Mole Antonelliana

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Basisdaten
Ort: Turin
Verwendung:
Baudatum: 18631889
Architekt: Alessandro Antonelli
Baustil: Historismus/Eklektizismus
Technische Daten
Höhe: 167,5 m
Baustoff: Ziegel

Die Mole Antonelliana (ital. mole: „sehr großes Bauwerk“) ist das Wahrzeichen der italienischen Stadt Turin. Der pavillonartige Bau mit seinem hohen, sich stark verjüngenden Aufsatz entstand in den Jahren 1863[1]–1889 nach Plänen des Turiner Architekten Alessandro Antonelli (1798–1888). Er war im Auftrag der jüdischen Gemeinde als Synagoge begonnen worden und ursprünglich mit 280.000 Lire veranschlagt. Der übersteigerte Ehrgeiz des Architekten, ein einzigartiges, meisterhaftes Bauwerk zu errichten, ließ die Kosten derart explodieren, dass 1876 schon 692.000 Lire ausgegeben waren, das Gebäude aber immer noch nicht fertiggestellt war.[2] Trotz ambitionierter Versuche konnte die jüdische Gemeinde schließlich kein Geld mehr aufbringen und das Objekt wurde dank einer Bürgerinitiative im Jahr 1877 für 150.000 Lire in italienischen Renten von der Stadt übernommen,[3] die 1895 ein Museum des Risorgimento darin einrichtete.[4] Die Aufstellung einer knapp 4 Meter hohen Figur eines geflügelten Genius auf der Spitze markierte im April 1889 die Vollendung des Baus.

Mole Antonelliana

Mit einer Höhe von 167,50 Metern war die Mole Antonelliana bei ihrer Fertigstellung das zweithöchste begehbare Gebäude der Welt (deshalb erscheint sie nicht in der Liste der höchsten Gebäude ihrer Zeit); sie übertraf den acht Jahre zuvor vollendeten Kölner Dom um elf Meter. Nur der Obelisk des vier Jahre zuvor fertiggestellten Denkmals für George Washington war 180 Zentimeter höher. Die Kuppelkonstruktion gilt als das Äußerste, das in traditioneller Bauweise (ohne Eisenbeton) hergestellt werden kann. Antonelli konnte die gewaltigen Ausmaße erreichen, indem er die ziegelgemauerten Wände mit Lisenen verstärkte und dadurch bei einer verhältnismäßig großen Leichtigkeit eine hohe Stabilität erzielte. Bis 1953 war die Mole Antonelliana das höchste in Ziegelmauertechnik ausgeführte Bauwerk der Welt.

Im August 1904 wurde der mit einem Eisenbalken im Mauerwerk verankerte Genius durch Stürme so weit gelockert, dass er am 11. oder 12. August umknickte und mit dem Kopf nach unten hing.[4] Der Genius kann nun im Gebäudeinneren besichtigt werden. Als Ersatz wurde ein ebenfalls 4 m großer, fünfzackiger Stern angebracht.[5] Am 23. Mai 1953 wurde die Spitze durch einen Tornado zerstört. Sie wurde erst 1961 in Form einer mit Steinen verkleideten Metallspitze wiedererrichtet. Die gesamte Struktur wurde mit Stahlbeton befestigt.

Blick auf die Kuppel und den gläsernen Panoramaaufzug

Nach dem Vorbild der Mole Antonelliana entstand die Kuppel des Reichsgerichts in Leipzig.

Das Gebäude beherbergt heute das Museo Nazionale del Cinema, das bedeutendste Filmmuseum Italiens. Im Inneren führt ein frei schwebender gläserner Aufzug zur Aussichtsplattform in 85 Meter Höhe. Von hier hat man eine wunderbare Sicht über die Stadt und bei klarem Wetter bis zu den Alpen.

Die Mole Antonelliana ist auf der italienischen 2-Cent-Münze dargestellt. Sie war auch Vorbild für das offizielle Logo der Olympischen Winterspiele 2006 in Turin.

Weblinks

Commons: Mole Antonelliana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kleine Chronik - Le monde erzählt mit Entsetzen, daß nun in Turin eine Synagoge. In: Die Neuzeit, 27. März 1863, S. 153 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/neu
  2. Kleine Chronik - Der große Schaden, an welchem die Gemeinde von Turin. In: Die Neuzeit, 30. Juni 1876, S. 209 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/neu
  3. Die Angelegenheit der neuen Turiner Synagoge. In: Die Neuzeit, 21. Dezember 1877, S. 405 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/neu
  4. a b Kunst - Der umgekehrte Genius. In: Prager Tagblatt, 17. August 1904, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb
  5. Corrado Prever: Mole Antonelliana with snow. In: corradoprever.com. März 2011, abgerufen am 23. August 2016 (englisch).

Koordinaten: 45° 4′ 8″ N, 7° 41′ 35″ O