MPEG-2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. April 2016 um 17:06 Uhr durch 192.166.53.199 (Diskussion) (→‎MPEG-2 Video: minor fix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

MPEG-2 ist ein generischer MPEG-Standard zur Videokodierung mit Videokompression und Audiokodierung mit Audiokompression, beides verlustbehaftet. Generisch heißt in diesem Zusammenhang, dass ein Datenformat und ein Dekodierungsverfahren festgelegt wird, ohne Parameter wie beispielsweise die Auflösung festzulegen, welche die Qualität bestimmen.

Einführung

MPEG-2 wurde 1994 eingeführt und ist Ergänzung zu und Nachfolger von MPEG-1.

Der MPEG-2-Codec verwendet insgesamt 818 Patente, die zum großen Teil weltweit gelten. Am 1. April 2014 ist das letzte der betroffenen Patente ausgelaufen.[1]

Große Verbreitung hat der Standard durch die DVD gewonnen: Diese sind in MPEG-2 (Video) kodiert. Der Audioteil der DVD kann auch als MPEG-2 Audio Layer-2 (ISO/IEC 13818-3) kodiert sein, was aber in der Praxis kaum genutzt wird; fast immer ist das Audiosignal auf DVDs in Dolby Digital (AC-3) und manchmal zusätzlich in DTS gespeichert. Auch auf SVCDs wird MPEG-2 verwendet, allerdings mit – im Vergleich zur DVD – geringerer Auflösung und niedrigerer Datenrate.

Auch die verschiedenen Varianten (DVB-S, DVB-C, DVB-T) des digitalen Fernsehens benutzen noch bevorzugt das MPEG-2-Format.

Übersicht

Der MPEG-2-Standard besteht aus mehreren Teilen, die in ISO/IEC 13818 definiert sind [2]:

Part 1
Systeme – beschreibt die Synchronisation und das Multiplexen von Audio und Video. Enthält die Beschreibungen von Programmstrom und Transportstrom.
Part 2
Video – Codec. Auch unter der Bezeichnung H.262 bekannt.
Part 3
Audio – Codec. Eine Mehrkanalerweiterung von MPEG-1 Audio. Enthält die Beschreibungen von MP1, MP2 und MP3.
Part 4
beschreibt die Testprozeduren für Konformität.
Part 5
beschreibt die Software-Simulation.
Part 6
Erweiterungen für DSM-CC (Digital Storage Media Command and Control.)
Part 7
Advanced Audio Coding (AAC)
Part 9
Erweiterungen für Echtzeitanwendungen.
Part 10
Konformitätserweiterungen für DSM-CC.
Part 11
IPMP (Intellectual Property Management and Protection) auf MPEG-2-Systemen.

(Der Teil 8 „10-bit-Erweiterung des Videos“ wurde verworfen.[3])

MPEG-2 Video

Die wesentlichen Merkmale von MPEG-1 blieben in MPEG-2 erhalten: Abtrennung der Farbinformation vom Schwarz-Weiß-Bild und Vergröberung derselben, da auch das menschliche Auge Farbunterschiede gröber wahrnimmt als Helligkeitsunterschiede; Aufteilung des Bildes in 8 × 8 Pixel große Blöcke, deren Datenbedarf mittels Diskreter Kosinustransformation und anschließender Quantisierung stark verkleinert wird; Zusammenfassung von je vier Blöcken zu 16 × 16 Pixel großen Makroblöcken, deren Ähnlichkeit zu Makroblöcken in vorigen und/oder folgenden Bildern ebenfalls datenreduzierend genutzt wird; und Verwendung von Binärcodes mit variabler Länge, um häufigere Bitfolgen kürzer darstellen zu können als seltenere.

Auf der Videoseite zielt der MPEG-2-Standard auf höhere Qualitäten und damit verbundene Datenraten als der Vorgänger MPEG-1 – bis 15 Mbit/s beziehungsweise bei höherer Chrominanz (Farb)-Auflösung auch bis 50 Mbit/s – und unterstützt im Gegensatz zu MPEG-1 auch das Zeilensprungverfahren. MPEG-2 wurde ursprünglich für digitale Fernsehübertragungen und Studioanwendungen festgelegt. MPEG-1 wurde dabei nicht komplett abgelöst, für niedrige Datenraten ist es weiterhin eine bessere Wahl als MPEG-2.

