Liste der Pastoren in Plau (Mecklenburg)

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Diese Liste der Pastoren in Plau verzeichnet alle namentlich bekannten Geistlichen an der Pfarrkirche St. Marien (Plau am See). Durch fehlende Aufzeichnungen vor der Reformation sind die Angaben bis dahin nicht vollständig, danach sind alle evangelischen Pastoren bekannt.[1]

Die Stadt Plau hat seit ihrer Gründung in den 1220er Jahren eine Kirche „St. Marien“, die in mehreren Bauabschnitten – Chor um 1230/40, Mittelschiff um 1250/70, Turm um 1300/20 – errichtet wurde.

Der Marienkirche stand ein Pfarrer vor, unterstützt durch mehrere „Capellane“, die den Gottesdienst an den Nebenaltären verwalteten und die damit verbundenen Einkünfte (insbesondere die Zinsen aus dem Stiftungskapital) genossen. Bekannt sind neben dem ursprünglichen, 1726(?) verbrannten Marienaltar in der Kirche die Altäre des Heiligen Kreuzes und St. Jacobi; insgesamt bestanden 1541 vierzehn Hauptlehen (Stiftungen). Der letzte katholische Pfarrer Johannes Mowe (bis 1532) bezog noch 1541 die recht erheblichen Zinseinkünfte des Altars des Heiligen Kreuzes, wozu auch ein Haus gehörte. Außer der großen Kirche bestanden außerhalb der Stadtmauern zeitweise noch weitere Kapellen:

  • St. Jürgen (=St. Georg) gestiftet wohl 1298, eng verbunden mit Heilig Geist, zusammen genannt 1370, mit Armen- und Siechenhaus am damaligen Quetziner Weg, heute etwa in Höhe des Hauses Quetziner Str. 34
  • St. Gertrud, „Sunte Gertruden Capelle buten vor deme dore“, gestiftet kurz vor 1468, vermutlich vor dem Burgtor in Höhe der Kreuzung Lange Str. / Schulstr.
  • St. Crucis (Zum Heiligen Kreuz), mit nur wenigen vagen Notizen 1536 „hilligen Cruces Capelle“ und 1564 „ist vor Plawe und außerhalb belegen“ nachweisbar, steht möglicherweise in Zusammenhang mit dem an der Lübzer Straße nachweisbaren und um 1860 mit Wohnhäusern bebauten „alten Friedhof“

Zu den Kapellen gehörten in jedem Falle nachgewiesene Friedhöfe.

Alle diese geistlichen Stiftungen gingen in den Jahren nach der Reformation unter, die St. Jürgen-Kapelle wurden 1538 auf Anordnung des Herzogs Heinrich V. abgetragen, das Material beim Bau des Zeughauses auf der Burg verwendet.

Nach der Reformation hatte die Pfarre Plau zwei Pfarrstellen, die bis 1920 mit wenigen Unterbrechungen besetzt waren. Danach wurde mit Ausnahme der Zeit von 1935 bis 1945 und 1991 bis 1993 nur eine Pfarrstelle besetzt. Seit 2007 teilt sich ein Pastorenehepaar die Pfarrstellen I und II zu je 75 % Stellenumfang.

Pfarrer vor der Reformation

Einzelne Jahreszahlen sind lediglich Nennungen in jenen Jahren, durchgehende Dienstzeiten sind kaum bekannt.[A 1]

  • 1235, 1244 Hermann („plebanus Hermannus de Plawe“)
  • 1277 Hermann („Her. de Plawe“ - wohl nicht identisch mit dem Vorgenannten)
  • 1282, 1293, 1294, 1295 Dietrich („Teodericus plebanus de Plawe“)
  • 1300, 1309 Ludolf („Ludolfus plebanus in Plawe“)
  • (1317)–1335 Hermann Röbelmann († 1337 Parchim)
  • 1370, 1372, 1376 Johann Lorenz („Johan Laurentii prester vicarius“)
  • 1434 Henning Grabow
  • 1443 Lorenz Fischer („Laurentius Wyscher“ als Stifter des Lehens St. Laurentii)
  • 1500 Georg Krasse
  • um 1532 Johannes Mowe (* um 1490 Plau, 1541 Pfarrer in Gnevsdorf)[A 2]

Pastoren seit der Reformation

Pastorentreffen in Kreien (1959)

Das Jahr vor dem Schrägstrich ist der vorgehende Dienstantritt auf der Pfarre II. Eingerückte Pastoren kamen nicht auf die Pfarre I.

  • 1532–(1535) Johann Wegener (Wagner) vormals Franziskanermönch
    • (1530)–1540 Johann Buddin
  • 1536–1556 Johann von der Heyde († 1556 Plau)
    • 1541–(1552) Johann Maaß[2]
    • (1552–1564) Johann Bossow
  • 1557–1574 Valentin Grön († 1601 Lübz)
    • (1572)–1585 Adam Schütte/Schütz[3] († 1585 Plau)
  • 1574–1607 Christoph Daneke[4] († 1607 Plau)
    • 1586–1594 Nikolaus Schröder[5] († 1594 Plau)
  • 1595/1607–1630 Christoph Lemme[6] († 1630 Plau)
    • 1608–1625 Johann Busch[7] († 1625 Plau)
  • 1626/1630–1658 Heinrich Lützing[8] (1592–1658)
    • 1631–1638 Heinrich Lange[9] († 1638 Plau)
  • 1639/1659–1663 Johann Northausen (1615–1663)
  • 1659/1664–1673 Heinrich Müller († 1673 Plau)[A 3]
    • 1664–1670 Bartholomäus Minor († 1670 Plau)
    • 1671–1675 Johann Vette[10] († 1675 Plau)
  • 1676–1688 David Hering[11] († 1712 Groitzsch)
    • 1678–1682 Heinrich Witsche[12] (1644–1714)
  • 1684/1689–1724 Johann Wolff[13] († 1724 Plau)
    • 1690–1695 Zacharias Crull[14] (1643–1695)
    • 1696–1697 Franz Hartwig[15] († 1697 Plau)
    • 1699−1713 Conrad Hauswedel[16] († 1713 Plau)
    • 1714–1721 Jacob Garwitz (1679–1734)
  • 1723/1724–1760 Gabriel Diesteler[17] († 1760 Plau)
  • 1725/1761–1767 Johann Friedrich Satow († 1767 Plau)
  • 1767–1798 Johann Heinrich Lukow[18] (1732–1798)
    • 1767–1782 Samuel Christoph Litzmann (1740–1782)
    • 1783−1794 Johann Joachim Ballhorn[19] (1734–1794)
  • 1795/1798–1827 Johann Carl Georg Belitz (1763–1827)
    • 1798–1806 Friedrich Caspar Petersen (1766–1806)
  • 1806/1827–1832: Georg Petrus Schleker[20] (1777–1847)
  • 1828/1832–1847: August Heinrich Reincke[21] [A 4] (1796–1873)
    • 1832–1836 Heinrich Friedrich Franz Passow[22] (1804–1880)
  • 1836/1847–1882: Eduard Theodor Friedrich Birckenstädt[23] (1805–1886)
  • 1847/1882–1889: Johann Georg Friedrich Wolff[24] (1811–1889)
  • 1882/1889–1902: Christian Paul Nathanael Gerlach (1842–1906)
    • 1901–1902: Hilfsprediger Otto Münster[25][A 5] (1871–1962)
  • 1889/1902–1920: Albert Karsten[26] (1852–1920)
  • 1902/1921–1935: August Wiegand[27] (1864–1945)
  • 1935–1936: Gerhard Tietzen (1882–1940)[A 6]
    • 1936–1937 Berendt Willmann (1902–1942)[A 7]
  • 1937–1951: Arnulf Michaelis[28] (1912–1998)
    • 1937–1945: Ferdinand Veil[A 8] (1909–1945, vermisst)
    • 1945–1946: „Flüchtlings-Pastor“ Ederberg[A 9]
  • 1951–1968: Karl Timm[29] (1900–1981)
  • 1968–1993: Albrecht-Joachim Boldt[A 10][30]
    • 1991/1994–1999: Martina Kehnscherper/Holz (1964–2002)
  • 1999–2006: Carl-Christian Schmidt (* 1943)[A 11]
  • seit 2007: Stephan (* 1972) und Hannah (* 1977) Poppe[A 12]

Literatur

  • Georg Christian Friedrich Lisch: Geschichte der Stadt Plau und deren Umgebungen In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 17 (1852), S. 3-358 (Digitalisat)
  • Gustav Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege. Mit Anmerkungen über die früheren Pastoren seit der Reformation. Wismar 1924.

