Johann Wilhelm Neumair von Ramsla

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Johann Wilhelm Neumair von Ramsla
Johann Wilhelm Neumair von Ramsla: Von Friedes Handlungen und Verträgen in Kriegs-Zeiten : sonderbarer Tractat oder Handlung, Leipzig 1624

Johann Wilhelm Neumair von Ramsla (* 1572; † 23. November 1641 in Weimar) war ein deutscher Militärhistoriker, Reiseschriftsteller und früher Nationalökonom.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neumair – Sohn des Weimarer Kammersekretärs Johann Neumair († 1593) – war ein thüringischer Rittergutsbesitzer. Die Familie bezeichnete sich nach dem bei Weimar gelegenen Rittergut Ramsla. Nachdem er eventuell schon 1582/83 in Begleitung des späteren Weimarer Kanzlers und Jenaer Professor Johann Stromer (1526–1607) Italien bereiste, folgte von 1594 bis 1597 eine eigenständige Reise durch Italien, Spanien, Frankreich, England und die Niederlande (später durch seinen Neffen als Itinerarium Europaeum veröffentlicht). 1613/14 befand er sich im Gefolge des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar auf einer Reise durch Frankreich, England und die Niederlande, wozu Neumair eine Reisebeschreibung veröffentlichte.

Er verfasste in größerem Umfang militärische sowie staats- und völkerrechtliche Schriften, weshalb er von Max Jähns 1890 als der „fruchtbarste und wichtigste kriegswissenschaftliche Autor Deutschlands während des dreißigjährigen Krieges“ bezeichnet wurde. Eines seiner Hauptwerke ist das Sonderbarer Tractat von Schatzungen und Steuern, das 1632 in Schleusingen erschien. Er gilt als Befürworter des landständischen Bewilligungsrechtes sowie als untertanenfreundlicher Steuertheoretiker. Seine ökonomische Rezeption ist seit der Erwähnung durch Wilhelm Roscher in dessen Standardwerk zur Geschichte der Nationalökonomie in Deutschland 1874 auf wenige Werke zum Steuerrecht beschränkt.[1] In der heutigen Literatur wird er als „weitgereister, welt und literaturkundiger Adeliger“ gesehen und als „belesener Vermittler insbesondere italienischer und französischer Schriften“.[2] Sein wissenschaftlicher Rang liegt jedoch hinter dem vergleichbarer Zeitgenossen wie Georg Obrecht und Melchior von Ossa.

Neumair ist am 23. November 1641 in Weimar gestorben. Seine Beerdigung erfolgte am 9. Dezember in Ramsla. Teile seines Nachlasses bzw. seiner Bibliothek befinden sich heute insbesondere im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar sowie in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Ratzel: Neumayr v. Ramsla, Johann Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 542 f.
  • L. Schmalz: Die älteren Neumair im Herzogtum Sachsen-Weimar. In: Familie und Geschichte. Band 1, 1997, S. 385–395; Band 2, 1997, S. 442–451.
  • Frank Boblenz: Johann Wilhelm Neumair von Ramsla und seine Beziehungen zum Weimarer Hof. In: Frühneuzeitliche Hofkultur in Hessen und Thüringen. Erlangen/ Jena 1993, S. 200–232.
  • Frank Boblenz: Johann Wilhelm Neumair von Ramsla (1572–1641). Zum 425. Geburtstag eines in seiner Heimat bisher kaum beachteten Gelehrten. In: weimarer heimat. Band 11, 1997, S. 29–34.
  • Frank Boblenz: Neumair von Ramsla, Johann Wilhelm. In: Felicitas Marwinski (Hrsg.): Thüringer Biographisches Lexikon. Lebenswege in Thüringen. Sammlung 1, Weimar 2000, S. 146–149.
  • Frank Boblenz: Neumair von Ramsla und von Dreyse. Fallbeispiele zu Nobilitierungen im 16. und 19. Jahrhundert. In: Heimat Thüringen. H. 3, 2007, S. 18–20.
  • Frank Boblenz: Ein niederländischer Stammbucheintrag des Johann Wilhelm Neumair von Ramsla aus Weimar für Bernardus Paludanus in Enkhuizen von 1597. In: Weimar-Jena. Die große Stadt. Das kulturhistorische Archiv. H. 4, 2011, S. 262–285.
  • Marcus Stiebing: Vom Selbstzeugnis zum gelehrten Traktat. Neutralität und Assistenz bei Johann Wilhelm Neumair von Ramsla (1572–1641). In: Julia Gebke, Stephan F. Mai, Christof Muigg (Hrsg.): Das Diplomatische Selbst in der Frühen Neuzeit. Verhandlungsstrategien Erzählweisen Beziehungsdynamiken. Aschendorff, Münster 2022, ISBN 978-3-402-24862-1, S. 95–110.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm Roscher: Geschichte der National-Oekonomik in Deutschland. R. Oldenbourg, 1874, S. 217 f.
  2. Michael Stolleis: Pecunia nervus rerum. Zur Staatsfinanzierung in der frühen Neuzeit. Klostermann, Frankfurt 1983, S. 86f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]