Kontrollierte Wohnraumlüftung

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Querschnitt eines Passivhauses mit Lüftungstechnik

Eine kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) ist eine mechanische Lüftung zur definierten Be- und Entlüftung von Wohnungen. Man unterscheidet hierbei zwischen dezentraler und zentraler Lüftung. Je nach Ausstattung entzieht ein Wärmetauscher Wärme aus der Abluft und heizt damit die Zuluft vor. Es gibt verschiedene Systeme der kontrollierten Wohnraumlüftung, die sich zum einen unterscheiden durch Einzelgeräte und Zentralgeräte und zum anderen nach dem Funktionsprinzip (Abluftsystem, Zuluftsystem, Zu- und Abluftsystem, mit und ohne Wärmerückgewinnung, mit Wärmepumpe).[1] In Deutschland lag 2015 der Umsatz für Wohnraumlüftungen um 455 Mio €,[2], in Österreich 2014 bei 56,5 Mio. €.[3]

KWL kann auch dem Schallschutz dienen: wer z. B. wegen Verkehrslärm nicht bei offenem Fenster schlafen kann, kann sein Schlafzimmer mittels KWL be- und entlüften.

Die meisten KWL-Systeme enthalten Luftfilter. Sie filtern die Zuluft, bevor sie sie in den angeschlossenen Räumen verteilen. Das kann Allergikern nützen und führt dazu, dass man weniger Staub in der Wohnung hat.

Eine unkontrollierte Wohnungslüftung hingegen ist die freie Lüftung von Wohnungen mittels Fensterlüftung, Fugenlüftung oder Schachtlüftung.

Allgemeines

Installation mit Bodenkanälen

Als Ende des 20. Jahrhunderts immer besser gedämmte Gebäude und Passivhäuser aufkamen, zeigte sich, dass die Gebäudehülle dieser Häuser so luftdicht ist, dass im Gebäude entstandene Feuchtigkeit (durch Ausatmen, Schwitzen, Kochen, Duschen u. ä.) und Gerüche (Kochen, Toilette) nicht mehr in hinreichendem Maße durch Fugen (an den Rahmen von Fenstern und Türen, an Rolladenkästen, durch Kellerfenster u. ä.) nach draußen gelangen und dass umgekehrt zu wenig Außenluft („Frischluft“) ins Haus eintritt. Nicht selten bildete sich in Feuchträumen, speziell im Bad, Schimmel.

Durch die inzwischen sehr viel bessere Wärmedämmung der Gebäudehülle, vergrößerte sich der Anteil des Lüftungswärmeverlusts am Gesamtwärmeverlust eines Gebäudes. Um in Niedrigenergie- und Passivhäusern auf eine aufwendige Zentralheizungsinstallation verzichten zu können, wurde es notwendig, die Be- und Entlüftung von Häusern zu automatisieren und den Wärmeinhalt der Abluft über einen Wärmetauscher zurückzuhalten und der Zuluft zuzuführen („Wärmerückgewinnung“). Eine elektronische Regelung steuert die Luftmenge und beugt dem Einfrieren des Wärmetauschers vor. Das Lüften wird dadurch – anders als beim Lüften per Fenster – weitgehend unabhängig von Windgeschwindigkeit und -richtung sowie der Temperaturdifferenz zwischen drinnen und draußen. So kam es zu dem Begriff kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL).

Die Luft wird vor dem Hineinleiten in die Räume gefiltert. So wird auch verhindert, dass Fluginsekten mit der Luft ins Haus gelangen.

Je höher der Wirkungsgrad des Wärmetauschers, desto weniger Wärmeenergie wird dem Gebäudeinneren entzogen. Die kontrollierte Wohnraumlüftung soll sicherstellen, dass überschüssige Luftfeuchtigkeit und Luftschadstoffe – etwa Kohlenstoffdioxid – abtransportiert werden.

Wie luftdicht eine Gebäudehülle ist, kann man durch einen Blower-Door-Test ermitteln. In vielen Altbauten bewirken alte Fenster und Türen, dass – gerade bei Wind und/oder Kälte – der Luftaustausch zwischen drinnen und draußen hoch ist. Neue Fenster haben zwei oder drei Dichtungsebenen.

