Michael Gothard Christalnick

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Michael Gothard (Gotthard) Christalnick (Christalnik, fälschlich auch Christalnigg, doch mit der gleichnamigen Adelsfamilie hatte er nichts zu tun) von Hochosterwitz (* 1530 oder 1540[1] in Kärnten, Heiliges Römisches Reich; † 1595 in Sankt Veit an der Glan[1], Kärnten) war ein protestantischer Pastor und Kärntner Geschichtsschreiber.

Christalnick war 1569 an der Universität Tübingen immatrikuliert. Zur Zeit der Gegenreformation wirkte er als protestantischer (lutherischer) Prediger in den zwischenzeitlich protestantisch gewordenen Gebieten Innerösterreichs, die wieder rekatholisiert wurden.[2] Er predigte zunächst in Althofen und Sankt Veit, dann auch als Prädikant und Burgkaplan bei den Khevenhüllers auf Burg Hochosterwitz und den Ungnad in Sonnegg.[3] Für die Ungnads und die Ortenburger verfasste er Familienchroniken; Karl von Liechtenstein auf Murau (Steiermark) und Ehrenreich von Ungnad bezeichnete er als seine Förderer.[4] Im Auftrag jener Kärntner Adelsfamilien und Kärntner Stände,[1][3] die sich trotz ihrer protestantischen Vergangenheit beim katholischen Kaiser als loyale Untertanen und Patrioten darzustellen bemühten,[2][5][6] verfasste Christalnick 1588 nach dem Vorbild des Humanisten Wolfgang Lazius[1][3] eine Kärntner Geschichtschronik. Diese von ständischem Geschichtsdenken, einem mittelalterlich-theologischen Geschichtsbild und reformatorischer Historiographie geprägte Chronik überhöhte die Verdienste des Regionaladels beispielsweise in den Kriegen gegen Ungarn und Türken und schmückte sie aus.[2][5][6] Die von Christalnick verfasste Chronik wurde 1612 von seinem Schüler Hieronymus Megiser als Annales Carinthiae herausgegeben.[3][5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d aeiou Österreich-Lexikon: Christalnick, Michael Gotthard
  2. a b c Arno Strohmeyer: Konfessionalisierung in Ostmitteleuropa, Seiten 231–243. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1999
  3. a b c d Deutsche Biographie: Christalnik, Michael Gotthard
  4. Karl Großmann: Megiser, Christalnick und die Annales Carinthiae, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bände 56/57, Seite 359. Böhlau Verlag, Wien 1948
  5. a b c Wilhelm Neumann: Die Türkeneinfälle nach Kärnten - Wahrheit und Dichtung in der Kärntner Geschichtsschreibung von Jakob Unrest bis zur Gegenwart. In: Südost-Forschungen 1955 (online).
  6. a b Heinrich Hermann: Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnten, II. Abteilung, Seite 233ff. J. Leon, Klagenfurt 1843

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Münchner DigitalisierungsZentrum: Digitalisierte Ausgabe der Annales Carinthiae des Michael Gothard Christalnick, herausgegeben von Hieronymus Megiser (1612)
  • Wilhelm Neumann: Michael Gothard Christalnick - Kärntens Beitrag zur Geschichtsschreibung des Humanismus. Verlag Kärntner Landesarchiv, Klagenfurt 1956 bzw. 1999
  • Axel Huber: Die Chronik des Michael Gothard Christalnick und Hieronymus Megisers Annales Carinthiæ. Zum 400. Todestag Megisers (1557–1619). In: Geschichtsverein für Kärnten (Hrsg.): Carinthia I. 208. Jahrgang. Klagenfurt 2018, S. 259–268.
  • Friedrich Hausmann, Ein bisher unbekanntes Werk des Michael Gothard Christalnick zur Geschichte Kärntens und der Grafen von Ortenburg, in: Carinthia I 179, Klagenfurt 1989, S. 187–274.
  • Karl Großmann: Christalnik, Michael Gotthard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 219 (Digitalisat).