Kanton Ottersberg

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Der Kanton Ottersberg war vom 1. März bis zum 31. Dezember 1810 eine Verwaltungseinheit im Distrikt Verden des Norddepartements im Königreich Westphalen. Nach der Annexion der Gebiete westlich der Weser durch das Kaiserreich Frankreich gehörte der Kanton vom 1. Januar 1811 bis zum November 1813 zum Department der Wesermündung, Arrondissement Bremen. Hauptort des Kantons und Sitz des Friedensgerichts war der Flecken Ottersberg im heutigen Landkreis Verden (Niedersachsen). Der Kanton bestand aus dem Mairien Ottersberg, Horstedt, Fischerhude und Kirchtimke und hatte 8.940 (1811)[1] bzw. 8.264 (1812)[2] Einwohner. Die Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit dieser Bevölkerungszahlen ist aufgrund von möglichen Fehlern in der offiziellen Statistik – die auch bei statistischen Daten der hannoverschen Verwaltung vor und nach der „Franzosenzeit“ nicht selten vorkamen – und aufgrund von Veränderungen der Verwaltungszugehörigkeit einzelner Orte eingeschränkt.

Der Präsident der Kantonalsversammlung war 1812 Georg Hintze, Präfekturrat und Arrondissementsrat in Ottersberg.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kanton grenzte 1811–1813 an folgende Kantone: Kanton Rotenburg im Osten, Kanton Achim im Südwesten, Kanton Lilienthal im Westen, Kanton Beverstedt (Arrondissement Bremerlehe) im Norden und Kanton Zeven (Departement der Elbmündungen, Arrondissement Stade) im Nordosten. Die Grenze zwischen den Departments der Weser und der Elbe verlief hier zunächst von Rockstedt bis Brauel entlang der Oste, bog direkt hinter dem Dorf Brauel südlich ab, um dann um Zeven herumzuführen. Die nördlichen (Brauel), westlichen (Badenstedt) und südlichen (Oldendorf und Brüttendorf, Kanton Rotenburg) Nachbarorte von Zeven wurden so durch die Departementsgrenze von Zeven getrennt.

Weitgehend entsprach das Gebiet des Kantons Ottersberg demjenigen des früheren Amtes Ottersberg und der früheren Patrimonialgerichte Rhade und Badenstedt. Vom früheren Amt Rotenburg wurden das Dorf Groß-Sottrum, die Weiler Everinghausen und Fährhof sowie die Höfe Dodenberg und Barkhof, vom früheren Amt Zeven (eventuell erst Ende 1811 oder 1812) die Dörfer Ostereistedt, Rockstedt, Godenstedt und Brauel, der Weiler Wennebostel sowie Hof Hemel dem Kanton Ottersberg zugelegt. Dagegen wurden die meisten Dörfer der ottersbergischen Moorvogtei Hüttenbusch dem Kanton Lilienthal, Mairie Worpswede zugeordnet, die Dörfer Heidberg und Seebergen (Moorvogtei Heidberg) zur Mairie Lilienthal gelegt, und schließlich wurden die Dörfer Nartum, Steinfeld und Winkeldorf, die vorher zum Amt Ottersberg und wohl auch zum Kanton Ottersberg gehört hatten, 1812 Teil des Kantons Rotenburg und der Mairie Gyhum.

Verwaltungsgliederung und Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vergleich der Einwohnerzahlen von 1811 und 1812 mit der Zahl der Feuerstellen von 1791[3] und 1823[4] und der Einwohner jedes Ortes im Jahr 1823 soll Hinweise für die Bevölkerungsentwicklung der genannten Orte zwischen 1791 und 1823 geben, hier aber vor allem dazu dienen, die Plausibilität der Einwohnerzahlen der Jahre 1811 und 1812 zu überprüfen. Der Vergleich mit der Amtszugehörigkeit der Orte in den Jahren 1791 und 1823 soll aufzeigen, ob und inwieweit die französischen Behörden der bisherigen Verwaltungseinteilung gefolgt sind und ob die hannoversche Verwaltung nach 1813 zum Zustand vor 1810/11 zurückgekehrt sind oder nicht.

Die Angaben zur Verwaltungszugehörigkeit und Einwohnerzahl aller Orte in den Jahren 1811[1] und 1812[2] erfolgt hier aufgrund der Angaben in den offiziellen Jahrbüchern des Departements. Grundsätzlich ist die Zuverlässigkeit der Angaben des Jahrbuches von 1813 (mit Daten des Jahres 1812) höher einzuschätzen, weil bereits Erfahrungen mit der neuen Verwaltungsstruktur vorlagen und weil dieses Jahrbuch im Departement der Wesermündungen selbst verfasst und gedruckt worden ist. Außerdem ist dort wörtlich davon die Rede, dass die Angaben „nach den neuesten Recifactionen“ (Berichtigungen) gemacht wurden. Ob Abweichungen zu den Angaben im Jahrbuch von 1812 Korrekturen darstellen oder tatsächliche Veränderungen in der Administration wiedergeben, müsste in jedem Einzelfall anhand der Verordnungen zur Verwaltungsorganisation überprüft werden. Schließlich müsste anhand der relativ wenigen, erhaltenen Verwaltungsakten des Arrondissements, des Kantons und Mairien festgestellt werden, ob die offiziell verordnete Verwaltungsstruktur in der Praxis tatsächlich befolgt worden ist. Dies wäre besonders für die Orte zu überprüfen, die während der „Franzosenzeit“ von einem anderen Ort aus verwaltet werden sollten als vorher. Für den Kanton Ottersberg gilt dies zum Beispiel für die Verwaltung Sottrums von der Mairie Horstedt aus oder die Zugehörigkeit der früher zum Amt Zeven gehörenden Dörfer der Mairie Kirchtimke.

