Klaus Tragbar

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Klaus Tragbar (* 1959) ist ein deutscher Bauforscher und Architekturhistoriker. Er lehrt Baugeschichte und Denkmalpflege an der Universität Innsbruck.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tragbar studierte Architektur an der Technischen Hochschule Darmstadt und spezialisierte sich früh auf Bauforschung und Bauaufnahme. 1989 schloss er das Studium mit dem Diplom ab. Von 1990 bis 1996 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Baugeschichte der TH Darmstadt, wo er am interdisziplinären Forschungsprojekt „Die Kirchen von Siena“ des Kunsthistorischen Instituts in Florenz, Max-Planck-Institut, an der Untersuchung der Baugeschichte des Doms Santa Maria Assunta in Siena beteiligt war.

1997 wurde er mit einer Arbeit zum mittelalterlichen Wohnbau in der Toskana bei Walter Haas promoviert. Tragbar erhielt Lehraufträge der TU Darmstadt (1996–1998, 2002) und der Universität Mainz (1997) und vertrat 1997/98 die Professur für Kultur- und Baugeschichte an der FH Frankfurt am Main. Von 1998 bis 2001 war er Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung. Für seine Forschungen zur Idee des ambientismo von Gustavo Giovannoni erhielt er 2001/02 ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Von 2002 bis 2014 lehrte er als Professor für Entwerfen, Baugeschichte und Architekturtheorie an der Hochschule Augsburg. Im Februar 2013 folgte er dem Ruf als Professor für Baukunst, Baugeschichte und Denkmalpflege an die Universität Innsbruck und leitete dort von 2017 bis 2023 das Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte sowie von 2013 bis 2020 das Forschungsinstitut Archiv für Baukunst, das 2021 in Archiv für Bau.Kunst.Geschichte umbenannt wurde.

Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Baugeschichte des Mittelalters und die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Rolle der historischen Stadt in der Moderne und die Architektur im Faschismus in Italien. Seit 2005 führt Tragbar Bauuntersuchungen an der Kirche der Erzabtei St. Peter in Salzburg durch. 2010 begann er mit der Bauforschung am Baptisterium in Aquileia. Seit 2023 leitet er gemeinsam mit Kai Kappel das Forschungsprojekt Sommerresidenzen und herrscherliche Refugien um den Monte Vulture. Wohnkomfort und Naturerfahrung im spätstaufisch-frühangevinischen Süditalien.

Klaus Tragbar war von 2000 bis 2016 Mitglied im Vorstand der Koldewey-Gesellschaft für baugeschichtliche Forschung. Er ist Gründungsmitglied und war von 2013 bis 2019 Mitglied im Vorstand der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte. Zudem ist er Mitglied im Editorial Advisory Panel des Journal of Construction History. Mit Barry Bergdoll und Andreas Schwarting ist er Herausgeber der Zeitschrift architectura. Zeitschrift für Geschichte der Baukunst / Journal of the History of Architecture.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien und Herausgeberschaften (Auswahl)

  • Vom Geschlechterturm zum Stadthaus. Studien zu Herkunft, Typologie und städtebaulichen Aspekten des mittelalterlichen Wohnbaues in der Toskana (um 1100–1350) (Beiträge zur Kunstgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 10). Münster 2003 (= Dissertation)
  • mit Christoph Hölz und Veronika Weiss: Architekturführer Innsbruck / Architectural Guide Innsbruck (Schriftenreihe des Archivs für Baukunst 10). Innsbruck 2017
  • mit Volker Ziegler: Planen und Bauen im Grenzraum / Planning and Building in Border Regions (Innsbrucker Beiträge zur Baugeschichte 1). Berlin, München 2019
  • Die Multiple Moderne / The Multiple Modernity (Innsbrucker Beiträge zur Baugeschichte 2). Berlin, München 2021
  • Die Zukunft der Nachkriegsmoderne (Innsbrucker Beiträge zur Baugeschichte 3). Berlin, München 2022

Aufsätze (Auswahl)

