Marienkirche (Niederweidbach)

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Die Marienkirche in Niederweidbach

Die Marienkirche ist das evangelische Gotteshaus im Bischoffener Ortsteil Niederweidbach in Hessen.

Geschichte

Das Kirchengebäude wurde vermutlich im Zusammenhang mit der Expansion der Grafen von Solms auf der Altenkirchener Hochebene um 1300 erbaut. Vermutungen, die Kirche sei im 11., 12. oder 13. Jahrhundert erbaut worden, lassen sich weder an der Geschichte der Region noch am Baubestand belegen. Niederweidbach gehörte zur Pfarrei Altenkirchen im Archipresbyterat Wetzlar. Die erbaute Kapelle war eine Wehrkirche und eine Filialkirche der Pfarrei Altenkirchen.

Seit 1350 oder 1357 wurde das Amt Königsberg gemeinsam von den Grafen von Solms und dem hessischen Landgrafen regiert. Infolge der Dernbacher Fehde war die von Marburg kommende ehemals auf der langen Wasserscheide über Gladenbach, Rachelshausen, Bottenhorner Hochflächen, Schelder Wald, Angelburg (Berg) verlaufende bedeutende Fernhandelsstraße (Brabanter Straße) zu unsicher geworden und wurde nach und nach zugunsten der im Aaartal verlaufenden neuen Köln-Leipziger-Handelsstraße aufgegeben. Sie verlief nach 1357 auch durch Niederweidbach. Diese Handelsstraße war u.a. auch ein Wallfahrtsweg nach Marburg zum Grab der Hl. Elisabeth, Pilger zogen durch Niederweidbach. Häufig wird vertreten, dass die Marienkirche selbst eine Wallfahrtskirche war. Niederweidbach ist aber in der hessischen Kirchengeschichte als Wallfahrtsort nicht bekannt. In die neue Kirche kam ein neuer Altar, was mit dem Altar der Wehrkapelle geschehen ist, ist nicht bekannt. Die Flügel des neuen Altars stammen höchstwahrscheinlich von dem Hofmaler der Grafen von Solms, von Hans Döring. Hans Döring war ein Schüler von Lucas Cranach. Der Altar besteht heute aus den zwei Flügeln, aus einem Schrein und aus den Statuen der Maria, des hl. Jakobus und des hl. Nikolaus.

Das älteste Stück der Kirche ist ein frühgotischer Taufstein aus der Bauzeit der Kapelle. Die Wehrkapelle war also bereits Taufstätte. 1498 wurde an den Wehrturm ein Kirchenschiff angebaut. Der Bau zog sich viele Jahre hin. Aus den Sendprotokollen des Wetzlarer Archipresbyters ist bekannt, dass die Bauleute 1520 ihre Rechnungen nicht ordentlich abrechneten. An der Kirche wurde noch 1520 gebaut.

1533 wurde die Kirchengemeinde Niederweidbach eine selbständige Kirchengemeinde und lutherisch. 1568 wurde eine Kanzel eingebaut, 1608 eine Empore, aus dem 17. Jahrhundert stammen die Bilder der zwölf Apostel, 1752 wurde die erste Orgel eingebaut. Wichtige Innenrenovierungen waren 1894/1895, 1953–1955 und 1995–1998. Bei der letzten Renovierung wurde die Kirche erneut in der Fassung von 1895, im Stil von Jugendstil und Historismus, bemalt.

Bauwerk

Die Kirche ist eine zweischiffige Hallenkirche mit dem Chor im Turm. Die Rippenkonsolen zeigen den Teufel, Gott in Gestalt eines Papstes mit Tiara, goldene Blätter, einen Hund und ein weiteres Tier. Die Schlusssteine zeigen einen Kopf mit Weinmotiven – es dürfte sich um eine Anspielung an Jesu Aussage Ich bin der Weinstock handeln, die Buchstaben JHS, eine Schlange, ein Kreuz, einen achtstrahligen Stern und zwei Blumen.

Altar

Die Restaurierung des Altars in den Jahren 2003 bis 2005 hat ergeben, dass alle Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen, aber vermutlich erst in einem späteren Jahrhundert zusammengestellt wurden, vielleicht im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Einbau der ersten Orgel.

