Liebermann-Villa

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Die Liebermann-Villa

Als Liebermann-Villa wird das Sommerhaus von Max Liebermann bezeichnet, es liegt direkt am Wannsee in Berlin und ist seit 2006 ständig als Museum zugänglich.

Geschichte

Der Garten der Liebermann-Villa im Sommer
Blick vom Blumengarten zum Haus
Der ovale Heckengarten
Am Gärtnerhaus

Max Liebermann

Der Maler Max Liebermann (1847–1935) war Mitbegründer und Vorsitzender der Berliner Secession und Präsident der Preußischen Akademie der Künste (1920–1933). Er wurde von den Nationalsozialisten von seinem Amt abgelöst und verfemt. In der Villa entstanden etwa 200 Gartenbilder, von denen einige im Obergeschoss ausgestellt sind.

Die Villa

Um der Hektik der Großstadt Berlin entfliehen zu können, erwarb Max Liebermann im Jahr 1909 ein etwa 7260 m² großes, schmales Wassergrundstück am Wannsee. Dieses lag auf dem Gebiet der Villenkolonie Alsen, die 1863 von Wilhelm Conrad gegründet wurde. Auf dem Grundstück Große Seestraße 24 (ab 1933: Am Großen Wannsee 42; heute: Colomierstraße 3) ließ er sich von dem Architekten Paul Otto Baumgarten eine Sommervilla bauen. „Der Mitteltrakt des Godeffroyschen Landhauses – 1790 durch Christian Frederik Hansen erbaut – diente dabei als Vorbild für die Vorderfront, während die Rückseite Ähnlichkeiten des Roosen- sowie der klassizistischen Fassade des Wesselhoeftschen Hauses aufweist.“[1] 1910 bezog der damals 63-jährige erfolgreiche Maler die Villa mit seiner Familie. Das Atelier Liebermanns befand sich im Obergeschoss der Villa; der Raum hat ein Tonnengewölbe. In den folgenden 25 Jahren verbrachte er die Sommermonate in seinem „Schloss am See“ – fern seines ererbten Stadtpalais’ direkt am Brandenburger Tor.

Der Garten

Den großen, zum See hin gestreckten Garten ließ er von dem späteren Stadtgartendirektor von Berlin Albert Brodersen anlegen und sich dabei von dem auch als „Gartenreformer“ bekannten Alfred Lichtwark, dem damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle, beraten.

Der Garten wird durch die Villa unterteilt. Durch die Mittelachse des Hauses und über eine große Rasenfläche hinweg ergibt sich ein ungehinderter Blick auf den Wannsee. Zu diesem hin befindet sich vor dem Haus eine Gartenterrasse. Davor erstreckt sich eine Rasenfläche, die an der Westseite durch den häufig malerisch dargestellten Birkenweg mit seinen wie zufällig gewachsenen Bäumen, auf der anderen Seite durch drei Heckengärten begrenzt ist. Im rückwärtigen Teil des Grundstücks befindet sich das Gärtnerhäuschen und der Stauden- und Nutzgarten.

Viele der rund 250 Bilder des Impressionisten, die hier entstanden, sind vom Garten und der Villa inspiriert.

Enteignung und spätere Nutzung

Stolperstein für Martha Liebermann am Pariser Platz 7.

Fünf Jahre nach Liebermanns Tod wurde seine Frau Martha 1940 von den Nationalsozialisten gezwungen, die Villa an die Reichspost zu verkaufen. Ein formeller Brief mit dem „Angebot“ an die Reichspost zum „Verkauf“ und weitere Dokumente der Ausgrenzung sind im Erdgeschoss ausgestellt. Der zu geringe Verkaufspreis wurde der Witwe dann auch noch vorenthalten. 1944 wurde ein Lazarett in der Villa eingerichtet. Martha Liebermann selber wählte 1943 den Freitod, um nicht in das KZ Theresienstadt deportiert zu werden. Ein Stolperstein vor der ehemaligen Stadtvilla am Brandenburger Tor erinnert an ihr Schicksal.