  • Il campanile del duomo di Siena e le torri gentilizie della città, in: Bullettino Senese di Storia Patria 102, 1995, S. 159–186
  • Das dritte Rom. Vom ›caput mundi‹ zur ›capitale d’Italia‹, in: Christina Strunck (Hrsg.): Rom – Meisterwerke der Baukunst von der Antike bis heute. Festgabe für Elisabeth Kieven. Petersberg 2007, S. 468–484
  • Dante und der Duce. Zu den politischen Motiven der Umgestaltung historischer Städte in der Toskana, in: Aram Mattioli, Gerald Steinacher (Hrsg.): Für den Faschismus bauen. Architektur und Städtebau im Italien Mussolinis (Kultur, Philosophie, Geschichte 7). Zürich 2009, S. 189–210
  • Constructing Siena Cathedral. Sources and Observations on the Use of Brick in the Middle Ages, in: Karl-Eugen Kurrer, Werner Lorenz, Volker Wetzk (Hrsg.): Proceedings of the Third International Congress on Construction History. Berlin 2009, S. 1411–1417
  • Neue Forschungen zu St. Peter in Salzburg, in: Bericht über die 45. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 30. April bis 4. Mai 2008 in Regensburg. Dresden 2010, S. 255–262
  • Der Quartiere Salicotto in Siena. Eine Stadtsanierung der 1930er Jahre in Italien, in: Kai Krauskopf, Hans-Georg Lippert, Kerstin Zaschke (Hrsg.): Neue Tradition 3. Europäische Architektur im Zeichen von Traditionalismus und Regionalismus. Dresden 2012, S. 143–166
  • »Fatta l’Italia, bisogna fare …« eine nationale italienische Architektur, in: Damian Dombrowski (Hrsg.): Kunst auf der Suche nach der Nation. Das Problem der Identität in der italienischen Malerei, Skulptur und Architektur vom Risorgimento bis zum Faschismus. Berlin 2013, S. 102–119
  • »Der Geist der Tradition«. Anmerkungen zu Historizität und Erinnerung in der italienischen Moderne, in: Kai Kappel, Michael Müller (Hrsg.): Geschichtsbilder und Erinnerungskultur in der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts. Regensburg 2014, S. 59–74
  • Constructing a Cathedral. Notes on the Construction Management of Siena Cathedral, in: Brian Bowen u. a. (Hrsg.): Proceedings of the Fifth International Congress on Construction History. Chicago 2015, Bd. 3, S. 455–463
  • Die Inszenierung der Toten. Italienische Kriegsgräberstätten im Alpenraum als Mittel faschistischer Propaganda, in: RIHA Journal 0164, 27 June 2017
  • Siena 1357. The failure of a great plan, in: Ine Wouters u. a. (Hrsg.): Building Knowledge, Constructing Histories. Leiden 2018, Bd. 1, S. 43–49
  • Die Entdeckung des ›ambiente‹. Gustavo Giovannoni und der Beginn der modernen Städtebautheorie in Italien, in: Christine Beese, Ralph-Miklas Dobler (Hrsg.): L’Urbanistica a Roma durante il ventennio fascista (Quaderni della Bibliotheca Hertziana 1). Rom 2018, S. 171–191
  • mit Elmar Kossel: Conquest through Architecture? Italy’s Strategies of Appropriation in Alto Adige and the Trentino after 1920, in: Borut Klabjan (Hrsg.): Borderlands of Memory. Adriatic and Central European Perspectives (Cultural Memories 2). Oxford u. a. 2019, S. 187–21
  • »Presente!« Kult und Raum im Italien des Faschismus, in: Maximiliane Buchner, Anna Minta (Hrsg.): Raumkult – Kultraum. Zum Verhältnis von Architektur, Ausstattung und Gemeinschaft (Linzer Beiträge zur Kunstwissenschaft und Philosophie 10). Bielefeld 2019, S. 47–60
  • Capri, il Mediterraneo e la modernità, in: Stamatina Kousidi (Hrsg.): Viaggi e Viste. Mediterraneo e Modernità (Momenti di Architettura Moderna, Quaderni 3). Firenze 2020, S. 81–93
  • mit Elmar Kossel: Tirol erwacht! Drei Perspektiven auf ein Land im Aufbruch: Josef Lackner, Norbert Heltschl und Franz Kotek, in: Johann Gallis, Albert Kirchengast (Hrsg.): Brutalismus in Österreich 1960–1980. Eine Architekturtopografie der Spätmoderne in 9 Perspektiven. Wien 2022, S. 56–83

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]