Die vier Tafeln zeigen: 1. den Tempelgang der Maria. 2. die Himmelfahrt und die Krönung der Maria. 3. Marias Besuch bei Elisabeth. 4. die Heilige Sippe. Nach einem Disput über die dargestellten Personen auf dieser Tafel in den Jahren 1953 bis 1958 kann man mehrere Personen nennen, die neben Maria, Anna und Jesus auf der Tafel zu sehen sind: Graf Philipp von Solms-Lich, Kurfürst Hermann IV. von Hessen (vielleicht auch Richard von Greiffenklau), der Maler Hans Döring und Adriana von Hanau-Münzenberg als Maria Salome.

Weblinks

  • [1] Kirchenführer zur Marienkirche

Literatur

  • 802–2002 – Weidbach 1200 Jahre – Ein Heimatbuch. herausgegeben von der Interessengemeinschaft Weidbacher Vereine e.V. im Jahre 2002 zum 1200 jährigen Jubiläum von Niederweidbach und Oberweidbach
  • Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach.
  • Beierlein, Karl-Bernd: Bericht zur Innenrenovierung der Evangelischen Kirche Niederweidbach. in: Dieter Schwarz (Hrsg.): 500 Jahre Marienkirche zu Niederweidbach. Wetzlar: Wetzlardruck, 2001, 67–79.
  • Bezzenberger, Günter E.Th.; Fischer, Beatus (Hrsg.): Sehenswerte Kirchen in den Kirchengebieten Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck, einschließlich der rheinhessischen Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels. Kassel/Frankfurt: Evangelischer Presseverband Kurhessen-Waldeck und Evangelischer Presseverband Hessen und Nassau, 1987.
  • Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen. Bearbeitet von Magnus Backes. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1966.
  • Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Lahn-Dill-Kreis II. Theiss-Verlag, 2003.
  • Dittmann, Andreas: Die Marienkirche zu Niederweidbach. Kirchbau und Kunstschaffen als Instrumente spätmittelalterlicher Politikinteressen im Hessischen Hinterland. In: Interessengemeinschaft Weidbacher Vereine e.V. (Hrsg.): 802–2002. Weidbach 1200 Jahre. Ein Heimatbuch. Marburg: Druckhaus Marburg, 2002, 61–99.
  • Kloos, Hermann: Im Quellgebiet der Aar. Unsere engere Heimat einst und jetzt. I. Band. Niederweidbach 1967.
  • Kloos, Hermann: Im Quellgebiet der Aar. Unsere engere Heimat einst und jetzt. II. Band. Niederweidbach 1968.
  • Rudolph, Frank: Kleine Jubiläen und Jahrestage 2005. Aus der Gemeindegeschichte der Kirchengemeinde Niederweidbach. In: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 41, März bis April 2005, 24–31.
  • Rudolph, Frank: Kleine Jubiläen und Jahrestage 2006. Aus der Gemeindegeschichte der Kirchengemeinde Niederweidbach. In: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 45, März bis Mai 2006, 23–30.
  • Rudolph, Frank: Unser Marienaltar nach der Restaurierung. In: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 41, März bis April 2005, 18–23.
  • Rudolph, Frank: Art.: Döring, Hans. In: BBKL Bd. 28 (2007) --- (im Internet unter www.bautz.de)
  • Rudolph, Frank: Art.: Philipp von Solms-Lich. In: BBKL Bd. 28 (2007), --- (im Internet unter www.bautz.de)
  • Rudolph, Frank: Die evangelische Marienkirche in Niederweidbach und ihr Marienaltar. Kirchengeschichte. Dorfgeschichte. Regionalgeschichte. Bautz Nordhausen 2009. ISBN 978-3-88309-533-2.
  • Schwarz, Dieter: Die Geschichte der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Niederweidbach. In: Interessengemeinschaft Weidbacher Vereine e.V. (Hrsg.): 802–2002. Weidbach 1200 Jahre. Ein Heimatbuch. Druckhaus Marburg, Marburg 2002, 36–60.
  • Uhlhorn, Friedrich: Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter. Universitätsdruckerei Joh. Aug. Koch, Marburg 1931.

Koordinaten: 50° 42′ 13,3″ N, 8° 29′ 1,1″ O