Nowy Kościół

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Podgórki
Neukirch
?
Podgórki Neukirch (Polen)
Podgórki
Neukirch (Polen)
Podgórki
Neukirch
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Złotoryjski
Gmina: Świerzawa
Geographische Lage: 51° 4′ N, 15° 52′ OKoordinaten: 51° 4′ 10″ N, 15° 51′ 52″ O
Einwohner: 1209 (2011)
Postleitzahl: 59-540
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DZL



Nowy Kościół (deutsch Neukirch an der Katzbach) ist ein Ort in der Stadt- und Landgemeinde Świerzawa in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Es liegt im Bober-Katzbach-Gebirge, etwa achtzig Kilometer westlich von Breslau, sieben Kilometer südwestlich von Złotoryja (Goldberg) und sieben Kilometer nordnordwestlich von Świerzawa (Schönau an der Katzbach).

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rosenkranzkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Neukirch (Aufnahme 2010)
Achat, vermutlich aus dem Bach ‚Höllengraben‘, der südlich des Ortes an der linken Seite in die Kaczawa (Katzbach) mündet.

Die malerischen Ufer der Katzbach im Bereich von Neukirch sind von Felsformationen verschiedener Zusammensetzung umsäumt; häufig kommt hier Rotliegendes zum Vorschein.[1] In den Steinbrüchen der Umgegend wird Gestein für gewerbliche Zwecke abgebaut. Schon am Anfang des 19. Jahrhunderts war hier ein Marmorbruch.[2] Für Sammler ist am linken Ufer südlich von Neukirch bei Rosenau ein Porphyrberg, von dem der kleine Bach ‚Höllengraben‘ herabfließt, von Interesse: Im Bett des auch ‚Höllenbach‘ genannten Rinnsals kommt in großen Mengen Porphyr-Geröll vor. Das äußerlich unansehnliche Gestein enthält im Inneren schöne Fortifikations-Achate, die durch Feinschliff und Politur auf Hochglanz gebracht werden können.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältere Ortsbezeichnungen sind Nova ecclesia (1817,[4] 1228,[5] 1307[6]) und Nevenkirch (1419).[6] Im Besitz von Neukirch befand sich am Ende des 12. Jahrhunderts Wittich von Zirn, von dem bekannt ist, dass er um 1200 seine Tochter Jutta dem Dietrich von Zedlitz aus dem sächsischen Vogtland zur Frau gab. Das Ehepaar ließ sich in Maiwaldau nieder und hatte neun Söhne, weshalb Dietrich als Ahnherr des schlesischen Familienzweigs der Zedlitz gilt.[7][8] Peter von Zedlitz, einer der neun Söhne, wirkte später in Neukirch als Pfarrer.[9]

Um das Jahr 1300 wurde Neukirch von der Familie von Zedlitz aufgekauft, die sich seither Zedlitz-Neukirch nannte. Mit einer Unterbrechung in den Jahren 1608–1719 blieb die Familie in der Folgezeit bis zur Separation der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse im Alleinbesitz der Ortschaft; das Rittergut Neukirch besaß die Familie noch bis 1945.

Am 16. September 1895 wurde die Teilstrecke Goldberg – Schönau a. d. Katzbach der Eisenbahn-Nebenlinie Goldberg – Merzdorf für den Personen- und Güterverkehr eröffnet, an der Neukirch a. d. Katzbach eine Haltestelle hatte.[10]

Das Rittergut Neukirch befand sich am Anfang des 19. Jahrhunderts im Besitz einer Freifrau von Zedlitz-Neukirch, die es von einem Gutsverwalter verwalten ließ.[11] Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Neukirch 666 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 114 Einwohner.[12] Außer dem Rittergut gab es in Neukirch noch eine Reihe weiterer Landgüter.[11]

Um 1930 hatte Neukirch fünf Gasthäuser, fünf Gemischtwarenhändler, eine Reihe von Handwerksbetrieben, Lieferanten und Dienstleistern sowie Kalkindustrie.[13] Die Zementfabrik der Schlesischen Portland-Zement AG in Neukirch war 1927 stillgelegt worden.[14]

Im Jahr 1945 gehörte Neukirch zum Kreis Goldberg des Regierungsbezirks Liegnitz in der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. Neukirch war Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks.

Nach Besetzung der Region gegen Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 wurde Neukirch seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Neukirch vertrieben oder an der Rückkehr gehindert.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 1013 Dorf, Vorwerk und Kolonie, mit zwei Mutterkirchen, adlige Besitzung[15]
1825 1058 darunter zwölf Katholiken; Dorf mit 189 Häusern, einem Schloss, vier Vorwerken, einer evangelischen Kirche (Bethaus) und einer katholischen Mutterkirche, im Besitz des Wilhelm Konrad Gottlieb Freiherr von Zedlitz-Neukirch[16]
1840 1260 darunter 38 Katholiken; Dorf mit 194 Häusern, einem Schloss, zwei Vorwerken in Oberneukirch, einem Vorwerk in Niederneukirch, einer evangelischen Pfarrkirche und einer katholischen Mutterkirche, im Besitz des Freiherrn von Zedlitz-Neukirch.[6]
1852 1437 [17]
1867 1521 am 3. Dezember; davon 1450 in der Landgemeinde und 71 im Gutsbezirk[18]
1871 1479 am 1. Dezember; davon 1383 in der Landgemeinde (1340 Evangelische, 43 Katholiken) und 96 im Gutsbezirk (86 Evangelische, 10 Katholiken)[18]
1905 1332 am 1. Dezember; davon 1241 in der Landgemeinde, darunter 1150 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 91 Katholiken (58 mit deutscher Muttersprache, 32 mit polnischer Muttersprache, ein Katholik spricht Deutsch und eine andere Sprache), sowie 111 im Gutsbezirk, darunter 95 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 16 Katholiken (acht mit deutscher und acht mit polnischer Muttersprache)[19]
1910 1407 am 1. Dezember, davon 1295 in der Landgemeinde und 112 im Gutsbezirk[20]
1933 1608 [21]
1939 1574 [21]

