Markthalle IX

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Markthalle IX
Eisenbahnmarkthalle

Daten
Ort Berlin
Architekt Hermann Blankenstein, August Lindemann
Baujahr 1891
Grundfläche 3500 m²
Koordinaten 52° 30′ 7,8″ N, 13° 25′ 53,3″ OKoordinaten: 52° 30′ 7,8″ N, 13° 25′ 53,3″ O

Die Markthalle IX, auch Eisenbahnmarkthalle genannt, ist eine von ehemals 14 städtischen Markthallen in Berlin, die Ende des 19. Jahrhunderts in den damaligen Bezirken Berlins errichtet wurden. Sie ersetzten die offenen Märkte auf verschiedenen städtischen Plätzen und garantierten bessere hygienische Bedingungen. Die Markthalle IX in Berlin-Kreuzberg wurde im Jahr 1891 eröffnet. Nach wirtschaftlichen Aufwärts- und Abwärtsentwicklungen im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde sie stetig weiter benutzt. In den 1990er Jahren übernahmen große Lebensmitteldiscounter immer mehr zusammenhängende Verkaufsflächen, das gesamte denkmalgeschützte Gebäude[1] verkam jedoch. Seit Oktober 2011 gibt es drei private Betreiber, die das Konzept der vielfältigen kleinteiligen Angebote in der Halle mit Erfolg wieder zum Leben erweckten.

Geschichte

Innenbereich während einer Veranstaltung 2015
Eines der festen Geschäfte in der Markthalle

Die nach den Standardplänen des Stadtbaurats Hermann Blankenstein unter Mitwirkung des Architekten August Lindemann errichtete geschlossene Markthalle erhielt ihren Standort in Berlin-Kreuzberg zwischen der Eisenbahnstraße 42/43 und der Pücklerstraße 34, quer über das von der Wrangelstraße und der Muskauer Straße begrenzte Wohngebiet. Sie hatte bei ihrer Eröffnung im Jahr 1891 eine Verkaufsfläche von 3296 m² für 300 kleine Marktstände für alle Waren des täglichen Bedarfs.

Einige Beschädigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs konnten rasch repariert werden und bald boten die ersten Händler wieder ihre Waren an. Problematisch war in den 1950er Jahren, dass die Berliner Lebensmittel nur auf Lebensmittelkarten erhielten. So blieb der Handel recht eingeschränkt. Die vom Eigentümer, der Stadt Berlin, zur Verwaltung der Markthallen gegründete Berliner Großmarkt GmbH vermietete immer mehr Flächen der Halle an Discounter. Dies führte zu Umsatzrückgängen bei den kleineren Händlern; das Interesse der Bewohner an einem tatsächlichen Markttreiben ging verloren.

2009 gründete sich die Initiative „Projektgruppe Markthalle IX“, um einen Verkauf der Markthalle zu verhindern und gleichzeitig die Markthallenstruktur mit modernen Angeboten wieder zu beleben. Nachdem die Initiatoren Florian Niedermeier, Bernd Maier und Nikolaus Driessen zur Unterstützung ihrer Idee eine Unterschriftensammlung durchgeführt und zusammen mit dem Architekten Peter Lemburg ein Konzept für die denkmalgerechte Sanierung dieser Halle entwickelt hatten, konnten sie schließlich mit der Großmarkt GmbH im März 2012 den Kaufvertrag abschließen. Der vereinbarte Kaufpreis von 1,1 Millionen Euro ist geringer als das Angebot eines Großinvestors, dessen Pläne einen Abriss des historischen Gebäudes und den Neubau eines modernen Einkaufszentrums mit Tiefgaragen beinhalteten. Der Senat hatte sich jedoch von dem Konzept einer „Wiederbelebung der historischen Halle als Kiezmittelpunkt“ überzeugen lassen. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten fanden schrittweise vom Sommer bis zum Spätherbst 2011 statt. Die umgestaltete Eisenbahnmarkthalle wurde am 1. Oktober 2011 offiziell wieder eingeweiht.[2] Die Verkaufsfläche für die Marktstände mit regionalen und Bioprodukten wird mit 2850 m² angegeben. Discounter sind noch präsent und belegen eine Fläche von rund 450 m²; die Verträge wurden nicht verlängert und können von den Betreibern der Markthalle vorfristig gekündigt werden.[3]

Aktuelle Nutzungen

Ausschank der Brauerei Heidenpeters

Seit dem Winter 2011/2012 findet jeweils freitags und sonnabends, seit Dezember 2014 auch dienstags ein Wochenmarkt in der Halle mit vor allem saisonalen Lebensmittelangeboten aus Berlin/Brandenburg statt.[4] Seit April 2013 gibt es jeweils donnerstags einen Street Food Day. Zur Abrundung des Markthallenkonzepts gehört die „Kantine Neun“, die auch außerhalb der normalen Marktöffnungszeiten werktäglich einen kulinarischen Mittagstisch bietet.

Etwa alle drei Monate gibt es einen „Naschmarkt“, zu dem kleine Manufakturen süße Erzeugnisse aus fairem Handel und Bio-Zutaten anbieten. Besonders nachgefragt ist der handmade supermarket, auf dem Designer, Künstler und kleine Modelabels ihre Produkte (Schmuck, Kosmetik, Spielsachen, Keramik, Fotografie, Kunst und auch Kleinmöbel) vorstellen und verkaufen. Die Betreiber dieses Spezialmarktes bezeichnen das Konzept als „Einkaufsforum für Produkte jenseits von Massenproduktion“. Darüber hinaus gibt es Kulturveranstaltungen (beispielsweise einen Vintage-Modemarkt oder eine Diskussionsrunde Bauer trifft Kiez).[5]

Hinzugekommen sind im Jahr 2012 drei kulinarische Produktionsbetriebe: Neben einem Barbecue-Smoker und einer Fischräucherei befindet sich in den Kellergewölben die Brauerei Heidenpeters.[6]

Veranstaltungen

Schließlich ist es erwähnenswert, dass seit dem Jahr 2012 im Mittelgang dieser Halle einmal jährlich der Berlin-Brandenburger Käsekuchenwettbewerb mit großem Publikumsinteresse stattfindet.

Weblinks

Commons: Markthalle IX – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Baudenkmal Markthalle IX
  2. Beilage der TAZ vom 1. Oktober 2011.
  3. Johannes Süssmann: Alte Markthallen mit neuen Inhalten. Sie werden Umschlagplätze für regionale Lebensmittel und Treffpunkt von Kiez und Kultur. In: Berliner Zeitung vom 13. Mai 2011, S. 21.
  4. Homepage Markthalle Neun, auf der Startseite oben rechts: Wochenmarkt Di, Fr. 12–20 Uhr, Sa 10–18 Uhr; abgerufen am 28. Januar 2015.
  5. André Tucic: Immer proppenvoll. Einst heruntergewirtschaftet floriert die denkmalgeschützte Markthalle IX in der Eisenbahnstraße in Kreuzberg wieder. In: Berliner Zeitung, 31. März / 1. April 2012.
  6. Karin Schmidl: Ingwer-Bier und Pastinaken-Püree. In: Berliner Zeitung, 14. Dezember 2012; abgerufen am 3. März 2013.