Matthias Buchinger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. März 2016 um 20:53 Uhr durch Onkelkoeln (Diskussion | Beiträge) (PD-fix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Matthias Buchinger: Selbstporträt
(Geburtsdatum hier falsch angegeben)

Matthias Buchinger (auch Buckinger; * 3. Juni 1674 in Ansbach; † zw. 10. und 16. August 1739 in Cork, Irland)[1] war ein deutscher Künstler, Musiker, Zeichner, Kalligraph und Magier, der ohne Hände und Füße geboren wurde und nur 74 Zentimeter groß war.[2]

Leben und Werk

Matthias Buchinger wurde als neuntes Kind seiner Eltern in Ansbach geboren. Seine rudimentär ausgebildeten Hände saßen an den Ellenbogen und wurden als Cherry divided into three parts (dreigeteilte Kirsche) beschrieben.[3]

Er zog als Taschenspieler durch deutsche Städte und stellte sich selbst aus, 1708/1709 war er etwa in Nürnberg, wo er 1708 Auftrittsverbot erhielt, 1709 in Stuttgart, 1716 in Regensburg. 1717 ging er nach England, um am Hof von König Georg I. eine Audienz zu erhalten, die ihm aber nicht gewährt wurde. Buchinger reiste anschließend weiter nach Irland, wo er 1720 in Dublin und 1722 in Belfast öffentliche Vorstellungen gab. Dabei erlangte er Berühmtheit unter dem Namen Little Man from Nuremberg. Zu seinen Bewunderern zählten Robert Walpole und Edward Harley, in dessen Harleian Collection sich einige Manuskripte von Buchinger befinden.[3]

Trotz seiner Behinderung war Buchinger ein geschickter Künstler, der vor allem durch seine Gravuren und Zeichnungen Berühmtheit erlangte. In einem seiner Selbstporträts etwa bestehen die dargestellten Haare aus mikrografischen Sätzen sieben biblischer Psalmen, die nur bei genauer Betrachtung lesbar sind. Als Magier ließ er Bälle verschwinden, Vögel scheinbar aus dem Nichts auftauchen, war angeblich unschlagbar im Kartenspiel und angeblich ein hervorragender Bogenschütze. Buchinger spielte eigene Kompositionen auf Trompete, Oboe, Dudelsack und Zimbel.

Buchinger war viermal verheiratet und hatte acht Kinder.[3] Der Flame Peter Tillemans malte eine Porträtskizze.[3] Über Buchingers Lebenszeit gibt es verschiedene Angaben, möglicherweise starb er 1740 in Cork.

Anfang 2016 zeigte das Metropolitan Museum of Art in New York Zeichnungen Buchingers aus der Sammlung Ricky Jay.[4][5]

Zeitgenössische Darstellungen

  • Lectori Benevolo Salutem. : Mit Consens und Permission einer hochgebientenden Obrigkeit/ stellet sich allhier allen curieusen Liebhabern eine sonderbahre und künstliche Persohn vor/ dergleichen wohl niemahlen jemand wird gesehen haben/ indem dieselbe ohne Hände und Füsse gebohren/ und seiner Länge mehr nicht als fünff Viertel lang ist; Doch aber durch Gottes Gnade allerhand sehr curieuse und sehenswürdige Stücke præsentiren kan. Hannover, 1701 Ein Blatt, Nachweis bei Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
  • Heinrich Christoph Büttner: Der künstliche Krüppel, in: Heinrich Christoph Büttner (Hrsg.): Franconica, Beiträge zur Geschichte, Topographie und Literatur von Franken, Erster Band. Ansbach : W. G. Gassert, 1813, S. 237–242 Digitalisat

Literatur

  • M. Van Stone: Buchinger, Matthias. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 14, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22754-X, S. 678.
  • Vorlage:ThB
  • Hans Wechsler: Matthias Buchinger. Ein Ansbacher Taschenspieler im 18. Jahrhundert. In: Ansbach Gestern und Heute 46, 1989, S. 1104–1111.
  • Ricky Jay: Learned Pigs and Fireproof Women. Villard Books. New York, 1986
  • Walter M. Brod: Der Schreibmeister Matthias Buchinger. In: Mainfränkisches Jahrbuch 37, 1985, S. 91–102.

Weblinks

Commons: Matthias Buchinger – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ricky Jay: Matthias Buchinger. "The Greatest German Living". siglio, Los Angeles 2016, ISBN 978-1-938221-12-5.
  2. Herrreinspaziert. Ein amerikanischer Autor - selbst Taschenspieler - schrieb eine Geschichte der Gaukler, Trickkünstler und Jahrmarktskuriosa. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1987 (online).
  3. a b c d M. Van Stone: Buchinger, Matthias. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 14, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22754-X, S. 678.
  4. Matthias Buchinger's Drawings from the Collection of Ricky Jay, Metropolitan Museum of Art.
  5. Charles McGrathan: Ricky Jay and the Met Conjure Big Magic in Miniature, in: New York Times, 13. Januar 2016