Kleiner Reinsbrunnen

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Der zur Grotte eingefasste Reinsbrunnen
Wasserfrau mit Kind.

Der Kleine Reinsbrunnen ist ein historischer Brunnen in Göttingen. Er befindet sich in der Oststadt von Göttingen oberhalb der Schillerwiese und im unteren Bereich des Hainbergs am so genannten Molkegrund (Ecke Herzberger Landstr. und Bismarckstr.). In der Quellengrotte befindet sich eine Bronzeplastik, die eine aus dem Wasser auftauchende Wasserfrau darstellt, welche ein Kind in ihren Armen hält, um es seiner Mutter zu reichen. Dabei wird an eine Sage erinnert, die an diesen Brunnen anknüpft, in der man seine ungeborenen Geschwister im Quellwasser erblicken kann.

Geschichte

Schwanenteich am Stadtwall (Cheltenhampark), der vom Wasser des Reinsbrunnen gespeist wird

Am Molkengrund befanden sich früher verschiedene Quellen, deren Wasser im Reinsbrunnen (auch Reinhardsbrunnen genannt) gesammelt wurde und die Stadt mit Wasser versorgte. Der Reinsbrunnen belieferte noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein die Stadt Göttingen mit frischem Trinkwasser. Seine erste Einfassung ist vermutlich schon 1568 vorgenommen worden. Eine kleine Wasserleitung aus Holzrohren führte zum Feuerteich am Stadtgraben. Heute befindet sich dort der Schwanenteich.[1] Die endgültige Fassung und Einwölbung erfolgte 1873, unter Oberbürgermeister Georg Merkel, durch die Anlage der ersten großen städtischen Wasserleitung mit ihrem Behälter am Hainholzweg. In der Nähe des Reinsbrunnens befindet sich die Nebenquelle der Kleine Reinsbrunnen, dessen Wasser mit dem der Hauptquelle gemeinsam der Stadt zugeleitet wird.

Der Kleine Reinsbrunnen war eine in Stein eingefasste Quelle im Stil einer Grotte und somit ein beliebtes Ausflugsziel von Studenten. Der Brunnen wird in historischen Reiseführern oft als lohnendes Ausflugsziel für Verliebte empfohlen.[2] Der Komponist Johannes Brahms soll sich hier 1859 mit der Professorentochter Agathe von Siebold getroffen haben.

An Pfingsten war es einst Brauch, dass Mütter und Mädge ihre kleinen Kinder dort hinführten. Als Gabe warfen sie Brot, Kuchen, Zwieback oder Blumen für die noch ungeborenen Babies ins Wasser. Der Sage nach konnte man nämlich seine zukünftigen Geschwister und eine Frau im Quellwasser sehen. "(...) war es Brauch, dass die Mädchen und Frauen aus Göttingen in der Osternacht zum Reinsbrunnen gingen. Der Sage nach konnten sie im Wasser das Bild ihres künftigen Geliebten sehen und der Genuss von Osterwasser aus diesem Brunnen versprach Kindersegen. Wenn in Göttinger Familien Nachwuchs angekommen war, wurde den Kindern erzählt, die Nixe aus dem Reinsbrunnen habe das Geschwister gebracht."[3]

Seit 1775 wurde der Hainberg, der zuvor als Weideland für Schafe, Ziegen und Schweine diente, langsam mit aufwendigen Anpflanzungsaktionen wiederbewaldet. 1897-98 wurde der Reinsbrunnen im Zuge dieser Aufforstung, aus hygienischen Gründen, zugemauert. Die Wasserfrau mit dem Kind wurde erst im Jahre 1901 auf Initiative des Göttinger Verschönerungsvereins von dem Bildhauer Friedrich Küsthardt angefertigt und aufgestellt, damit die Kindersage des Reinsbrunnens nicht in Vergessenheit geraten würde. Oft werden der Wasserfrau Blumen oder andere Geschenke als Opfergaben in die Grotte gestellt, damit sich ein unerfüllter Kinderwunsch erfüllen soll. Der Verschönerungsverein wollte eigentlich Geld für die Errichtung eines neuen Marktbrunnens sammeln. Da die Stadtverwaltung jedoch unerwartet diese Kosten übernahm, blieb dem Verein das Geld schließlich für eine Wasserfrauenfigur am Molkengrund. Das Göttinger Gänseliesel und die Wasserfraufigur wurden beide im Frühjahr 1901 aufgestellt.

Durch Vandalismus im Mai 2010 wurde ein Arm des Babys entwendet, dieser wurde später von Wanderern gefunden und bei der örtlichen Forstverwaltung abgegeben. Durch Sponsoring eines Metallbauunternehmens wurde die Bronzeplastik wieder vollständig restauriert.[4] Seit August 2015 wird der Reinsbrunnen wieder mit Wasser versorgt, zuvor war die Wasserzufuhr der mehr als hundert Jahre alten Anlagen an der Schillerwiese wegen eines Defekts an der Zuleitung unterbrochen gewesen.[5]

Einzelnachweise

  1. Johann Daniel Gruber, Zeit- und Geschicht-Beschreibung der Stadt Göttingen, Erster Band, Hannover Göttingen 1734 (S.24)
  2. Daniel Ludwig Wallis : Der Göttinger Student, oder Bemerkungen, Rathschläge und Belehrungen über Göttingen und das Studentenleben auf der Georgia Augusta, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1813 (S.52)
  3. der Stadt Göttingen: Im -Waldblatt Nr. 8 (Der Molkengrund). Informationen aus dem Stadtwald Göttingen
  4. Göttinger Tageblatt: Nixe und Kind am Kleinen Reinsbrunnen besuchen (Zeitungsartikel vom 1. August 2011)
  5. Göttinger Tageblatt: Göttinger Reinsbrunnen sprudelt wieder (Zeitungsartikel vom 19. August 2015)

Weblinks und Quellen

Koordinaten: 51° 32′ 6,3″ N, 9° 57′ 36,4″ O