Klaus Hottinger

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Klaus Hottinger (* in Zollikon; † 9. März 1524 in Luzern) war ein Zürcher Bilderstürmer und gilt als erster reformatorischer Märtyrer der Schweiz.

Leben

Klaus Hottinger ist erstmals 1519 als Schuhmacher in Zürich erwähnt.[1] Er gehörte schon früh zum Kreis der radikalen Reformatoren um Ulrich Zwingli und war ein aktives Mitglied des Castelberger Lesekreises.[2] Mit provokativen Aktionen versuchte er den Gang der Zürcher Reformation zu beschleunigen. Im März 1522 war er einer der Teilnehmer des legendären Wurstessen/Fastenbruchs in der Offizin des Christoph Froschauers. Im gleichen Jahr musste er sich zusammen mit Konrad Grebel vor dem Rat wegen Predigtstörungen verantworten. Als er Im Herbst 1523 zusammen mit Hans Ockenfuss und Lorenz Hochrütiner das hölzerne Wegkreuz vor der Mühle Stadelhofen (heute ein Stadtteil Zürichs) entfernte, wurde er erneut vor den Rat geladen. Trotz der Beteuerung, das Holz für gute Zwecke zu verwenden, wurde er nach sechs Wochen Haft wegen Ikonoklasmus für zwei Jahre aus dem Zürcher Hoheitsgebiet verbannt.[3][4]

Hottinger wich in die Grafschaft Baden aus und soll überall die Gelegenheit genutzt haben, in privaten Stuben und in Gasthäusern Propaganda für den neuen Glauben zu betreiben. Im Februar 1524 wurde Hottinger in Klingnau festgenommen und verhört. Auf Begehren des eidgenössischen Landvogts Heinrich Fleckenstein wurde er nach Baden und später nach Luzern überführt. Trotz Intervention von Verwandten und Freunden aus Zürich wurde Hottinger am 9. März 1524 in Luzern mit dem Schwert hingerichtet.

Die Hinrichtung Hottinger wurde von Heinrich Bullinger und nach ihm von der gesamten reformierten Geschichtsschreibung als Zeugnis für den neuen Glauben hochstilisiert. Hottinger selber wurde zum „ersten evangelischen Märtyrer“ in der Eidgenossenschaft gestempelt.[5] Aufgrund seines Freundeskreises und seines Verhaltens wird Hottinger heute eher zu den Prototäufern gerechnet. Er entging wohl nur aufgrund seines frühen Todes den evangelischen Verfolgungen, denen seine früheren Weggefährten später ausgesetzt waren.[6]

Heinrich Bullinger räumt dem Fall Hottinger in seiner Reformationsgeschichte viel Platz ein und widmet ihm insgesamt drei Kapitel.[7] So stellte er Hottinger als eigentlicher Auslöser der Bilderdebatte der Zweiten Zürcher Disputation dar. In der Abschrift von Bullingers Reformationsgeschichte von 1605/1606 wurde der Text zusätzlich mit sechs bildstarken farbigen Miniaturen illustriert.[8]

Literatur

  • Peter Habicht: Wegen eines Wegkreuzes hingerichtet: Klaus Hottinger wird zum Märtyrer des Bildersturmes empostilisiert. In: Cécille Dupeux, Peter Jezler, Jean Wirth (Hgg.): Bildersturm. Wahnsinn oder Gottes Wille?, Bern 2000, S. 312-312.
  • Peter Burschel: Grenzgang als Entzauberung. Die Inszenierungen des Ikonoklasten Klaus Hottinger († 1524). In: Fludernik, Monika/Gehrke, Hans-Joachim (Hgg.): Grenzgänger zwischen Kulturen. Würzburg 1999, S. 213–226.
  • Thomas Schärli: Die bewegten letzten zwei Jahre im Leben des Niklaus Hottinger, Schuhmacher von Zollikon, enthauptet zu Luzern 1524. In: Zolliker Jahrheft, 26 (1984) S. 26–40.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bächtold (HLS)
  2. Arnold C. Snyder: The Birth and Evolution of Swiss Anabaptism, 1520 - 1530. In: Mennonite Quarterly Review 80 (2006), S. 501–645.
  3. Lee Palmer Wandel: Voracious Idols and Violent Hands: Iconoclasm in Reformation Zurich, Strasbourg and Basel. Cambridge, New York 1995. ISBN 0521663431, S. 71ff.
  4. Norbert Schnitzler: Ikonoklasmus – Bildersturm. Theologischer Bilderstreit und ikonoklastisches Handeln während des 15. und 16. Jahrhunderts. München 1996, ISBN 978-3770530526, S. 131ff.
  5. Vgl. Schärli (1984), S. 40.
  6. Vgl. Andrea Strübind: Eifriger als Zwingli. Die frühe Täuferbewegung in der Schweiz. Berlin 2003. ISBN 3-428-10653-9
  7. Johann Jakob Hottinger, Friedrich Salomon Vögelin (Hgg.): Heinrich Bullingers Reformationsgeschichte. Band 1, Frauenfeld 1838, S, 145-151. Digitalisat
  8. Vgl. Habicht (2000), S. 312f.