Kontrollierte Wohnraumlüftungen arbeiten nahezu geräuschlos. Die Lüftungsleitungen werden meist im Fußbodenaufbau unter dem Estrich installiert. Vertikalleitungen können in gewöhnlichen Installationsschächten, senkrechten Wandaussparungen und eventuell in Kabelschächten oder in einfachen Zwischenwänden (z. B.: aus Gipskarton) verlegt werden.

Früher und Heute

Während in den beengten Wohnverhältnissen großer innerstädtischer Miethäuser schon seit langer Zeit eine Zwangslüftung über senkrecht durchs Gebäude laufende Lüftungsschächte vorgesehen wurde, genügte in den meisten anderen Gebäuden der Luftaustausch, der sich durch die Fugen zwischen Fensterflügeln und Fensterrahmen sowie durch den von Öfen und Kaminen verursachten Unterdruck ergab.

Es wird davon ausgegangen, dass sich durch die Abdichtung der Gebäudehülle und hier insbesondere durch den Austausch von Fenstern und Türen der natürlich einstellende Luftwechsel vielfach um das 40-fache reduziert.[4]

Eine Gegenüberstellung der Einflussfaktoren zeigt die deutliche Veränderung der durch einen 4-Personen-Haushalt durchschnittlich täglich erzeugten Feuchtemengen (in kg):[4]

Befeuchtung durch Früher Heute Ursachen
Kochen 1,6 1,2 Es wird weniger aufwendig und insgesamt seltener selbst gekocht.
Waschen, Duschen, Baden 0,4 2,4 Heute hat jede Wohnung eine Dusche oder Badewanne.
Wäsche waschen & trocknen 0,4 1,2 Vollautomatische Waschmaschinen verlocken zu häufigem Waschen.
Ausatmen & Verdunstung der Bewohner 2,0 1,6 Geringere Belegungsdichte heutiger Wohnungen.
Pflanzen gießen 1,6 2,1 Mehr Zimmerpflanzen als früher.
Summe 6,0 8,5
Entfeuchtung durch Früher Heute Ursachen
Fenster und Türen -3,0 -0,5 Fugendichtungsprofile verhindern den Luftaustausch.
Offene Feuerstelle, Kamin, Ofen -3,0 0 Der Unterdruck im Schornstein sorgte für einen ständigen Abluftstrom.
Bilanz +/- 0,0 + 8,0

Unterscheidung nach Aufbau

Man unterscheidet zwischen zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen sowie zwischen nachgerüsteten und Neubau-Anlagen.

  • Zentrale Anlagen haben zwei Ausgänge (Fortluft die nach außen geführt wird, Zuluft die den Wohnräumen zugeführt wird) und zwei Eingänge (Außenluft die von außen zugeführt wird, Abluft die aus den Wohnräumen abgesaugt wird). Zentrale Anlagen sind aufwändiger, denn die Lüftungskanäle müssen von den Wohnräumen zur Anlage geführt werden. Es kommen zwei Umluftarten zum Einsatz:
    • Bei der einfacheren Variante 1 werden Schlaf- und Wohnräume an die Zuluftkanäle, Küche, Bad und WC an die Abluftkanäle angeschlossen. Die Räume werden durch schalldämpfende Tür- oder Wandöffnungen verbunden.
    • Bei Variante 2 ist jeder Raum einzeln regulierbar; jeder hat einen eigenen Zuluft- und einen Abluftkanal.
  • Dezentrale Anlagen eignen sich besonders für die Nachrüstung einzelner Räume, in denen besondere Lüftungsprobleme bestehen (z. B. Bad, Küche, WC). Sinnvoll ist der Einsatz zum Beispiel in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit und Wärmebrücken an der Außenwand, in Küchen oder anderen Räumen mit regelmäßiger starker Luftverschmutzung wie zum Beispiel in Raucherzimmern. Da dezentrale Lüftungsgeräte nur in einzelnen Räumen angebracht werden, eignen sie sich auch für den nachträglichen Einbau in bestehenden Gebäuden. Oft werden sie neben dem Fenster oder im Bereich der Fensterbank montiert.

