Lungenkampfstoff

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Lungenkampfstoff ist eine Sammelbezeichnung einer Kampfstoffklasse, deren Wirkung auf eine Schädigung der Atmungsorgane, insbesondere der Lunge, zielt. Lungenkampfstoffe sind die ältesten chemischen Waffen im Sinne von Substanzen, die aufgrund ihrer Giftwirkung als Waffe eingesetzt werden.

Das einfachste und billigste, das Chlor, erfüllt aufgrund des unsicheren Blasverfahrens nicht mehr die Anforderungen, die an eine chemische Waffe gestellt werden. Militärische Bedeutung haben nach wie vor die Substanzen Phosgen, Diphosgen (Perstoff) und Chlorpikrin (Klop).

Berüchtigt wurden sie durch den Ersten Weltkrieg. In Deutschland vor allem unter der Bezeichnung „Grünkreuz“, die auf die Granaten, die das Deutsche Heer eingesetzt hat, zurückgeht. Der Begriff Grünkreuz steht aber nicht synonym für Lungenkampfstoffe, sondern bezeichnet lediglich die im Ersten Weltkrieg von deutscher Seite eingesetzten Kampfstoffe bzw. Granaten.

Beispiele für Lungenkampfstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Lungenkampfstoffe bewirken ein Anschwellen der Schleimhaut in den Lungenbläschen (Alveolen). Durch die verlängerte Diffusionsstrecke kommt es zu einem verzögerten Gasaustausch in der Lunge. Zusätzlich bildet sich ein toxisches Lungenödem.

Die ersten Symptome sind nicht schwerwiegend und können leicht übersehen werden. Kurz nach dem Eindringen des flüchtigen Lungenkampfstoffes in die Atemwege tritt ein leichtes Kratzen im Rachenbereich ein. Nun setzt ein symptomfreies Intervall von ca. sechs Stunden ein. Es folgen Hustenreiz, Kurzatmigkeit und Unwohlsein. Spätestens hier muss eine Behandlung mit Kortison einsetzen. Unbehandelt ist die Wirkung zwölf Stunden nach Exposition nicht mehr rückgängig zu machen und nach 36 Stunden tritt der Tod ein.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Badelt: Chemische Kriegführung – Chemische Abrüstung. Die Bundesrepublik Deutschland und das Pariser Chemiewaffenübereinkommen. (= Militärpolitik und Rüstungsbegrenzung. 5). Berlin-Verlag Spitz, Berlin 1994, ISBN 3-87061-269-X.
  • Christoph Bundscherer: Deutschland und das Chemiewaffenübereinkommen. Wirtschaftsverwaltungsrecht als Instrument der Rüstungskontrolle. (= Europäische Hochschulschriften Reihe 2; Rechtswissenschaft. 2213). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-631-32353-0. (Zugleich: Greifswald, Univ., Diss., 1997)
  • Jochen Gartz: Chemische Kampfstoffe. Der Tod kam aus Deutschland. (= Der Grüne Zweig. Band 243). Pieper und The Grüne Kraft, Löhrbach 2003, ISBN 3-922708-28-5.
  • Günther W. Gellermann: Der Krieg, der nicht stattfand. Möglichkeiten, Überlegungen und Entscheidungen der deutschen obersten Führung zur Verwendung chemischer Kampfstoffe im Zweiten Weltkrieg. Bernard & Graefe, Bonn 1986, ISBN 3-7637-5804-6.
  • Ludwig F. Haber: The Poisonous Cloud. Chemical Warfare in the First World War. Oxford University Press, Oxford u. a. 1986, ISBN 0-19-858142-4.
  • L. Huber, J. Bailey, A. Ochsenbein: ABC-Waffen: Einsatz und Schutz auf einem europäischen Gefechtsfeld. DTIG – Defense Threat Informations Group, 1995.
  • Reinhard Klimmek, Ladislaus Szinicz, Nikolaus Weger: Chemische Gifte und Kampfstoffe – Wirkung und Therapie. Hippokrates Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-7773-0608-8.
  • Thilo Marauhn: Der deutsche Chemiewaffenverzicht. Rechtsentwicklungen seit 1945. (= Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht. 116). Springer, Berlin u. a. 1994, ISBN 3-540-58352-1. (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1993–1994).
  • Dieter Martinetz: Der Gaskrieg 1914–1918. Entwicklung, Herstellung und Einsatz chemischer Kampfstoffe. Das Zusammenwirken von militärischer Führung, Wissenschaft und Industrie. Bernard & Graefe, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5952-2.
  • Gerhard Peters (LS-Oberführer): Kampfstoff– und Luftschutz–Chemie – Eigenschaften Gefahren und Abwehr der chemischen Kampfstoffe, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1939. DNB-Link
  • Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie. (= Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. 11). Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-880-9.
  • Jonathan B. Tucker: War of nerves. Chemical warfare from World War I to al-Qaeda. Pantheon Books, New York NY 2006, ISBN 0-375-42229-3.