Eustache de Saint-Far

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. September 2007 um 21:34 Uhr durch Heinte (Diskussion | Beiträge) (R). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

J. F. Eustache de St. Far (* 1746; † 1828) war ein französischer Architekt und Stadtbaumeister.

Die Stadt Mainz als bedeutende Stadt der reunierten Gebiete links des Rheins sollte durch städtebauliche Maßnahmen repräsentabel gemacht werden. Mainz sollte militärische Funktionen übernehmen, später als Kaiserresidenz dienen und zum „Schaufenster des Empire“ werden. J. F. Eustache de St. Far als erfahrener Baumeister wurde als Departementbaudirektor und Oberingenieur eingesetzt. Durch ein Dekret Napoléons I. vom 13. Oktober 1804 wurden Plätze und Straßen angelegt, so eine Paradestraße mit dem Namen Grand Rue Napoléon die auf den neu zu schaffenden Gutenbergplatz zulief und die Große Bleiche [1].

Artikel I: sesera construit une nouvelle place dans la ville de Mayence, sur l'emplacement atimes ruines, dans le quartier de la prevote. Cette place aura de dix a douze mille metres de superficie.

(Es wird ein neuer Platz gebaut werden in der Stadt Mainz, auf der Stelle der verfallenen/zerstörten Gebäude, im Viertel der Feldgendarmerie. Dieser Platz wird 10 bis 12 tausend Meter Flächeninhalt haben.)

Artikel IV: La place Neuve portera le nom de Guttenberg, inventeur de l'impimerie.

(Der neue Platz wird den Namen Gutenberg tragen, Erfinder der Buchdruckerkunst.)

Eustache de St. Far entwarf das städtebauliche Konzept zur monumentalen Inszenierung des durch die Belagerung der Koalitionstruppen schwer beschädigten Stadtbilds. Hierbei musste er sich gegen Bischof Joseph Ludwig Colmar durchsetzen, denn nicht wenige Kirchen und gar der Martinus Dom des alten Bistums sollten der neuen Planung zum Opfer fallen. Die Bauten waren im klassizistischen Stil des Empire konzipiert. Von den Bauten wurde nur einer im Nordwesten des Gutenbergplatzes realisiert. Das Haus (Baujahr 1810) war durch Bogenstelungen im rustizierten Erdgeschoss charakterisiert und hatte dreieinhalb Geschosse, vergleichbar den Gebäuden an der Rue de Rivoli in Paris.

1807 errichtete St. Far bereits einen dritten Schlossflügel, allerdings nur eingeschossig als Zollhaus ausgeführt. Die Funktionalität wurde durch eine offene Hofseite und geschlossene Stadtseite bestimmt. Über Pfeilern aus Sandstein mit dorischen Kapitellen erstreckte sich wiederum eine Bogenzone.

Die Martinsburg wurde 1807 endgültig abgerissen und ein Freihafen aus deren Steine abgemauert. Bis zur Errichtung des Zoll- und Binnenhafen Mainz sollte dies der einzige Freihafen bleiben.

Im Jahr 1806 wurde das Hospice Josephine, benannt nach Joséphine de Beauharnais, Napoleons Gemahlin, errichtet. Es stellte eines der wenigen Beispiele der Revolutionsarchitektur auf dem Gebiet des späteren Deutschland dar. Außerdem wurde Mayence an das französische Fernstraßennetz, beispielsweise mit der Kaiserstraße, angeschlossen. Das Projekt wurde von St. Far Chefingenieur für Brücken und Straßen ausgearbeitet. In diesem Context arbeitete das Amt für Straßen- und Brückenbau zwei verschiedene Pläne aus .

1803 wurde der Hauptfriedhof Mainz errichtet um Beerdigungen nicht mehr ausschließlich unter kirchlichen Gesichtspunkten zu gestalten, sondern sie unter das Primat der politischen bzw. bürgerlichen Gemeinde zu stellen. In seiner Position arbeitete er eng mit Jeanbon St. André, dem Präfekten des Départements und Franz Konrad Macké, dem Maire von Mayence zusammen.

Einer seiner Mitarbeiter war François-Auguste Cheussey, der an den Großbaumaßnahmen in der Stadt beteiligt war und unter anderem St. Achatius in Zahlbach, den einzigen Mainzer Kirchenneubau in napoleonischer Zeit erbaute.

Einzelnachweise

  1. Aus den Mainzer Geschichtskalendern von Hans Baumann

Literatur

Fritz Arens: François Auguste Cheussey, ein Mitarbeiter von Eustache St. Far; MAINZER ZEITSCHRIFT 71/72(1976/77), S.127-139