Dezentrale Anlagen arbeiten entweder mit einem kleinen Wärmeübertrager (Kreuzstrom- oder Kreuzgegenstromwärmeübertrager) oder mit einem Regenerator (Wärmezwischenspeicher im zeitversetzten Gegenstromverfahren). Bei Verwendung eines Regenerators kann bis ca. −15 °C auf Frostschutzmaßnahmen verzichtet werden. Das Regeneratorprinzip garantiert hygienische Feuchterückgewinnung, wenn ein porenfreier Wärmespeicher eingesetzt wird. Durch Abschalten des Reversieren der Ventilatoren kann auf Knopfdruck ohne mechanische Teile die Wärmerückgewinnung abgeschaltet werden. Das System mit Regeneratoren arbeitet immer mit paarigen Geräten in zwei verschiedenen Zimmern oder mit einem Doppelgerät zur Belüftung eines Einzelzimmers.

Auslegung und Planung einer kontrollierten Wohnraumlüftung

Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung WRG (Zentraleinheit)
Plattenwärmetauscher - Typen / WRG

Die Auslegung einer kontrollierten Wohnraumlüftung nach gefördertem Volumenstrom ist notwendig, um einen Mindestluftwechsel in den Räumen zu gewährleisten. Die Auslegung ist vor allem für programmgeführte Anlagen notwendig, da sie die aktuelle Schadstoffkonzentrationen in den Räumen nicht ausreichend genau messen oder die Außenluftzufuhr nicht regeln können. Die Auslegung hat das Ziel, einen ausreichend erscheinenden Wert (oder mehrere Werte mit groben Abstufungen) für die Frischluftzufuhr zu definieren. Diese Luftmengen werden dann unabhängig von der tatsächlichen Sachlage den Räumen zugeführt. Neuere Anlagen arbeiten bedarfsorientiert bspw. mittels CO2-Regelung und/oder Feuchterückgewinnung, um nicht zu große Mengen Luft zuzuführen, was zu einer unnötigen Austrocknung der Räume führen kann.

Als hygienisch notwendig werden etwa 30 m³ Luftmenge pro Person und Stunde angesehen.[5] Bei vier dauernd anwesenden Personen müssten also etwa 120 m³ pro Stunde ausgetauscht werden; dies entspricht bei 200 m² Wohnfläche und einem Gebäudevolumen von 500 m³ einer Luftwechselrate von 0,2–0,3 h−1.

Bewährt hat sich ein Mindestluftwechsel von 0,3 bis 0,5 h−1 für die Auslegung, pro Stunde kann also ein Drittel bis die Hälfte in einem Raum vorhandene Luftmenge ausgetauscht werden. Je größer die Wohnnutzfläche und je geringer die Anzahl der anwesenden Personen, desto geringer kann der Mindestluftwechsel ausfallen. Wenn eine Anlage mit Erdwärmeübertragern im Sommer zur Klimatisierung eingesetzt wird, sind grundsätzlich höhere Luftwechselraten anzustreben. Wird die Anlage im Winter mit zu hohem Luftwechsel betrieben, kann es zu einer Austrocknung der Luft in den Wohnräumen führen, welcher durch bedarfsorientierte Regelungen bzw. Feuchterückgewinnung verhindert werden kann.

Für die Auslegung einer kontrollierten Wohnraumlüftung gibt es unterschiedliche Normen und Empfehlungen. Dazu zählen die ÖNORM H 6038:2014, die EN 15251, die DIN 1946-6:2009 (die u.a. ein Lüftungskonzept fordert), die SIA 382/1, sowie Empfehlungen des Passivhausinstituts oder von komfortlüftung.at.[6]

Auslegung einer kontrollierten Wohnraumlüftung nach ÖNORM H6038

In der ÖNORM H6038 sind drei Auslegungsarten definiert – die jeweils höchste Auslegung ist anzuwenden:

Raumarten
Badezimmer, auch mit WC benötigen 40 m³/h, eigenständige WC Räume 20 m³/h, Abstellräume 10 m³/h, Kochnischen und Küchen 40 m³/h. Damit sind kontrollierte Wohnraumlüftungen nicht für den Dunstabzug geeignet.
Personen
Als Mindestaußenluftvolumenstrom gilt 36 m³/h je Person
Luftwechsel
Der erforderliche Mindestluftvolumenstrom errechnet sich mittels der folgenden Formel:

Mindestluftvolumenstrom (in m³/h) = Wohnnutzfläche (in m²) × lichte Raumhöhe (in Meter) × Mindestluftwechsel (wobei der Mindestluftwechsel bei 0,5/h liegen sollte und bei mehr als 150 m² Wohnnutzfläche bis auf 0,3/h verringert werden darf)

Bauaufsichtliche Richtlinie über die Lüftung fensterloser Küchen, Bäder und Toilettenräume, Stand April 2009

Die Richtlinie in der Fassung vom April 1988 wurde mit der Bekanntmachung des Bayerischen Staatministeriums des Inneren vom 21. Juli 1997 als Technische Baubestimmung in Bayern eingeführt.