Einzelnachweise

  1. Willgeroth, Mecklenburg Pfarren 1 (GenWiki)
  2. Iohannes Masen Matrikeleintrag der Universität Rostock
  3. Adamus Schut Matrikeleintrag der Universität Rostock
  4. Christophorus Daneke Matrikeleintrag der Universität Rostock
  5. Nicolaus Schroderus Matrikeleintrag der Universität Rostock
  6. Christophorus Lemmius Matrikeleintrag der Universität Rostock
  7. Johannes Buschius Matrikeleintrag der Universität Rostock
  8. Iohannes Lutzingius Matrikeleintrag der Universität Rostock
  9. Hinricus Lange Matrikeleintrag der Universität Rostock
  10. Iohannes Vette Matrikeleintrag der Universität Rostock
  11. David Hering Matrikeleintrag der Universität Rostock
  12. Henricus Witsche Matrikeleintrag der Universität Rostock
  13. Iohannes Wolfius Matrikeleintrag der Universität Rostock
  14. Zacharias Crull Matrikeleintrag der Universität Rostock
  15. Franciscus Hartwig Matrikeleintrag der Universität Rostock
  16. Conradus Hauswedel Matrikeleintrag der Universität Rostock
  17. Gabriel Diestler Matrikeleintrag der Universität Rostock
  18. Ioh. Henric. Lucow Matrikeleintrag der Universität Rostock
  19. Iohann. Ioach. Ballhorn Matrikeleintrag der Universität Rostock
  20. Georg Peter Schleker Matrikeleintrag der Universität Rostock
  21. August Heinrich Reincke
  22. Heinr. Fried. Frz. Passow Matrikeleintrag der Universität Rostock
  23. Ed. Th. Fr. BirckenstädtMatrikeleintrag der Universität Rostock
  24. Georgius Friedericus Wolff Matrikeleintrag der Universität Rostock
  25. Otto Münster Matrikeleintrag der Universität Rostock
  26. Albert Karsten Matrikeleintrag der Universität Rostock
  27. August Wiegand Matrikeleintrag der Universität Rostock
  28. Arnulf Michaelis Matrikeleintrag der Universität Rostock
  29. Karl Timm
  30. Albrecht-Joachim Boldt

Anmerkungen

  1. Angaben nach Forschungen von Bernd Ruchhöft, Plau am See
  2. Auch Johannes Mau. Letzter katholischer Geistlicher an der Plauer Marienkirche. Er bekam nach seinem Bekenntnis zur evengelischen Lehre die Pfarre Gnevsdorf übertragen.
  3. Nach seinem Tode blieb die Pfarre 3 Jahre unbesetzt. Von Sup. Schuckmann war der Goldberger Präpos. Molli in Vorschlag gebracht, der 1674 Juli 28 auch eine Probepredigt hielt; die Bürger erklärten aber nach Beendigung derselben, sie wollten ihn nicht haben, machten höhnische Mienen und gingen aus der Kirche. Der Sup. ward hierüber so erbittert, daß er Alle, die in dieser unverantwortlichen Meuterei begriffen waren, vom Abendmahl und Gevatterstand ausschloß. (Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege Band 1, S. 444 ff.)
  4. Er spielte nach seiner Emeritierung in Plau, wo er zunächst noch seinen Wohnsitz behielt, eine wenig rühmliche Rolle, indem er öffentlich seinen Glauben verleugnete, auch mit dem Magistrat in Konflikt geriet, was ihm eine mehrwöchige Freiheitsstrafe eintrug. (Willgeroth: Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege Band 1, S. 444 ff.)
  5. Münster vertrat den schwer erkrankten Pastor Gerlach. Nach dem Theologieexamen ging er 1906 als Pastor nach Grevesmühlen.
  6. Tietzen hatte kein theologisches Examen und war Alkoholiker. Vor seiner zum 1. März 1936 ausgesprochenen Kündigung verschwand er unter Hinterlassung einiger Schulden aus Plau.
  7. Als Boris Aareandi in Estland geboren, erhielt er nach der Flucht aus Estland einen deutschen Pass mit neuem Namen. Er verschwand aus Plau und soll in Estland von Russen verhaftet und später als Faschist erschossen worden sein.
  8. Veil kam als Vikar auf die II. Pfarrstelle. Als Deutschchrist hatte er zunehmend Differenzen mit Pastor Michaelis, der sich der Bekennenden Kirche zuwendete. Veil zog 1941 freiwillig in den Krieg. In der Schlacht um Berlin wurde er am Prenzlauer Berg im April 1945 schwer verwundet. Er kam in Gefangenschaft der Roten Armee.
  9. Unter den vielen Flüchtlingen, die zu Kriegsende nach Plau kamen war auch ein aus Estland stammender Pastor Ederberg, der mit offiziellem Auftrag der Landeskirche seine Leidensgenossen seelsorgerisch betreute. Er ging 1946 nach Thüringen.
  10. Partnerschaft zur Stadtkirchengemeinde Hersbruck, Weihe der neuen Orgel von Wolfgang Nußbücker (1980), Zeitzeuge der Wende und friedlichen Revolution in der DDR.
  11. Schmidt ist großer Kenner des Doberaner Münsters.
  12. Das Ehepaar teilt sich die seit 2007 zu 150% besetzte Pfarre Plau I und II. Zum Dienstumfang gehören die Verwaltung der seit 2005 mit Plau verbundenen Pfarre Barkow/Broock und die Krankenhausseelsorge an den beiden Plauer Kliniken.