Maria João Pires

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Maria João Pires (2009)

Maria João Alexandre Barbosa Pires (* 23. Juli 1944 in Lissabon) ist eine portugiesische Pianistin, die seit 2006 in Brasilien lebt und 2010 die brasilianische Staatsbürgerschaft angenommen hat.

Leben und beruflicher Werdegang

Sie begann sehr früh mit dem Klavierspiel und gab ihr erstes Konzert im Alter von fünf Jahren. Mit sieben spielte sie bereits öffentlich Klavierkonzerte von Mozart und mit neun Jahren gewann sie den 1. Preis beim portugiesischen Jugendmusikwettbewerb. Von 1953 bis 1960 studierte sie bei Campos Coelho am Conservatório Nacional in Lissabon. Sie setzte ihre Studien in Deutschland fort, zunächst in München bei Rosemarie Schmid-Münster an der Staatlichen Akademie der Tonkunst, dann bei Karl Engel an der Musikhochschule Hannover, der Hochburg der Pianistenausbildung.

Der internationale Durchbruch gelang Maria João Pires 1970, als sie in Brüssel den Wettbewerb internationaler Rundfunkanstalten zum 200. Geburtstag Ludwig van Beethovens gewann. Sie wäre lieber Kammermusikerin geworden, wenn sie „früher die richtigen Musiker getroffen“ hätte. Den Medien und dem internationalen Musikbetrieb steht sie äußerst kritisch gegenüber: „Karriere zu machen, das geht gegen die Musik.“ Wie Glenn Gould liebt sie die Intimität des Aufnahmestudios mehr als den Trubel der Konzertsäle.[1] Beifall ist ihr eher peinlich:

„Musik, das ist ja auch nicht nur die Schöpfung eines Menschen. Da ist noch etwas anderes. Ein Komponist hat in sich die Kräfte und Möglichkeiten, die man nicht erklären kann; aber auch er hat sie von irgendwoher – von der ganzen Welt, vom Universum. ... Ich bin als Interpret nur ein Sender, der die Musik weitergibt.“

Maria João Pires

Eingespielt hat sie Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Frédéric Chopin und anderen Komponisten. Der musikgeschichtlichen Entwicklung folgt sie bis Béla Bartók. Zur Neuen Musik sagt sie:[1]

„Die Tendenz, die mich an moderner Musik stört, ist schwer zu beschreiben. Es liegt ein Mangel vor, ein Mangel an Ausgeglichenheit, an Gleichgewicht zwischen dem menschlichen Geist auf der einen Seite und dem Unendlichen, dem All auf der anderen Seite. ... Darum habe ich keine Beziehung zur Moderne, obwohl es zweifellos einzelne sehr gute Stücke gibt.“

Maria João Pires
Persönliches

Sie war verheiratet mit dem Violinisten Augustin Dumay und hat sechs Kinder.[1]

Diskografie (Auszug)

Bei Erato:

  • Mozart: The Great Concertos for Piano (1978)
  • Schumann: Kinderszenen, Op. 15; Waldszenen, Op. 82; Bunte Blätter, Op. 99 (1985)
  • Schubert: Sonata No. 21; Impromptus (1986)
  • Schubert: Piano Duets (1995)
  • Bach: Piano Concertos, BWV 1052, 1055, 1056 (1995)
  • Beethoven: Piano Sonatas (2001)
  • The Complete Erato Recordings (2014)

Bei Deutsche Grammophon:

  • Schubert: Sonata; 6 Moments Musicaux; 2 Scherzi (1989)
  • Mozart: Die Klaviersonaten (1991)
  • Brahms: Die Violinsonaten (1992)
  • Mozart: Piano Concertos Nos. 17 & 21 (1995)
  • Chopin: The Nocturnes (1996)
  • Mozart: Three Piano Sonatas; Schubert: Impromptu No. 1 (1998)
  • Moonlight: Beethoven's Sonatas "Quasi una Fantasia" (2001)
  • Beethoven: Complete Violin Sonatas (2002)
  • Mozart: Piano Concertos Nos. 21 & 26 (2003)
  • Schubert: Résonances de l'Originaire (2005)
  • Chopin (2008)
  • Mozart: Piano Concertos Nos. 20 & 27 (2012)
  • The Wigmore Hall Recital: Schubert, Brahms, Mendelssohn (2013)
  • Maria João Pires: Complete Solo Recordings (2014)

Trivia

Bei einem Mozartkonzert im Amsterdamer Concergebouw 2009 wartet Pires auf ihren Einsatz – aber dann stimmt das Orchester ein Konzert an, mit dem sie nicht gerechnet hat. Sie hatte ein Mozart-Konzert vorbereitet, und ein Mozart-Konzert hatte auch der Dirigent Riccardo Chailly auf dem Pult; aber eben ein anderes, jenes in d-Moll KV 466. Zum Glück hat es eine relativ lange Orchestereinleitung: Zeit für die Pianistin, um sich nach dem Schock wenigstens einigermaßen zu fassen. Es handelte sich um eine Probe, die als öffentliches Lunchkonzert angesetzt war. Pires spielte pannenfrei. [2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Die großen Pianisten des 20. Jahrhunderts. Beiheft zur CD-Sammlung. Philips Music Group 1998
  2. Susanne Kübler: Tagesanzeiger Zürich, 25. Oktober 2013