Justierschraube

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Justierschrauben, auch als Einstellschrauben bezeichnet, dienen für gezielte, kleine Veränderungen an einem Messgerät oder einer Anzeige, um dem exakten Zustand oder Anzeigewert näher zu kommen. Bei anderen Instrumenten oder Maschinen geht es oft um die genaue Einstellung von Achsen.

Beispiel Waage oder Libelle (eindimensional)

Ein bekanntes, einfaches Beispiel ist die Rändelschraube an einer mechanischen Personen- oder Küchenwaage, die vor dem genauen Wiegen auf Null zu stellen ist.

Etwas anspruchsvoller ist die Justierung einer präzisen Wasserwaage bzw. Libelle. Sie erfolgt meist durch Umsetzen der Libelle (bzw. Drehen des Messinstruments, des Theodolits usw.) um 180°. Wenn die Luftblase in der 1. Stellung (Richtung 0) genau in der Mitte stand, wird sie bei 180° um einige Zehntel- oder Millimeter woanders stehen. Die Hälfte dieses Ausschlags (a/2) wird mit den Rektifizier- oder Justierschrauben beseitigt (die andere Hälfte ist die Neigung der Unterlage).

Dazu lockert man die eine Schraube etwas, um die zweite stärker anziehen zu können. Im Regelfall sind dazu mehrere Arbeitsgänge nötig. Ist der halbe ursprüngliche Ausschlag a/2 nun beseitigt, dreht man um 180° zurück (bzw. setzt die Libelle wieder um). Nun müsste die Luftblase an derselben Stelle der Glasröhre stehen (also um a/2 seitlich). Wenn nicht, ist der Vorgang etwas genauer zu wiederholen.
Schwierig ist dies, wenn die Justierschrauben schon lange nicht mehr betätigt wurden oder gar eingerostet sind.

Zweidimensionales Justieren (3-4 Schrauben)

Am heikelsten ist die Justierung, wenn drei oder vier Justierschrauben vorhanden sind – etwa für die genaue axiale Ausrichtung der Optik eines Sextanten oder Fernrohrs. So ist etwa bei Spiegelteleskopen für Hobbyastronomen manchmal die Halterung des Sekundärspiegels nachzustellen. Dazu löst man – um die Spiegelfassung in Richtung der Justierschraube A zu kippen – diese Schraube etwas, und zieht die gegenüber liegende Schraube entsprechend an (bei 3 Justierschrauben sind die schräg gegenüberliegenden Schrauben B und C anzuziehen). Dadurch kippt man das System geringfügig um eine zu A querliegende Achse, muss diesen Vorgang aber dann in anderen Richtungen wiederholen. In jedem Fall muss der Justiererfolg kontrollierbar sein – etwa durch eine optische Bank oder durch die genaue Zentrierung der Spiegelbilder im Teleskop.

Solche Justierungen sind oft nach Stößen und Transporten notwendig, oder wenn sich die Umgebungsbedingungen merklich ändern, etwa die Temperatur um 10-20 °C. Andererseits sollen sie nicht zu häufig erfolgen, weil manche Justierschrauben sonst schadhaft oder ungenau werden.

Häufigkeit des Nachstellens

Bei nur schwach dejustierten Geräten ist es daher besser, mit dem Nachziehen der Justierschrauben bis zum nächsten Transport oder Temperatursprung zu warten – sofern der Fehler noch innerhalb der üblichen Toleranz liegt.

Statt mechanischer Justierung haben viele moderne Geräte die Möglichkeit elektrischer oder elektronischer Korrektur – etwa Laborwaagen oder digitale Tachymeter. Dann handelt es sich streng genommen nicht um eine Justierung, sondern eine (rechnerische oder andersartige) Kalibrierung.

Siehe auch