Die Richtlinie bezieht sich auf die §43 Abs. 1 und §48 Abs. 1 Satz 2 der Musterbauordnung (MBO) nach der in Wohnungen fensterlose Küchen, Kochnischen, Bäder und Toiletten (fensterlose Räume) nur zulässig sind, wenn eine wirksame Lüftung dieser Räume gewährleistet ist.

Zu diesem Zweck muss jeder fensterlose Raum unmittelbar durch eine mechanische Lüftungsanlage entlüftet werden können und eine Zuluftversorgung haben. Die Lüftungsanlage muss neben der Grundlüftung der fensterlosen Räume in Küchen zusätzlich eine Stoßlüftung ermöglichen und so ausgeführt werden, dass bei Grundlüftung in der Wohnung keine Zugbelästigungen entstehen und keine Gerüche in andere Räume übertragen werden.

Luftvolumenströme für Zu- und Abluft
Fensterloser Raum Luftvolumenstrom [m³/h]
Betriebsfall A1 Betriebsfall B2
Küche:
- Grundlüftung
- Stoßlüftung

40
200

60
200
Kochnische 40 60
Bad (auch mit WC) 40 60
Toilettenraum 20 30

Betriebsfall A - Nutzungsunabhängige Betriebsdauer von mindestens 12 Stunden täglich, Stoßlüftung muss möglich sein.
Betriebsfall B - Nutzungsabhängige Betriebsdauer, Stoßlüftung muss möglich sein.

Lüftung von Bädern und Toilettenräumen ohne Außenfenster nach DIN 18017-3[7]

Entlüftungsanlagen zur Entlüftung von Bädern (mit/ohne WC) werden wahlweise für folgende planmäßige Mindest-Abluftvolumenströme [qv] ausgelegt:

  • 40 m³/h, wenn die Entlüftungsanlage dauernd läuft. Bei geringem Luftbedarf (z.B. nachts) kann der Abluftstrom auf 20 m³/h reduziert werden, jedoch höchstens 12 Stunden täglich.
  • 60 m³/h, wenn die Entlüftungsanlage während der Nutzung nach Bedarf gesteuert wird. Bei geringem Luftbedarf (z.B. nachts) kann der Abluftstrom auf einen Tages-Mittelwert von 15 m³/h reduziert werden. Dies gilt nicht für Küchen und Kochnischen. Eine Ventilator-Stillstandszeit bis zu einer Stunde ist zulässig. Im Bad kann die Entüftung vorübergehend abgeschaltet werden, wenn das Bad nicht zum Trocknen von Wäsche genutzt wird oder eine auf andere Art erhöhte Feuchtbelastung vorliegt und der Wärmeschutzstandard des Gebäudes den Anforderungen Wärmeschutzverordnung 1995 entspricht. Durch eine Nachlaufsteuerung ist sicherzustellen, dass nach jedem Ausschalten des Lüftungsgerätes weitere 15 m³ Luft abgeführt werden.

Die Steuerung nach Bedarf kann bei fensterlosen Räumen durch eine Kopplung der Entlüftungsanlage an die Beleuchtung oder ansonsten durch einen Feuchtesensor umgesetzt werden.

Für Kochnischen und Küchen mit Fenster gelten die oben genannten Abluftvolumenströme entsprechend (siehe hierzu auch DIN 1946-6).
Bei reinen Toilettenräumen dürfen die angegebenen Abluftvolumenströme halbiert werden.
Bei fensterlosen Bädern und Toiletten kann es sinnvoll sein, die jeweiligen Werte zu verdoppeln.

Soll die Entlüftungsanlage zugleich auch die Lüftung der Wohn- und Aufenthaltsräume übernehmen, können Einzelheiten zur Bemessung und Ausführung der DIN 1946-6 entnommen werden. Dies gilt auch, wenn eine Bonusregelung nach der EnEV in Anspruch genommen wird.

