Leubas (Kempten)

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Leubas
Koordinaten: 47° 46′ N, 10° 20′ OKoordinaten: 47° 45′ 56″ N, 10° 20′ 14″ O
Höhe: 682 m ü. NN
Einwohner: 357 (25. Mai 1987)
Eingemeindung: 1972
Postleitzahl: 87437
Vorwahl: 0831

Leubas ist ein Kirchdorf und Ortsteil im Norden der kreisfreien Stadt Kempten (Allgäu). Der Ort grenzt an den Landkreis Oberallgäu, eine natürliche Grenze bildet hier der Bach Leubas. Der nächste Ort im benachbarten Landkreis ist Stielings, ein Ortsteil von Lauben.

Geschichte

Um 1180 wurde der Ort als „Liubans“, 1394 als „Liubas“, im 15. Jahrhundert als „Lubaß“ und 1593 als „Leübaß“ erwähnt. Um 1170 war Leubas ein Lehen des Klosters Ottobeuren. Leubas besaß im Mittelalter eine Knochenmühle, in der die Bauern Schlachtabfälle verarbeiten konnten.

Am 15. November 1491 versammelten sich Bauern wegen einer Beschwerde gegen das Fürststift Kempten auf der Malstatt bei Leubas. Der abgesandte Bauer Heinrich, bekannt als Schmid von Leubas, verschwand auf dem Weg zum Kaiser.

Im Jahr 1525 versammelten sich im Januar erneut Bauern und beschlossen, sich an den Schwäbischen Bund zur Abstellung der Beschwerden zu wenden. Im darauffolgenden Monat versammelten sich Bauern aus 27 Allgäuer Pfarreien auf der Malstatt, es wurde ein Schutz- und Trutzbund mit Zwangscharakter gebildet. Am 14. und 15. Juli 1525 kam es zur Schlacht an der Leubas, die die Bauern gegen das durch Landsknechte aufgestockte Aufgebot des Schwäbischen Bundes verloren. Das Dorf Leubas wurde komplett niedergebrannt. Als oberster Hauptmann der aufständischen Bauern ist in einem Verzeichnis des Fürststifts ein „Jorg Schmid Knopf zu Leubaß“ verzeichnet.

Im Januar 1526 wurde der Memminger Vertrag von einigen Leubaser Einwohnern unterzeichnet. Die Bauern erhielten dadurch gewisse Rechte gegenüber dem Fürstabt. Im Sommer des gleichen Jahres wurde ein protestantischer Bauernprediger nahe der Malstatt gehängt.

1601 wurde zwischen der Reichsstadt und dem Stift Kempten ein Vertrag geschlossen, der die Wege- und Brückenunterhaltspflicht im Leubaser Gebiet regeln sollte. Auch die Steingewinnung zum Kalkbrennen wurde im Vertrag geregelt. Den Dreißigjährigen Krieg überstand das Dorf ohne Schäden.

Leubas war eine Hauptmannschaft des Stifts, dazu gehörten die Orte Binzenried, Felben, Hafenthal, Hub, Leupratsried, Riederau, Segger, Spatzenhäusle, Steig, Ursulasried und Weidachsmühle. 1798 vereinödeten Leubas und Leupratsried.

Nach der Häuserstatistik um 1800 hatten die damals 13 Anwesen von Leubas (ohne die übrigen Orte der früheren Hauptmannschaft), darunter das „Wirts-Gut“, sechs Bauerngüter und fünf Sölden, zusammengenommen eine Fläche von 413,28 Tagewerk[1] oder 140,82 Hektar.

Im Jahr 1819, also ein Jahr nach der Bildung der Ruralgemeinde Sankt Mang, bestand Leubas aus 13 Häusern mit 70 Einwohnern. 17 Wohnhäuser mit 84 Einwohnern waren es im Jahr 1900. 1907 wurde ein Schulbau errichtet. 1954 lebten in Leubas 204 Personen.

Sehenswürdigkeiten

1996 wurde in Leubas der Grundstein für die Filialkirche Mariä Himmelfahrt gelegt. Die nach den Plänen von Adolf Zach errichtete Kirche mit 165 Sitzplätzen kostete 2,7 Millionen Deutsche Mark. Im Oktober 1997 wurde die Kirche geweiht.[2]

Die Magnuskapelle am Rande der Leubaser Straße wurde um 1735 errichtet. Das Satteldach trägt einen kleinen Dachreiter.

An der Kante eines steilen Hangs des Leubastals oberhalb Stielings (Lauben), auf der rechten Seite des Weges nach Grund, befand sich ein römischer Wachturm (Burgus), der eine Römerstraße überwachte. 1913 wurden bei einer Grabung 23 römische Kupfermünzen gefunden.

Nicht weit vom Burgus entfernt sind die Spuren der mittelalterlichen Burg Leubas erkennbar. Sie war ein Lehen Ottobeurens. 1170 wurde ein „Lantfrid von Leubas“ als ritterlicher Dienstmann Ottobeurens erwähnt. 1289 zog ein Conrad von Leubas mit dem Kempter Abt Conrad von Gundelfingen gegen Sankt Gallen. 1313 wurde das Lehensverhältnis neu geregelt. Zur Burg gehörten verschiedene Mühlen. Ein Burgtor nach Heising und Lauben wurde 1451 genannt. Zerstört wurde die Burg wohl in den Bauernkriegen.

Die Letze bzw. Schanze bei Leubas ist ein Wall mit einer Länge von 60 bis 80 Metern. Der gegen Norden ausgerichtete Wall mit Graben diente als Straßensperre. Erwähnt wurde diese Schanze 1523; Letzen wurden schon zur Zeit der Appenzellerkriege errichtet. Raubzüge der Appenzeller im Allgäu waren eine alljährliche Bedrohung. Die Letze bei Leubas ist ein Hinweis auf eine weitere Nutzung des römischen Straßenverlaufs. Oberhalb der Leubas-Mündung in die Iller entdeckte man ebenfalls Reste einer Letze. Sie diente der Überwachung des Übergangs über Leubas und Iller gegen feindliche Attacken aus dem Norden.

Westlich von Leubas liegt am Ortsrand die Malstatt, eine ehemalige Gerichtsstätte des Kempter Fürststifts. Eine weitere Gerichtsstätte befand sich vor dem Kempter Kloster.

Einzelnachweise

  1. Peter Blickle: Historischer Atlas von Bayern: Kempten. München 1968, S. 282.
  2. Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel (Hrsg.): Jahrhundertblicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 239.

Literatur

  • Heinrich Uhlig: Sankt Mang. Geschichte einer Allgäuer Gemeinde. Verlag des Heimatpflegers von Schwaben, Kempten (Allgäu) 1955, S. 423–430.

Weblinks

Commons: Leubas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien