John Thurnam

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John Thurnam (* 1810; † 1873) war ein britischer Altertumsforscher („Antiquar“). Er war Mitglied des Royal College of Surgeons und medical superintenden der grafschaftlichen Irrenanstalt in Devizes in Wiltshire. Er war Mitbegründer der Wiltshire Archaeological and Natural History Society.

Archäologische Tätigkeit

Thurnam war vor allem somatischer Anthropologe. Ihn interessierten die Langbetten wegen der enthaltenen Skelette, und ließ zwischen 1855 und 1867 22 von ihnen von den Insassen der von ihm betreuten Anstalt ausgraben, davon sechs, die bereits der Antiquar William Cunnington zwei Generationen vor ihm untersucht hatte. Thurnams Aufzeichnungen sind sehr spärlich und lassen es nur selten zu, seine Grabungsmethoden zu rekonstruieren.

Der berühmteste Antiquar von Yorkshire, der Geistliche William Greenwell aus Durham, grub 1863 zusammen mit Thurnam aus, bevor er auf Grabungen von Pitt-Rivers arbeitete.

Thurnam stellte auch eine Klassifikation britischer Glockenbecher auf, die später durch John Abercromby ausgebaut werden sollte.

Interpretation

Thurnam zog vor allem antike Autoren zur Interpretation der Grabungsergebnisse heran. Außerdem wertete er Richard Hoares Ancient Wiltshire aus. Er glaubte, dass die Gruben in den Langbetten das Blut von Opfertieren aufnehmen sollten. Da eine Anzahl von Schädeln in den Langbetten Spuren von stumpfer Gewalteinwirkung zeigten (Boles Barrow, Fussel's Lodge), interpretierte er die Skelette als die von Menschenopfer. Wie Greenwell hielt er auch Kannibalismus für möglich, obwohl er korrekt festgestellt hatte, dass ein Teil der Verletzungen eindeutig prämortal war.

Terminologie

Auf Thurnam geht die Unterscheidung von chambered und unchambered Long barrows, also zwischen kammerlosen Langbetten und solchen mit (Stein)-Kammern zurück, die in der englischen Archäologie noch immer in Gebrauch ist, auch wenn Stuart Piggott alternativ den Begriff „earthen Long Barrow“ für die kammerlosen Hügel vorschlug und Ian Kinnes es vorzieht, von megalithischen und nicht-megalithischen Langhügeln zu sprechen.

Grabungen

Werke

  • On the barrow at Lanhill near Chippenham. Wiltshire Archaeological and Natural History Society Magazine 3, 1955, 67-86.
  • On Ancient British Long Barrows, especially those of Wiltshire and the adjoining Countries. Part I, Long barrows. Archaeologia 42, 1869, 161-244.
  • On Ancient British Long Barrows, especially those of Wiltshire and the adjoining Countries. Part II, round Barrows. Archaeologia 43, 1871, 285-544.

Literatur

  • David Field, Earthen Long Barrows (Tempus 2006), 36-37.
  • Ian Kinnes, Non-Megalithic Long Barrows and allied stone structures in the British Neolithic (London, British Museum 1992).
  • Stuart Piggott, The background and beginnings of the Wiltshire Archaeological and Natural History. Wiltshire Archaeological and Natural History Magazine 84, 1991, 108-116.
  • Stuart Piggott, John Thurnam and British prehistory. Wiltshire Archaeological and Natural History Society Magazine 86, 1993, 1-7.
  • Rick Schulting/M. Wysocki, „In this Chambered Tumulus were Found Cleft Skulls…“ An assessment of the evidence for cranial trauma in the British Neolithic. PPS 71, 2005, 107-137.