Stördruck
Die nötigen Abluftvolumenströme dürfen sich den Einfluss von Wind und thermischem Auftrieb in vertikalen Lüftungskanälen nicht um mehr als 15 % verändern.
Es ist davon auszugehen, dass sich der statische Druck zwischen den entlüfteten Räumen und den Auslassöffnungen in der Gebäudehülle um 40 Pa vergrößert oder verringert. Bei waagerechter Abluftführung kann der Stördruck 60 Pa betragen.
Bei gemeinsam genutzten Abluftkanälen soll sich der Volumenstrom am untersten Gerät um höchstens 10 % verringern, wenn alle Lüftungsgeräte aktiv sind.

Nachströmung der Außenluft
Aus dem zu entlüftenden Raum sollte die Abluft möglichst nahe der Decke abgeführt werden. Der von der Entlüftungsanlage abgesaugte Luftstrom muss sodann durch Luftspalte unter den Innentüren (von ca. 1-3 cm Breite) und anschließend durch Undichtigkeiten der Gebäudehülle nachströmen können (Infiltration). Der Außenluftanteil pro Nutzungeinheit kann auf Grundlage der DIN 1946-6 ermittelt werden. Bei einem nach heutigen Maßstäben luftdicht hergestellten Gebäude werden Außen-Luftdurchlässe (ALD) in der Gebäudehülle notwendig (deren Anzahl und Größe anhand der in der Norm angegebenen Tabellen abgeschätzt werden kann) um eine ausreichende Nachströmung gewährleisten zu können.

Entlüftungsleitungen
Die Abluftleitungen sollen mit Gefälle zu einem Punkt hin verlegt werden, an dem sich eventuell entstehendes Kondensat sammeln kann, ohne Schaden anzurichten. Durch eine Wärmedämmung der Leitungen in unbeheizten Räumen kann die Kondensatbildung deutlich reduziert werden. Zwischen den Anschlußleitungen aus den einzelnen Nutzungseinheiten sollte die Hauptleitung senkrecht und ohne Versprünge oder Querschnittsreduzierung geführt werden, sonst ist die Leitungsanlage rechnerisch zu bemessen.

Rückschlagklappen, Reinigungsöffnungen, Filter und Ventilatoren
Nach jedem Lüftungsgerät ist eine Rückschlagklappe vorzusehen, damit Gerüche und Staub nicht in andere Nutzungseiheiten übertragen werden können. Werden außer Küche und Bad noch weitere Räume innerhalb einer Wohnung angeschlossen, so sind weitere Rückschlagklappen erforderlich. Rückschlagklappen müssen bei einer Druckdifferenz von weniger als 10 Pa dicht schließen. Der Leckluftvolumenstrom darf 0,01 m³/h (10 l/h) bei einer Druckdifferenz von 50 P nicht überschreiten.
In den Abluftleitungen sind genügend Reinigungsöffnungen mit dichtem Verschluss vorzusehen, um die Abluftleitungen an jeder Stelle leicht reinigen zu können.
Filter sollen der Filterklasse G2 nach DIN EN 779 entsprechen.
Es soll erkennbar sein, ob die Ventilatoren in Betrieb sind.
Der Anhang B zur DIN 18017-3 enthält weitere Hinweise zur Instandhaltung der Anlage.

Aktiv- und Passivlüftung

Ausschnitt eines Lüftungskanals mit Ionisationsröhren zur Aufbereitung der Wohnraumluft

Um die Luft von Außen vorzuwärmen (im Winter) bzw. vorzukühlen (Sommer), kann diese über den Erdboden entsprechend aufgewärmt oder abgekühlt werden. Man spricht dabei von einer Passivlüftung. Wird zur zusätzlichen Heizung und Kühlung eine Wärmepumpe in den Luftkreislauf eingebunden, so spricht man von einer Aktivlüftung. Dadurch wird die kontrollierte Wohnraumlüftung zusätzlich zur Warmluftheizung; man heizt mit Strom (es sei denn die Wärmepumpe wird mittels Gas betrieben). Siehe auch Erntefaktor.

