Am Krögel
Am Krögel | |
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Straße in Berlin | |
Blick in die Privatstraße von der Neuen Jüdenstraße, 2011 | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Mitte |
Angelegt | im 16. Jahrhundert (Fahrweg) |
Neugestaltet | um 1995 |
Hist. Namen | Cruvel, Krögel, Der Krögel [1] Krögel Gasse, Am Krögel [2] |
Querstraßen | Stralauer Straße (nördlich) Neue Jüdenstraße (östlich) |
Bauwerke | Verwaltungsgebäude der Berliner Wasserbetriebe |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Lieferverkehr, Mitarbeiter der Firma |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 150 Meter |
Am Krögel ist eine im Jahr 2000 wieder angelegte Privatstraße auf dem Gelände der Berliner Wasserbetriebe zwischen der Stralauer Straße und der Neuen Jüdenstraße im Berliner Bezirk Mitte im Bereich des mittelalterlichen Stadtkerns. Benannt wurde diese nach einer ehemaligen Straße in diesem Gebiet, die ursprünglich vom Molkenmarkt aus zur Spree führte.
Geschichte
Sprachlich stammt das Wort Krögel von niederdeutsch krouwel ab, was so viel wie gebogen heißt. Dieser Terminus wurde hier für den Wasserlauf des Spreekanals nahe der Cöllnischen Insel benutzt, der als Hafenbucht für Lastkähne diente. Die Berliner bezeichneten mit Krewel oder Krögel auch den am Ufer von der Stadt Berlin errichteten Handelshof. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Bucht schrittweise zugeschüttet und mit Wohn- und Lagerhäusern überbaut, die nur noch eine schmale Gasse zur Spree hin frei ließen, von woher die Berliner ihr Wasser holten.[3] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wies die Straße Am Krögel ein einziges Gebäude auf, in dem viele Handwerkerfamilien wohnten.[2]
Die mittelalterliche Bebauung, die von den Fotografen Heinrich Zille, Waldemar Titzenthaler und Friedrich Albert Schwartz vielfach dokumentiert wurde, fiel 1935 komplett dem Neubau der Reichsmünze zum Opfer. Der Krögel mit seiner alten engen und unhygienischen Bebauung galt bis dahin gemeinhin als Sinnbild für die vielfach menschenunwürdigen Wohnungsverhältnisse Berlins. In der Werkstatt des Tischlermeisters Franz Wolff befand sich bis zu dessen Tod 1920 ein kleines Krögel-Museum mit alten Bildern und Möbeln und weiterem Hausrat.[4]
Die Straße, in alten Stadtübersichten als Der Krögel bzw. Krögel Gasse oder Am Krögel geführt, wurde in ihrem Verlauf bei der Errichtung der Hauptverwaltung der Berliner Wasserbetriebe auf dem Betriebsgelände nachgestaltet und erhielt am 25. August 2000 den Namen Am Krögel zurück.
Sie führt von der Stralauer Straße aus zunächst in Nord-Süd-Richtung, biegt aber auf der Rückseite der Münze zur Neuen Jüdenstraße ostwärts ab. Der Zugang zur Spree ist der Öffentlichkeit nur über die Neue Jüdenstraße möglich.
Kurt Pomplun erzählt, im Krögel hätte es eine Sonnenuhr gegeben mit der Unterschrift „Mors certa, hora incerta“ (‚Der Tod ist sicher, die Stunde ist ungewiss‘), die der Berliner Volksmund übersetzt hätte mit „Diese Uhr geht todsicher nicht richtig“.
Literatur
- Susanne Gänshirt-Heinemann: Der Krögel: Eine Gasse im alten Berlin. Haude und Spener, Berlin 2000, ISBN 3-7759-0464-6.
Weblinks
- Am Krögel (seit 2000). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Am Krögel (historisch). In: Luise.
Einzelnachweise
- ↑ Der Krögel. In: Karl Neander von Petersheiden: Anschauliche Tabellen, 1799, S. 88 (gelegen zwischen Molkenmarkt, Stralauer Straße und Spree).
- ↑ a b Am Krögel. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1901, Teil 3, S. 339 (Namenserläuterung).
- ↑ Der Krögel. In: Der Stralauer Fischzug. Sagen, Geschichten und Bräuche aus dem alten Berlin. Neues Leben, Berlin 1987, ISBN 3-355-00326-3, S. 121.
- ↑ Das Ende des Krögel-Museums. In: Vossische Zeitung, Nr. 283 (Sonntags-Ausgabe) vom 6. Juni 1920, Erste Beilage
Koordinaten: 52° 30′ 56,6″ N, 13° 24′ 34,5″ O