Kleine Entente

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Karte der Kleinen Entente
Konferenz der Kleinen Entente in Belgrad. Von links nach rechts: Edvard Beneš (cs), Nicolae Titulescu (ro) und Bogoljub Jevtić (yu)

Als Kleine Entente wird das Bündnissystem zwischen der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien von 1920–1938 bezeichnet. Es wurde von Frankreich und Polen gefördert.

Die Kleine Entente bestand aus einer Reihe von „antirevisionistischen“ Defensivbündnissen zwischen der Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien in der Zwischenkriegszeit. Sie entstand aus einem Bündnis zwischen der Tschechoslowakei und Jugoslawien, das am 14. August 1920 geschlossen wurde. 1921 schloss sich diesen beiden Mächten Rumänien an, indem es ein Bündnis mit der Tschechoslowakei (23. April 1921) und eines mit Jugoslawien (7. Juni 1921) schloss, das sich gegen Bulgarien richtete. Alle drei Staaten orientierten sich außenpolitisch an Frankreich. Frankreich hatte mit der Ablehnung des Versailler Vertrags durch den Senat der Vereinigten Staaten seine militärische Rückendeckung durch die USA verloren, die nach dem Ersten Weltkrieg zu einer isolationistischen Politik zurückkehrten. So sah sich die französische Diplomatie veranlasst, Ersatz zu schaffen. Die Kleine Entente war ein wichtiger Baustein französischer Sicherheitspolitik in Osteuropa zur Aufrechterhaltung des nach dem Ersten Weltkrieg neu geschaffenen Staatensystems. Sie sollte den Status quo im Donauraum sichern. Dieser war auch durch den deutschen Vertragsrevisionismus bedroht, der auf einen Anschluss Deutsch-Österreichs an Deutschland aus war.

Sie richtete sich aber vor allem gegen Ungarn, das nach dem Zerfall der Donaumonarchie große Gebiete an die Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien abtreten musste, und zwar:

  • Ungarn verlor dadurch 59 % seines Territoriums und 68 % seiner Bevölkerung. Damit gerieten auch ca. 3 Millionen Ungarn, die in den abgetretenen Gebieten lebten, unter fremde Herrschaft. Ungarn war nicht bereit, das hinzunehmen und verkündete sein Ziel einer Revision dieser durch den Friedensvertrag von Trianon 1920 gezogenen Grenzen.

Daneben sollte die Kleine Entente auch eine Restauration der Habsburgermonarchie verhindern, was in der auf der Konferenz von Bled August 1935 beschlossenen Resolution besonders zum Ausdruck kam.[1] Obwohl sich die Staaten der Kleinen Entente 1933 in einem Organisationspakt enger zusammenschlossen, begann sie in der Folgezeit zu zerfallen. Jugoslawien und Rumänien näherten sich außenpolitisch Hitler-Deutschland an. Mit dem Münchener Abkommen 1938, in dem die Tschechoslowakei die sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich abtreten musste, fand die Kleine Entente ihr Ende.

Siehe auch

Literatur

  • Magda Ádám: Richtung Selbstvernichtung. Die Kleine Entente 1920–1938. Corvina u. a., Budapest u. a. 1989, ISBN 963-13-2498-2.
  • Günter Reichert: Das Scheitern der Kleinen Entente. Internationale Beziehungen im Donauraum von 1933 bis 1938 (= Veröffentlichung des Sudetendeutschen Archivs in München. 6, ZDB-ID 504307-4). Fides-Verlagsgesellschaft, München 1971, (= Zugleich: Bonn, Universität, Dissertation, 1971).

Zeitgenössische Literatur

  • Die kleine Entente. Politik, Wirtschaft, Kultur (= Prager Presse. Sonderbeilage, 31. Mai 1933, ZDB-ID 84155-9). Prager Presse, Prag 1933.
  • Rudolf Ottow: Die kleine Entente. Hartmann, Greifswald 1935, (Greifswald, Universität, Dissertation, 1935).
  • Kamil Krofta: Die Tschechoslovakei und die kleine Entente in der heutigen europäischen Politik. Exposé des Außenministers. Vorgetragen am 21. Mai 1937 in den Außenausschüssen des Abgeordnetenhauses und des Senates der Nationalversammlung (= Tschechoslovakische Quellen und Dokumente. Nr. 22, ZDB-ID 84155-9). Orbis, Prag 1937.
  • Jenő Horváth: Die kleine Entente. Beitrag zur Geschichte der Diplomatie. Danubia, Budapest u. a. 1943.

Einzelnachweise

  1. Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld (= Veröffentlichungen des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts. 14) Verlag für Geschichte und Politik, Wien u. a. 1996, ISBN 3-7028-0328-9, S. 1196.