecklenburg: Vom Autographensammeln. Versuch einer Darstellung seines Wesens und seiner Geschichte im deutschen Sprachgebiet. Marburg 1963, S. 83.
  4. Nathan Raab: Legacy: Great Autograph Dealers of the Past. 22. Januar 2016, abgerufen am 11. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. Günther Mecklenburg: Vom Autographensammeln. Versuch einer Darstellung seines Wesens und seiner Geschichte im deutschen Sprachgebiet. Marburg 1963, S. 81 f.
  6. Günther Mecklenburg: Vom Autographensammeln. Versuch einer Darstellung seines Wesens und seiner Geschichte im deutschen Sprachgebiet. Marburg 1963, S. 84 f.
  7. Günther Mecklenburg: Vom Autographensammeln. Versuch einer Darstellung seines Wesens und seiner Geschichte im deutschen Sprachgebiet. Marburg 1963.
  8. Über Stargardt. In: J.A. Stargardt. Abgerufen am 11. November 2022 (deutsch).
  9. Günther Mecklenburg: Vom Autographensammeln. Versuch einer Darstellung seines Wesens und seiner Geschichte im deutschen Sprachgebiet. Stargardt, Marburg 1963, S. 81.
  10. Über Stargardt. In: J.A. Stargardt. Abgerufen am 11. November 2022 (deutsch).
  11. J. A. Stargardt, Autographen, 16. April | WELTKUNST. In: WELTKUNST, das Kunstmagazin der ZEIT. 21. April 2021, abgerufen am 2. November 2022.
  12. Camilla Blechen: Stargardt-Auktion: ...zu viel Größenwahnsinnige, viel zu wenig Torf! In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. November 2022]).
  13. Mozart-Manuskript für 130 000 Euro versteigert | nmz – neue musikzeitung. Abgerufen am 2. November 2022.
  14. Jonathan Kress: Autographen bei Stargardt: Was Kafka noch zu sagen hatte. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 2. November 2022]).
  15. Signed Mozart manuscript, worth €300,000, to be auctioned in Berlin. In: The Strad. 9. März 2017, abgerufen am 2. November 2022 (englisch).
  16. Mozart's Manuscript of „Serenade in D Major“ to be Auctioned. Abgerufen am 2. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  17. Auktionen. In: J. A. Stargardt. Abgerufen am 2. November 2022 (deutsch).
  18. Auktionen. In: J. A. Stargardt. Abgerufen am 2. November 2022 (deutsch).
  19. Kafka bei Stargardt. In: Börsenblatt – das Fachmagazin der Buchbranche. Abgerufen am 11. November 2022.
  20. Hubert Spiegel: Dichterbriefe: Die Frau, bei der Kafka ein anderer war. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. November 2022]).
  21. Stefan Bischof: „Kafkas Briefe an Ottla“ für Marbach und Oxford - Kulturstiftung. 4. April 2011, abgerufen am 11. November 2022 (deutsch).
  22. Renate Meinhof: Goethe als Original: Das Sammeln von Handschriften ist ein edles Hobby. Abgerufen am 2. November 2022.
  23. Verband Deutscher Antiquare e. V. – Mitgliedersuche. Abgerufen am 2. November 2022.
  24. ILAB: J.A. Stargardt. Abgerufen am 2. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  25. J.A. Stargardt GmbH & Co. KG | BDK. Abgerufen am 2. November 2022.
  26. Manuscript Society: Dealer Catalog Auction II. In: The Manuscript Society. 14. März 2022, abgerufen am 2. November 2022 (amerikanisches Englisch).