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Neukirch war eine der ersten, die die Reformation annahmen.[22] An die hiesige Kirche berief am 12. September 1518 Georg von Zedlitz den wohl ersten lutherischen Prediger in Schlesien, Melchior Hoffmann; die Kirche wurde erst wieder katholisch im Rahmen der auf den Dreißigjährigen Krieg folgenden Gegenreformation,[6] als kaiserlich-bischhöfliche Kommissare das Gebäude am 2. März 1654 auch hier konfiszierten.[23] Wegen des Mangels an Katholiken verfiel die Kirche seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts und war um 1890 nur noch eine Ruine.

Die neue evangelische Pfarrkirche, mit deren Erbauung 1742 begonnen worden war, wurde am 27. Oktober 1743 eingeweiht.[23] Gegen Ende des 19. Jahrhunderts betreute Pfarrer Noack die evangelische Gemeinde.[24]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Neukirch an der Katzbach, Dorf und Rittergut, Kreis Schönau, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Neukirch (meyersgaz.org).
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch, Fünfte Ausgabe, Korn, Breslau 1894, S. 335, Ziffer 2981 (Google Books).
  • Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler des Reg.-Bezirks Liegnitz. Korn, Breslau 1891, S. 429–439 (Google Books).
  • Johannes Grünewald: Beiträge zur Kirchen- und Pfarrgeschichte von Neukirch an der Katzbach, Stuttgart 1962.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nowy Kościół – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Heinrich von Dechen: Ueber das Vorkommen des Goldes in Nieder-Schlesien. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde, Band 2, Berlin 1830, S. 209–233, insbesondere S. 214 (Google Books).
  2. Christian Friedrich Emanuel Fischer: Geographisch-statistisches Handbuch über Schlesien und die Grafschaft Glatz. Band 1, Graß, Barth & Comp., Breslau/Jauer 1817, S. 267 (Google Books).
  3. Jäkel: Ueber die in der Umgegend von Liegnitz vorkommenden Mineralien und ihre technische Anwendung. In: Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, Band 31, Breslau 1853, S. 51–61, insbesondere S. 57–58 (Google Books).
  4. Neukirch an der Katzbach/Nowy Kościół (uni-oldenburg.de)
  5. Hans Lutsch: Die Kunstdenkmäler des Reg.-Bezirks Liegnitz. Korn, Breslau 1891, S. 429–439 (Google Books).
  6. a b c d Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 438 (Google Books).
  7. Theodor Donath: Erdmannsdorf . Oertel, Hirschberg i. Schles. 1887, S. 20–21 (Google Books).
  8. C. K...e in Leipzig: Die evangelische Kirche in Schlesien, insbesondere die Verdienste der freiherrl. Familie v. Zedlitz-Neukirch um dieselbe. Aus geschichtlchen Quellen und Urkunden. In: Schlesische Provinzialblätter. Neue Folge. Vierter Band. Breslau 1865, S. 672–681, insbesondere S. 673 (Google Books).
  9. Grosses Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Verlegt von Johann Heinrich Zedler, Band 61: Zas – Zet, Leipzig/Halle 1749, Sp. 313–314 (Google Books)
  10. Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, Nr. 72, Berlin, 14. September 1895, S. 655 (Google Books).
  11. a b C. Leuchs: Adreßbuch von Schlesien, Band 9, Nürnberg, 9. Ausgabe: 1903/1907, S. 698 (Google Books).
  12. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 420 (Google Books).
  13. Klockhaus: Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 B, Berlin 1935, S. 1682 (Google Books).
  14. Zeitschrift des Königlich preussischen statistischen Landesamts, Band 69, Berlin 1930, S. 179, rechte Spalte oben (Google Books).
  15. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 325, Ziffer 2284 (Google Books).
  16. Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 507 (Google Books).
  17. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 421 (Google Books).
  18. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 238–239, Ziffer 24 (Google Books), und S. 240–241, Ziffer 62 (Google Books).
  19. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 324–325, Ziffer 18 (Google Books), und S. 326–327, Ziffer 52 (Google Books).
  20. Kreis Schönau (Schlesien) – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  21. a b Michael Rademacher: Goldberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  22. Wilhelm Hoffmann, W. Pahl, R. Pfaff: Beschreibung der Erde nach ihrer natürlichen Beschaffenheit, ihren Erzeugnissen, Bewohnern und deren Wirkungen und Verhältnissen, wie sie jezt sind – Ein Hand- und Lesebuch für jeden Stand. Band 2, Teil 2, Schweizerbart, Stuttgart 1838 (Google Books).
  23. a b Siegesmund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Dritten Theils Zweiter Haupt-Abschnitt, welcher die Protestantische Kirchen- und Prediger-Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Jauer in sich begreift. Liegnitz, 1784, S. 116–118 (Google Books).
  24. Das evangelische Deutschland, Schulze & Co., Leipzig 1898, S. 366 (Google Books).