Mairie Ottersberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Maire: A.L. Strandes[5], Ottersberg)

Die Einteilung der Mairie folgte nicht der Einteilung der Kirchspiele. Der Pfarrort Wilstedt bekam keine eigene Mairie. Mehrere Dörfer, die zum Kirchspiel Wilstedt gehörten (Fischerhude, Buchholz, Dipshorn und Quelkhorn) wurden Teil der Mairie Fischerhude. Nartauen, das kirchlich zu Otterstedt gehörte, war 1812 offenbar Teil der Mairie Horstedt.

Names des Ortes Charakter Amt 1791 FS 1791 Einwohnerzahl 1811 Einwohnerzahl 1812 Amt 1823 FS 1823 Einwohner 1823 Kirchspiel
Ottersberg Flecken Ottersberg 102 983 923 Ottersberg 133 1000 Otterstedt
Otterstedt Pfarrdorf Ottersberg 49 353 361 Ottersberg 68 386 Otterstedt
Eckstever Dorf Ottersberg 7 52 55 Ottersberg 11 63 Otterstedt
Kampe Dorf Ottersberg 7 70 60 Ottersberg 10 40 Otterstedt
Benkel Dorf Ottersberg 5 55 50 Ottersberg 9 64 Otterstedt
Wilstedt Pfarrdorf Ottersberg 36 345 320 Ottersberg 66 393 Wilstedt
Tarmstedt Dorf Ottersberg 33 322 318 Ottersberg 53 381 Wilstedt
Vorwerk Dorf Ottersberg 13 108 123 Ottersberg 20 135 Wilstedt
Osterbruch Dorf Ottersberg 3 32 31 Ottersberg 5 28 Wilstedt
Altenbülstedt Dorf Ottersberg 15 104 114 Ottersberg 25 143 Wilstedt
Neuenbülstedt Dorf Ottersberg 20 173 mit Hollinghausen 164 Ottersberg 28 174 Wilstedt
Hollinghausen Sattelhof Ottersberg 1 16 Ottersberg 3 19 Otterstedt
Nartauen Dorf Ottersberg 17 115 108 Mairie Horstedt Ottersberg 22 128 Otterstedt
Hollen 2
Dannenberg Dorf Otterstedt 12 82 87 Mairie Fischerhude Ottersberg 18 97 Grasberg
Summe 2794 2537 ohne Nartauen und Dannenberg

Dannenberg wurde 1811/12 vermutlich irrtümlich unter der Mairie Ottersberg aufgeführt. Bei Hollen handelt es sich wahrscheinlich um einen einzelnen Wohnplatz bei Nartauen (nahe der heutigen Straße „Im Hollen“). Dieser Wohnplatz wurde weder 1791, noch 1811/12, noch 1823 separat aufgeführt, nur im Statistischen Jahrbuch für das Jahr 1813.

Mairie Horstedt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Maire: C.H. von Sandbeck, Horstedt)

Mairie Fischerhude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Maire: J.H.C. Strandes, Fischerhude)

Mairie Kirchtimke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Maire: Schnackenberg, Kirchtimke)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jahrbuch für die hanseatischen Departements, insbesondere für das Departement der Elb-Mündungen ; 1812. In: digitalisate.sub.uni-hamburg.de. S. 267, abgerufen am 30. August 2016.
  2. a b Statistisches Handbuch für das Department der Wesermündungen auf das Jahr 1813, Bremen 1813. In: digital.lb-oldenburg.de. Halem, Gerhard Anton von, S. 118–119, 187, 204, abgerufen am 30. August 2016.
  3. Christoph Barthold Scharf: Statistisch-topographische Sammlungen zur genaueren Kenntnis aller das Churfürstenthum Braunschweig-Lüneburg ausmachenden Provinzen. Bremen 1. Januar 1791 (google.com [abgerufen am 30. August 2016]).
  4. Johann Georg Ludwig Wilhelm Ubbelohde: Statistisches Repertorium über das Königreich Hannover, Hannover 1823. In: reader.digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 30. August 2016.
  5. Wilhelm Kranz: Ortsfamilienbuch Otterstedt. In: www.genpluswin-database.de. Abgerufen am 30. August 2016.