Auch nach dem Krieg wurde die Villa weiterhin bis 1969 als Krankenhaus genutzt. Die Erben in den USA (Tochter Käthe Riezler) erhielten die Villa nach dem Krieg zurück. Das Land Berlin erwarb 1958 das Anwesen und verpachtete es 1972 an einen Tauchverein.

Das Liebermann-Museum

Entstehung

Wannseegarten, 1926.
Das Spätwerk Liebermanns ist geprägt durch Rückzug ins Private und impressionistische Darstellungen seines Gartens.
Berliner Gedenktafel

Zu dieser Zeit wandte sich der Architekturhistoriker Julius Posener an die Akademie der Künste, um für eine Nutzung des Hauses als „Ort der Erinnerung“ für den bedeutenden Maler zu werben. Erst die langjährigen Bemühungen der 1995 gegründeten Max-Liebermann-Gesellschaft führten dazu, dass die Villa – nach gelegentlichen Besichtigungsmöglichkeiten ab September 2002 – nach Abschluss der Restaurierungs- und Wiederherstellungsarbeiten am 30. April 2006 als Museum eröffnet wurde.

Die rund drei Millionen Euro teure Sanierung wurde von der Gesellschaft und privaten Spenden finanziert. Bezuschusst wurde die Sanierung 2004 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Bei der Restaurierung kam ein vergessenes Wandgemälde Liebermanns in der Loggia zutage. Aufgrund der zahlreichen Gemälde, die den Garten festhielten, konnten die Gartenanlagen wieder originalgetreu rekonstruiert werden. Im Inneren des Hauses gaben Reste von Tapeten und Anstrichen Hinweise auf die ursprüngliche Ausstattung. Das Original-Mobiliar ist nicht mehr vorhanden.

Dauerausstellung

Im ehemaligen Atelier, das sich im Obergeschoss befand, werden rund 40 Gemälde und Pastelle Liebermanns aus Leihgaben ausgestellt. Im Erdgeschoss wird die Geschichte der Familie Liebermann und die Geschichte des Hauses unter anderem auch durch eine multimediale Installation dokumentiert.

Konzept des Museums

Das Museum betreibt mit Unterstützung der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e. V. die Villa und den Garten. Die in Wannsee entstandenen Bilder werden schwerpunktmäßig präsentiert.

Literatur

  • Martin Faass (Hrsg.): Die Idee vom Haus im Grünen. Max Liebermann am Wannsee. Max-Liebermann-Veranstaltungs-GmbH, Berlin 2010, ISBN 978-3-9811952-4-8.
  • Nina Nedelykov u. Pedro Moreira (Hrsg.): Zurück am Wannsee. Max Liebermanns Sommerhaus. Transit, Berlin 2003, ISBN 3-88747-181-4.
  • Birgit Pflugmacher: Der Briefwechsel zwischen Alfred Lichtwark und Max Liebermann. Bearbeitet und mit einer Einleitung hrsg. von Birgit Pflugmacher (Studien zur Kunstgeschichte 146), Georg Olms Verlag AG, Hildesheim / Zürich / New York 2003, ISBN 978-3-487-11775-1.
  • Ingo Krüger: Landhäuser und Villen in Berlin & Potsdam, Nr. 3: Großer Wannsee, Colonie Alsen, Villa Liebermann. Aschenbeck & Holstein, Delmenhorst 2005.
  • Max Liebermann Villa am Wannsee Berlin. In: Die Neuen Architekturführer. Nr. 82. Stadtwandel, Berlin 2006, ISBN 3-937123-88-1 (Broschüre über die Nutzung und die Eröffnung als Museum).

Weblinks

Commons: Liebermann-Villa – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Birgit Pflugmacher: Max Liebermann – sein Briefwechsel mit Alfred Lichtwark. Dissertation Universität Hamburg 2001, Fußnote 18 im Teil II.

Koordinaten: 52° 25′ 44″ N, 13° 9′ 54″ O