Passivlüftung

Zur Luftvorwärmung kann ein Erdwärmetauscher vorgeschaltet werden. Luft-Erdwärmetauscher werden aus hygienischen Gründen und aus Gründen der Regelbarkeit weniger empfohlen, abgesehen von Setzungen im Erdreich, die zu Feuchteansammlungen vor allem im Sommer führen, ist die Abtrennung sehr kleiner mikrobieller Bestandteile auch durch gute Filter nicht gewährleistet. Empfehlenswert sind dagegen Sole-Erdwärmetauscher. Damit kann ohne zusätzliche Vorheizung eine Vereisung des Wärmerückgewinnungsgerätes vermindert werden. Ein Sole-Erdwärmetauscher besitzt einen Wärmetauscher im Kreislauf, die Frischluft wird über kurze Wege geführt. Gleichwohl ist auch dieser Wärmetauscher, wie alle Komponenten der Lüftungsanlage, peinlichst sauber zu halten. Die Wärmeübertragung vom Erdreich auf die Lüftung erfolgt mittels einer im Erdreich verlegten sogenannte Sole-Leitung. Es handelt sich schlicht um eine Wasserleitung aus Kunststoff. Sole bezeichnet ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel. Dieses wird durch eine Umwälzpumpe, analog zur Warmwasserheizung, zwischen Wärmetauscher in der Frischluft und dem Erdreich umgewälzt und überträgt somit einen Teil der Wärme aus der Frischluft (Sommerfall: Kühlung der Zuluft) auf das Erdreich oder entnimmt im Winter dem Erdreich Wärme um die Frischluft vor dem Wärmetauscher zu erwärmen und ein Vereisen des Gerätes ohne elektrische Beheizung zu verhindern.

Der winterliche Frostschutz der Lüftungsanlage kann, sofern diese nicht zu Heizzwecken verwendet wird, auch sehr gut über einen intermittierenden Betrieb sichergestellt werden. Dies ist die energieeffizienteste Variante.

Empfindliche Menschen können einen Pollen- und Feinstaubfilter sowie eine Feuchterückgewinnung als Option wählen, bei einzelnen Geräten, verschiedener Hersteller.

Aktivlüftung

Lüftungsein- bzw. auslässe

Die sehr geringe Heizlast eines Passivhauses erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen eine Beheizung ausschließlich über die Lüftungsanlage. Dies erfolgt häufig über einen Wasser-Luft-Wärmeüberträger, ein elektrisches Nachheizregister oder eine integrierte Wärmepumpe. Die Zuluft darf dabei nicht über 50 bis 52 °C aufgeheizt werden, da es sonst zu einer Geruchsbelästigung durch Staubverschwelung kommen kann.[8][9] Somit kann die maximale Heizleistung nur durch einen höheren Volumenstrom gesteigert werden, was Nachteile wie Geräusche, Austrocknung und Zugerscheinungen mit sich bringen kann.

In einem richtig ausgeführten Passivhaus ist die maximale Heizlast immer, also auch im Winter, mit der hygienischen Luftwechselrate von 0,4 h−1 erreichbar. Diese besagt, dass zur Abfuhr der entstehenden Feuchtemengen im Objekt, eine Luftabfuhr und Luftzufuhr von 40 % des Gebäudevolumens erfolgen muss. D. h. ein Objekt mit 1000 m³ zu belüftendem Volumen wird mit einem Zuluftvolumenstrom von 400 m³/h und einem Abluftvolumenstrom von 400 m³/h belüftet.

Vorteile

  • Durch den Einsatz einer Wärmerückgewinnung wird die Außenluft durch die Abluft im Winter vorgeheizt, im Sommer vorgekühlt. Bei Rückwärmzahlen von 60–80 % ist der Lüftungswärmeverlust nur ein Bruchteil, verglichen mit der Fensterlüftung oder dem Betrieb ohne eine Wärmerückgewinnung (WRG).
  • Gefilterte Außenluft mit Luftfilter (Feinstaub, Pollen, etc.)
  • Abtransport von Schadstoffen und Gerüchen (Kohlendioxid CO2, Luftfeuchte, Ausdünstung, etc.)
  • Stark geminderte Gefahr von Schimmelbildung im Wohnraum
  • Gehemmtes Hausstaubmilbenwachstum
  • Bei Außenlärmbelastung können die Fenster bei gleichzeitiger Frischluftversorgung geschlossen bleiben
  • Kühlung und leichte Entfeuchtung der Außenluft im Sommer, sowie Vorwärmung der Luft im Winter mit Erdwärmetauscher  – eine KWL ist zwar keine Klimaanlage, dennoch kann sie im Sommer die Raumtemperatur leicht absenken und die Zuluft etwas entfeuchten, was als sehr erfrischend empfunden wird, – vor allem wenn gerade schwüles Sommerwetter herrscht, oder bei starken Temperaturschwankungen im Winter