MPEG-2 Profile
Abk. Name Frames YUV Streams Kommentar
SP Simple Profile P, I 4:2:0 1 kein Interlacing
MP Main Profile P, I, B 4:2:0 1
422P 4:2:2 Profile P, I, B 4:2:2 1
SNR SNR Profile P, I, B 4:2:0 1-2 SNR: Signal-to-Noise-Ratio
Spatial Spatial Profile P, I, B 4:2:0 1-3 Decodierung in niedriger, mittlerer und hoher Qualität
HP High Profile P, I, B 4:2:2 1-3
MPEG-2 Level
Abk. Name Pixel/Zeile Zeilen Framerate (Hz) Bitrate (Mbit/s)
LL Low Level 352 288 30 4
ML Main Level 720 576 30 15
H-14 High 1440 1440 1152 30 60
HL High Level 1920 1080 30 80
Profil @ Level Auflösung (px) max. Framerate (Hz) Sampling Bitrate (Mbit/s) Beispiel-Anwendung
SP@LL 176 × 144 15 4:2:0 0,096 mobile Anwendungen
SP@ML 352 × 288 15 4:2:0 0,384 PDAs
320 × 240 24
MP@LL 352 × 288 30 4:2:0 4 Set-Top-Boxen (STB)
MP@ML 720 × 480 30 4:2:0 15 (DVD: 9,8) DVD, SD-DVB
720 × 576 25
MP@H-14 1440 × 1080 30 4:2:0 60 (HDV: 25) HDV
1280 × 720 30
MP@HL 1920 × 1080 30 4:2:0 80 ATSC 1080i, 720p60, HD-DVB (HDTV)
1280 × 720 60
422P@LL 4:2:2
422P@ML 720 × 480 30 4:2:2 50 Sony IMX (I-Frame only), Broadcast Video (nur I- und P-Frames)
720 × 576 25
422P@H-14 1440 × 1080 30 4:2:2 80 möglicherweise für zukünftige MPEG-2-basierte HD-Produkte von Sony und Panasonic
1280 × 720 60
422P@HL 1920 × 1080 30 4:2:2 300 Aufzeichnungsprofil einiger professioneller Canon-Produkte wie des XF100-Camcorders.[4]
1280 × 720 60

MPEG-2 Audio

Auf der Audioseite ist eine Erweiterung aller drei Layer zu niedrigeren Datenraten sowie auf mehr Kanäle (5.1 oder 7.1) enthalten. Es gibt zwei Varianten der Multikanalkodierung: die rückwärtskompatible, bei der MPEG-1-Dekoder den erzeugten Bitstrom sinnvoll nutzen können, und eine nicht rückwärtskompatible Variante (englisch non backward compatible, NBC). Die NBC-Variante steht im Teil 7 des MPEG-2-Standards unter dem Namen AAC (Advanced Audio Coding).

MPEG-2 Dateiformate

Zur Verschränkung von Video und Audio definiert MPEG-2 die Videostreaming-Formate Programmstrom (PS) und Transportstrom (TS). Im Laufe der Zeit wurde MPEG-2 aber in einer Vielzahl von Dateiformaten verwendet. Nachfolgend eine Übersicht, wo MPEG-2-Dateien typischerweise anzutreffen sind:

  • .mpg (kann auch MPEG-1 oder MPEG-4 sein)
  • .mpeg (kann auch MPEG-1 oder MPEG-4 sein)
  • .m2v (MPEG-2 Elementary Video Stream)
  • .m2a (MPEG-2 Elementary Audio Stream)
  • .m2s (MPEG-2 Elementary Data Stream)
  • .ts (MPEG-2 Transport Stream)
  • .ps (MPEG-2 Program Stream)
  • .vob (DVD Video Object)
  • .vro (Video Recording Object)
  • .mod (MPEG-2 mit AC3-Audio z. B. bei JVC- oder Panasonic-Videokameras)
  • .m2t (MPEG-2-Transport z. B. auf Sony HD-Kameras)

Siehe auch

Literatur

  • Tilo Strutz: Bilddatenkompression. Grundlagen, Codierung, Wavelets, JPEG, MPEG, H.264. 4. überarbeitete und ergänzte Auflage, Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8348-0472-3.

Weblinks

Beispiele für MPEG-2 Encoder:

Einzelnachweise

  1. Liste aller Patente mit entsprechender Patentnummer, die vom MPEG2-Codec verwendet werden (PDF, englisch; 314 kB) – Dokument bei MPEG LA
  2. ISO International Classification for Standards 35.040: Character sets and information coding (englisch) – Übersichtsseite bei ISO
  3. Atul Puri (Hrsg.), Puri (Autor), Tsuhan Chen (Autor): Multimedia Systems, Standards, and Networks. Ausgabe 2000, Verlag Marcel Dekker Inc, S. 94.
  4. Canon XF100-Produktseite