Magnetmotor

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Als Magnetmotor wird ein aus dem Bereich der Parawissenschaften stammendes Konzept für einen Motor bezeichnet, der mittels Dauermagneten in Stator und Rotor eine Drehbewegung ohne externe Energiezufuhr erzeugen soll. Ein solcher Motor ist theoretisch wie praktisch nicht umsetzbar und kann als Perpetuum mobile angesehen werden.[1] Zugleich bestehen fließende Übergänge zur Esoterik.[2] Häufig finden sich auch Bezüge zu freier Energie.[3] Der Magnetmotor ist klar abzugrenzen von den heute gebräuchlichen Permanentmagnetmotoren, die mit externer elektrischer Energiezufuhr betrieben werden.

Prinzip[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiel eines Magnetmotordesigns. Die vorwiegend anziehende Ausrichtung der Magnete führt scheinbar zu einer Aufrechterhaltung der Drehbewegung.

Ein hypothetischer Magnetmotor arbeitet mit Permanentmagneten in Stator und Rotor. Durch eine spezielle Anordnung der sich anziehenden und abstoßenden Pole soll eine Drehbewegung des Rotors dauerhaft aufrechterhalten werden. Die praktische Umsetzung scheitert daran, dass in Magneten keine Energie vorhanden ist, die zu Antriebszwecken oder für die Kompensation von Energieverlusten umgewandelt werden könnte. Die Kraft zwischen Permanentmagneten ist konservativ, so dass über einen Zyklus keine Arbeit verrichtet wird. Nach kurzer Zeit wird ein solcher Motor seine Bewegung einstellen und eine Gleichgewichtslage einnehmen.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Ideen eines Magnetmotors reichen zurück bis ins Jahr 1269, als der Gelehrte Petrus Peregrinus de Maricourt ein gezacktes Rad beschrieb, das allein durch die Kraft von Permanentmagneten angetrieben werden sollte.[4] Ab dem 20. Jahrhundert finden sich verschiedene Erfinder und Bastler, die behaupteten, funktionierende Magnetmotoren herstellen zu können. Eine Beschreibung einer angeblichen Realisierung eines Magnetmotors stammt aus dem Jahre 1954 von dem deutschen Maschinenbauer Friedrich Lüling, der behauptete, sein Motor könne mit seinen Permanentmagneten 10 bis 20 Jahre lang ohne Unterbrechung laufen. Am 8. Februar 1966 berichtete die UFA-Wochenschau über die Erfindung.[5] Im Jahr 2013 berichtete die FAZ über einen Magnetmotor des Uhrmachers Thomas Engel.[6]

Das Europäische Patentamt hat einen Patentantrag für einen Magnetmotor nicht anerkannt. Ab 2006 vermarktete der „Erfinder“ Mike Brady mit seiner Firma Perendev-Group einen solchen Motor und wurde 2010 wegen schweren Betruges angeklagt[7] und zu einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren und 9 Monaten verurteilt.[8] Er hatte zahlenden Kunden Magnetmotoren verkauft, die er dann aber nicht bereitstellen konnte. In parawissenschaftlichen Kreisen wird der Magnetmotor indes trotz fehlenden Funktionsnachweises nach wie vor propagiert und Bauanleitungen verbreitet.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Irving Gottlieb: Practical Electric Motor Handbook. Newnes, Oxford 1997, ISBN 0-7506-3638-6, S. 22 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Viktor Wesselak, Thomas Schabbach, Thomas Link, Joachim Fischer: Handbuch Regenerative Energietechnik. 3. Auflage. Springer Vieweg, Berlin/Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-53073-3, S. 922–925, doi:10.1007/978-3-662-53073-3_15.
  3. Gibt es freie Energie? bei Focus Online
  4. Andreas Kleinert: Wie funktionierte das Perpetuum mobile des Petrus Peregrinus? In: NTM International Journal of History and Ethics of Natural Sciences, Technology and Medicine. 11. Jahrgang, Nr. 3, 2003, ISSN 0036-6978, S. 155–170, doi:10.1007/s00048-003-0168-5.
  5. Wochenschau 498 (ab 1′52″)
  6. Lukas Weber: Er läuft und läuft und läuft . . . In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. November 2013 
  7. Sarah List: Er läuft, und läuft, und läuft. In: Münchner Merkur. 9. September 2010, abgerufen am 29. Dezember 2017.
  8. Patent vorgetäuscht: Tüftler muss ins Gefängnis. 23. November 2010, abgerufen am 4. Januar 2019.