Nachteile

Waren vorher bei mangelnder Lüftung oft Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit und dadurch mögliches Auftreten von Schimmel vorhanden, so beobachtet man heute in den Wintermonaten Raumluft mit relativer Luftfeuchte von weniger als 30 %rF. Grund dafür ist, dass die angesaugte kalte Außenluft nach der Erwärmung eine sehr niedrige relative Luftfeuchte besitzt. Dagegen kann man Luftbefeuchter einsetzen; diese bringen mittels Verdunstung oder Verdampfung Feuchtigkeit in die Luft. Technisch aufwändigere KWL-Anlagen beinhalten eine Luftbefeuchtung. Diese kann – genauso wie Verdunster an Heizkörpern – mikrobiell verkeimen. Ebenso gibt es KWL-Anlagen, die neben der Wärme auch die Luftfeuchtigkeit zurückgewinnen, beispielsweise mittels Enthalpiewärmetauschern. (siehe auch Hauptartikel Wärmerückgewinnung)

Bei mangelhafter Ausführung der Schalldämmung oder Betrieb auf (zu) hoher Stufe kann der Austritt der Zuluft aus den Austrittsöffnungen Zugluft und/oder Strömungsgeräusche verursachen.

  • Regelmäßige Wartung des Filtersystems und zumindest der Abluftleitungen notwendig
  • Bei Dauerbetrieb ist der Stromverbrauch des jeweiligen Systems zu berücksichtigen
  • Obwohl heute Anlagen mit einem Wirkungsgrad von über 90 % auf dem Markt sind, ist die propagierte Energieersparnis nicht unbedingt gegeben, denn die Wärmeverluste können bei hohen Luftwechselraten höher sein im Vergleich zur traditionellen Fensterlüftung, die etwa eine Luftwechselrate von 0,1–0,2 h−1 zusätzlich zu den Gebäudeundichtigkeiten bedeutet.

Brandschutz

Je nach Bundesland werden ab einer Gebäudehöhe von 6 - 7 m bis zur Oberkante des Fußbodens der obersten Etage Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer von Installations- und Lüftungsschächten, Lüftungsgeräten und Absperrvorrichtungen gestellt.

Nach der DIN 18017 genügen bei Lüftungsanlagen für WCs oder Bäder Absperrvorrichtungen (Rückschlagklappen) mit einer Brandschutzummantelung um den Einbaukasten des Lüftungsgeräts den Anforderungen des Brandschutzes, wenn zwischen horizontal angeordneter Rückschlagklappe und der Mitte der Einmündung der Anschlußleitung in die Hauptleitung ein Höhenversatz von 150 mm gegeben ist. Im Brandfall schützt dann die in der Anschlussleitung der Lüftungsgeräte befindliche „Kaltluftsäule“ die Rückschlagklappe vor Überhitzung, so dass eine Rauch- und Brandübertragung in andere Räume der gemeinsamen Hauptleitung verhindert wird.
Absperrvorrichtungen für Küchen, Kochnischen und Anlagen in Kombination mit Toiletten und Bädern, bedürfen einer zusätzlichen „aktiven“ Absperrung durch eine federbelastete Metallklappe mit Schmelzlotauslösung oder Ähnlichem.
Geeignete Absperrvorrichtungen müssen neben Anforderungen an Brandschutzklappen nach DIN 4102 weitere Kriterien erfüllen. Entsprechende Absperrvorrichtungen werden mit dem Zusatz „-18017“ hinter der erreichten Feuerwiderstandsdauer gekennzeichnet (z.B. K90-18017). Einzelheiten zur Verwendung sind der bauaufsichtlichen Zulassung zu entnehmen, die u.a. Anforderung an Schachtwände, zulässige Leitungsquerschnitte und Einbaulagen der Absperrvorrichtung enthalten kann.

Falls Schacht oder Vorwandverkleidung die Brandschutzanforderungen nicht erfüllen oder einen größeren Querschnitt als 1000 cm² (entspricht einem Wickelfalzrohr NW 355 mm) haben, wird der Einbau von klassifizierten Deckenschotts zwischen den Etagen nötig.[7]

Gemeinsamer Betrieb mit raumluftabhängigen Feuerstätten nach DIN 1946-6

Durch den Betrieb des Ventilators darf kein größerer Unterdruck als 4 Pa in der Nutzereinheit auftreten. Dies ist bei der Bemessung der Außen-Wanddurchlässe zu berücksichtigen.

Ein gemeinsamer Betrieb von Lüftungsanlage und raumluftabhängiger Feuerstätte ist nur möglich, wenn eine Sicherheitseinrichtung mit allgemeinem bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis die Lüftungsanlage abschaltet oder eine ausreichend große Öffnung ins Freie freigibt, wenn der Unterdruck im Aufstellraum der Feuerstätte 4 Pa überschreitet. Ansonsten ist sicher zu stellen, dass die Lüftungsanlage nicht angeschaltet wird, wenn die Feuerstätten in Betrieb ist. [7]

Verordnungen

Deutschland

Die zum Begriff Wohnungslüftung[10] gehörigen Normen sind:

DIN V 18599 Energetische Bewertung von Gebäuden - Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung:

  • Teil 1: Allgemeine Bilanzierungsverfahren, Begriffe, Zonierung und Bewertung der Energieträger
  • Teil 2: Nutzenergiebedarf für Heizen und Kühlen von Gebäudezonen
  • Teil 3: Nutzenergiebedarf für die energetische Luftaufbereitung
  • Teil 5: Endenergiebedarf von Heizsystemen
  • Teil 6: Endenergiebedarf von Wohnungslüftungsanlagen und Luftheizungsanlagen für den Wohnungsbau[11]
  • Teil 8: Nutz- und Endenergiebedarf von Warmwasserbereitungssystemen

DIN 1946 Raumlufttechnik

  • Teil 6: Lüftung von Wohnungen - Allgemeine Anforderungen, Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung

DIN 4108 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden

  • Teil 2: Mindestanforderungen an den Wärmeschutz

DIN Fachbericht 4108-8 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden

  • Teil 8: Vermeidung von Schimmelwachstum in Wohngebäuden

DIN 4701 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen

  • Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung und das Beiblatt 1: Anlagenbeispiele

DIN 4719 Lüftung von Wohnungen − Anforderungen, Leistungsprüfungen und Kennzeichnung von Lüftungsgeräten

DIN EN 12831 Heizsysteme in Gebäuden − Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast - Nationaler Anhang NA

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Lüftung von Wohnungen(PDF; 651 KB) Die Verwendungen der Normen DIN 1946-6 und DIN 18017-3 / TÜV SÜD Industrie Service GmbH, München

Wiktionary: Wohnraumlüftung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wohnungslüftung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Kontrollierte Wohnungslüftung. In: kwl-info.de.
  2. Interconnectionconsulting: Markt für Industrie- und Gewerbelüftung trotzt der Bauflaute, 2. Februar 2016.
  3. Bauforum: Harter Preiskampf bei Wohnraumlüftungen, 15. Juni 2015.
  4. a b [1] zur kontrollierten Wohnraumlüftung, Dipl.-Ing. (FH) Roland Wenzel Ingenieur für Luft- und Kältetechnik, Gebäudeenergieberater (HWK), abgerufen im Februar 2016
  5. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – Kontrollierte Wohnungslüftung (PDF; 1,4 MB)
  6. Luftmengenempfehlungen. In: komfortlüftung.at. 15. Oktober 2010.
  7. a b c Kapitel 2 des Planungsordners der LIMOT GmbH & Co., Bad Mergentheim, abgerufen im Februar 2016
  8. Passivhaus-Definition. In: passipedia.de. abgerufen 1. August 2013.
  9. Projektierung von Passivhäusern (PDF; 4,8MB), S. 12, von Dietmar Kraus, Hochschule München, abgerufen 1. August 2013.
  10. baunormenlexikon DIN - Deutsches Institut für Normung e.V.. In: www.baunormenlexikon.de, abgerufen am 3. August 2013.
  11. Dr. Thomas Hartmann: DIN 18599-6 wird erweitert. In: VFW – Bundesverband für Wohnungslüftung e.V., Fachzeitschrift zur Wohnungslüftung. Ausgabe Juli 2011.