Kaufmann im Einzelhandel

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Kaufmann im Einzelhandel bzw. Einzelhandelskaufmann ist ein Ausbildungsberuf, dessen Tätigkeitsbereich dem Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung, Schwerpunkt Absatzwirtschaft und Kundenberatung, zugeordnet ist. Kaufleute im Einzelhandel sind vorwiegend für den Verkauf unterschiedlicher Konsumgüter angestellt.

Tätigkeitsbereich

Kaufleute im Einzelhandel informieren und beraten Kunden, verkaufen ihre vorhandenen Waren und kassieren den Preis für die Ware. Sie arbeiten auch im Laden und übernehmen betriebswirtschaftliche Aufgaben im Personal- und Rechnungswesen, wirken bei der Ladendekoration und bei der Sortimentsgestaltung mit. Beschäftigungsmöglichkeiten finden Kaufleute im Einzelhandel insbesondere in Fachgeschäften, Filialen oder Fachmärkten. Je nach Art, Größe und Struktur des Betriebes sind sie sowohl im Büro als auch im Verkaufsraum und im Lager tätig.

Ausbildung Deutschland

Im Jahr 2011 wurden in Deutschland 29.801 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Auf der deutschen Rangliste der Ausbildungsberufe nach Neuabschlüssen steht der Ausbildungsberuf damit auf Rang 1.[1]

Der Beruf wird ohne Spezialisierung nach Fachrichtungen oder Schwerpunkten im Handel ausgebildet. Die Ausbildungsinhalte umfassen unter anderem die Vermittlung von Kenntnissen in der Warenannahme, Warenkontrolle, der Verkaufsvorbereitung sowie der Lagerwirtschaft. Ein weiterer Lernbereich umfasst die Kundenkommunikation, z. B. das Führen von Beratungs- und Verkaufsgesprächen sowie die Abwicklung von Reklamationen. Aufgrund des ständigen Kontakts mit Kunden sollten angehende Kaufleute im Einzelhandel über mündliche Kommunikationsstärke, über ein sicheres Auftreten und gepflegte Umgangsformen verfügen.

Die reguläre Ausbildungszeit beträgt drei Jahre. Eine Verkürzung um bis zu einem Jahr kann stattfinden, wenn eine höhere Schulbildung bereits vor Beginn der Ausbildung erfolgreich abgeschlossen wurde (zum Beispiel die allgemeine Hochschulreife) oder wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird (beispielsweise aufgrund guter Schulnoten). Die Verkürzung wird im laufenden Jahr oder im Vorhinein bei der zuständigen Stelle (in der Regel die IHK) beantragt.[2]

Ausbildung Österreich

Die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann erfolgt ebenfalls im Rahmen einer dreijährigen Lehre im dualen Ausbildungssystem an den entsprechenden Berufsschulen und bei gewerblichen Lehrbetrieben.[3] Im Unterschied zu Deutschland gibt es in Österreich keine gesonderte Ausbildung zum Verkäufer. Daher wird der Lehrberuf Einzelhandel mit 14 verschiedenen Schwerpunkten angeboten: Allgemeiner Einzelhandel, Baustoffhandel, Einrichtungsberatung, Eisen- und Hartwaren, Elektro-Elektronikberatung, Fleischfachhandel, Kraftfahrzeuge und Ersatzteile, Lebensmittelhandel, Parfümerie, Schuhe, Sportartikel, Telekommunikation, Textilhandel, Uhren- und Juwelenberatung.[4] Als schulische Voraussetzung reicht laut Gesetz die Absolvierung der neunjährigen Schulpflicht. Die meisten erfolgreichen Bewerber haben jedoch eine Hauptschule und/oder Polytechnische Schule (Real/Regionale Schule) abgeschlossen.

Die Ausbildungsinhalte unterscheiden sich nicht wesentlich von jenen in Deutschland. Die schwerpunktspezifischen Ausbildungsinhalte ergeben sich aus den jeweiligen Tätigkeitsbereichen. Die Ausbildung endet mit der Lehrabschlussprüfung, die sich aus einem schriftlichen und mündlichen Teil zusammensetzt. Die bestandene Prüfung ermöglicht eine Verkürzung der Lehrzeit bei verwandten Berufen wie Foto- und Multimediakaufmann, Großhandelskaufmann und Lagerlogistiker, Industriekaufmann oder Bürokaufmann.[5]

Perspektive nach der Ausbildung

Das Problem der Niedriglohnbeschäftigung im deutschen Einzelhandel sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit ist signifikant angewachsen. Der private Dienstleistungssektor, zu dem auch der Einzelhandel zählt, weist generell eine niedrigere Tarifabdeckung und stärkere Verbreitung von atypischen Beschäftigungsformen, insbesondere Minijobs und Zeitarbeit, auf.[6]

So ist im Zeitraum von 1999 bis 2009 ein Anstieg von Teilzeitstellen zu verzeichnen. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung von 82 auf unter 75 %.[7] Nach der dualen Ausbildung endet das befristete Dienstverhältnis. Die Übernahmequote in ein Arbeitsverhältnis durch ihre Ausbildungsbetriebe für Kaufleute im Einzelhandel sinkt. Dem generellen Trend folgend ist die Rate in den neuen Bundesländern noch niedriger und liegt unter 40 %.[8]

Kaufleute im Einzelhandel können sich nach einem weiteren Jahr Berufspraxis unter anderem zum (Handels-)Fachwirten und Handelsassistenten weiterbilden.

Einzelnachweise

  1. Rangliste der Ausbildungsberufe des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)
  2. Berufsbildungsgesetz – § 8 Abkürzung und Verlängerung der Ausbildungszeit. Website des Bundesministeriums der Justiz. Abgerufen am 14. August 2012.
  3. Ausbildungsverordnung Einzelhandel (PDF; 192 kB) des österreichischen Wirtschaftsministeriums, aktuelle Fassung 2010
  4. Überblick über die 14 Ausbildungsschwerpunkte Lehrberufsinfo des österreichischen Wirtschaftsministeriums
  5. Weiterbildungsinfos des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (BIC) abgerufen am 31. März 2011
  6. Zusammenfassung einer Studie der Bertelsmannstiftung von 2010 Info des Deutschen Handelsverbandes abgerufen am 31. März 2011
  7. Berufe im Spiegel der Statistik Info des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung abgerufen am 31. März 2011
  8. Forschungsbericht 2010 (PDF; 649 kB) des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung abgerufen am 31. März 2011

Weblinks

Deutschland:

Österreich: