Ole we-Jored

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Ole we-Jored:
Folge von Tropen in der hebräischen Liturgie
Zeichen:֫ ֥
Codepunkte:U+05AB U+05A5
Einzelzeichen:Ole (Trope)
Mercha
Codeblock:Unicodeblock Hebräisch
Ole we-Joredעוֹלֶ֫ה וְיוֹרֵ֥ד
Ta’amaj Sifre Emet
1. trennende („beherrschende“) Akzente
ֽSilluq ֫ ֥Ole we-Jored
֑Etnachta ֗Rewia gadol
֝ ֗Rewia Mugrasch ֓ ׀Schalschelet gedola
֮Zarqa (Trope) ֗Rewia qaton
֭Dechi ֡Pazer
֤ ׀Mahpach legarmeh ֨ ׀Asla legarmeh
2. verbindende („dienende“) Akzente
֣Munach ֥Mercha
֬Illuj ֖Tipcha
֢Atnach hafuch ֤Mahpach
֨Qadma ֓Schalschelet
֘Zinnorit 
Ole we-Jored[1] ◌֫◌֥ (hebräisch עוֹלֶה וְיוֹרֵד[2]) ist eine Trope (von jiddisch טראָפּ trop[3]) in der jüdischen Liturgie und zählt zu den biblischen Satz-, Betonungs- und Kantillationszeichen Teamim, die im Tanach erscheinen.[4] Ole we-Jored zählt zu den Ta'amei Sifrei Emet, den Zeichen, die in den drei poetischen Büchern Ijob, Buch der Sprichwörter und im Buch der Psalmen gebraucht werden.

Symbol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ole we-Jored entsteht aus der Kombination der Zeichen von Ole mit Mercha. Das Zeichen für Ole sieht aus wie das Zeichen für Mahpach, steht jedoch immer über dem Wort, während Mahpach bzw. Jetiw unter dem Wort stehen. Wenn Ole ausfällt, dann ist aus einem zuvor vorkommenden Zarqa oder aus anderen Indizien auf Jored zu schließen.

Grammatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ole we-Jored ist ein starkes Trennungszeichen, eine disjunktive Trope der zweiten Ebene. Die Rolle, die das Sof pasuq in der ersten Ebene (Kaiser) hat, wird von Ole we-Jored in der zweiten Ebene (König) übernommen.[5] Im poetischen System ist Sof pasuq (das Versende) der einzige Kaiser. Etnachta ist hier nur ein König. Mehr noch: Ole we-Jored ist im poetischen System nach Sof pasuq der zweitstärkste trennende Akzent. Wenn ein Vers in der zweiten Ebene durch mehr als einen König unterteilt wird, ist das Gewicht als Trenner von Ole we-Jored stärker noch als das von Etnachta.

Ole we-Jored kann nicht auf dem ersten Wort auftauchen. Ein Ole-we-Jored-Segment kann also nicht aus einem einzigen Wort bestehen.[6] es kann jedoch durch Herzöge weiter unterteilt werden. Als letzter Herzog kann hier Zinnor, oder ersatzweise in bestimmten Fällen ein Rewia qaton auftreten. Als weiter entfernt vorangehendes Trennzeichen kann Rewia gadol gefunden werden.[7] Wenn das Segment nur zwei Wörter enthält, ist immer ein Rewia qaton auf dem ersten Wort erforderlich.[6]

Ole we-Jored kann höchstens einen Diener haben. Dieser ist dann in den allermeisten Fällen Atnach Hafuch, das in einzelnen Fällen auch auf demselben Wort anstelle eines Meteg erscheinen kann. In wenigen Fällen erscheinen andere Konjunktionen.[6]

Ijob 18,4 BHS
Gesamter Vers (durch Kaiser abgetrennt) טֹֽרֵ֥ף נַפְשׁ֗וֹ בְּאַ֫פּ֥וֹ הַ֭לְמַעַנְךָ תֵּעָ֣זַב אָ֑רֶץ וְיֶעְתַּק־צ֝֗וּר מִמְּקֹמֽוֹ׃

„Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll deinetwegen die Erde verlassen werden, ein Fels von seiner Stelle wegrücken?“

2. Ebene (Könige) מִמְּקֹמֽוֹ׃

Kaiser Sof pasuq am Versende
„[…] von seiner Stelle […]“

וְיֶעְתַּק־צ֝֗וּר

3. König nach Etnachta: Rewia Mugrasch
„[…] ein Fels […] wegrücken? […]“

הַ֭לְמַעַנְךָ תֵּעָ֣זַב אָ֑רֶץ

2. König: Etnachta
  „[…] soll deinetwegen die Erde verlassen werden […]“

טֹֽרֵ֥ף נַפְשׁ֗וֹ בְּאַ֫פּ֥וֹ

1. König: Ole we-Jored
„Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn

Ole we-Jored kann eine Psalmüberschrift vom Rest des Verses abtrennen, z. B. „Ein Wallfahrtslied“ (Ps 121,1 EU). Der restliche Vers ist weiter hinten durch Etnachta untergliedert.

Psalm 121,1 BHS
Gesamter Vers שִׁ֗יר לַֽמַּ֫עֲלֹ֥ות אֶשָּׂ֣א עֵ֭ינַי אֶל־הֶהָרִ֑ים מֵ֝אַ֗יִן יָבֹ֥א עֶזְרִֽי׃

„Wallfahrtslied: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?“

2. Ebene (Könige) יָבֹ֥א עֶזְרִֽי׃

Sof pasuq / Siluq als Kaiser am Versende
  „[…] kommt mir Hilfe? […]“

מֵ֝אַ֗יִן

Rewia Mugrasch als 3. König
„[…] Woher: […]“

אֶשָּׂ֣א עֵ֭ינַי אֶל־הֶהָרִ֑ים

Etnachta als 2. König
  „[…] Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen […]“

שִׁ֗יר לַֽמַּ֫עֲלֹ֥ות

Ole we-Jored als 1. König
„Wallfahrtslied: […]“

Ole we-Jored kann nur der erste König des gesamten Verses sein. In einem aus drei Abschnitten bestehenden Vers endet der erste Abschnitt mit Ole we-Jored:

“A verse may be divided into one, two or three stichs. A one-stich verse is divided by dehi, which looks like tipcha but is under the last letter of the word. In a two-stich verse, the first stich ends with atnach. In a three-stich verse, the first stich ends with oleh ve-yored, which looks like mahpach (above the word) followed by tipcha, on either the same word or two consecutive words, and the second stich ends with atnach. Major disjunctives within a stich are revia qaton (immediately before oleh ve-yored), revia gadol (elsewhere) and tzinnor (which looks like zarqa). The last stich may be divided by revia megurash, which looks like geresh combined with revia. Minor disjunctives are pazer gadol, shalshelet gedolah, azla legarmeh (looking like qadma) and mehuppach legarmeh (looking like mahpach): all of these except pazer are followed by a pesiq. Mehuppach without a pesiq sometimes occurs at the beginning of a stich.”

„Ein Vers kann in ein, zwei oder drei Abschnitte unterteilt werden. Ein aus einem Abschnitt bestehender Vers wird durch Dechi unterteilt. In einem aus zwei Abschnitten bestehenden Vers endet der erste Abschnitt mit Etnachta. In einem aus drei Abschnitten bestehenden Vers endet der erste Abschnitt mit Ole we-Jored, welches wie Mahpach aussieht (aber über dem Wort gesetzt), bestehend aus den Symbolen Ole zusammen mit Jored (sieht aus wie Mercha). Es folgt dann Tipcha. Der zweite Abschnitt endet mit Etnachta. Hauptdisjunktionen innerhalb eines Abschnittes sind Rewia Katon (unmittelbar vor Ole we-Jored), Rewia Gadol (an anderer Stelle) und Zinnor (sieht aus wie Zarqa). Der letzte Abschnitt wird unterteilt durch Rewia Mugrasch (sieht aus wie Geresch muqdam kombiniert mit Rewia). Disjunktionen der unteren Ebene sind Pazer gadol, Schalschelet gedola, Asla Legarmeh und Mehuppach Legarmeh: allen diesen folgt, mit Ausnahme bei Pazer, ein Paseq. Mehuppach ohne Paseq tritt gelegentlich zu Beginn eines Abschnitts auf.“[8]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ספרי אמ"ת
סִפְרֵי אֱמֶת
Sifre Emet [siɸre ʔɛmɛt]
deutsch ‚Bücher Emet‘,
bzw. ‚Bücher der Wahrheit‘
אִיוֹב (Ijob)
מִשְלֵי (Sprichwörter)
תְהִלִּים (Psalmen)
Anfangsbuchstaben der Bücher
Ijob  Lut, Sprichwörter  Lut
und Psalmen  Lut bilden
zusammen das Merkwort אֱמֶת
Teil des Tanach Ole we-Jored
Psalmen 325
Ijob 40
Sprüche 29
Gesamt 421

Ole we-Jored zählt zu den Ta’amei Sifrei Emet טַעֲמֵי סִפְרֵי אֱמֶ"ת, den Teamim der Bücher Emet.

Die Tabelle zeigt das Vorkommen von Ole we-Jored in den drei poetischen Büchern.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • William Wickes: A treatise on the accentuation of the three so-called poetical books on the Old Testament, Psalms, Proverbs, and Job. 1881 (archive.org).
  • William Wickes: A treatise on the accentuation of the twenty-one so-called prose books of the Old Testament. 1887 (archive.org).
  • Arthur Davis: The Hebrew accents of the twenty-one Books of the Bible (K"A Sefarim) with a new introduction. 1900 (archive.org).
  • Francis L. Cohen: Cantillation. In: Isidore Singer (Hrsg.): The Jewish Encyclopedia. Band III. KTAV Publishing House, New York, S. 542–548 (1901–1906).
  • Solomon Rosowsky: The Cantillation of the Bible. The Five Books of Moses. The Reconstructionist Press, New York 1957.
  • James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible. Band V: Concordance of the Hebrew Accents used in the Poetic Books. Edwin Mellon Press, Lewiston (New York) 1996, ISBN 0-7734-2403-2.
  • Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. The art of cantillation. 1. Auflage. Jewish Publication Society, Philadelphia 2002, ISBN 0-8276-0693-1.
  • Joshua R. Jacobson: Chanting the Hebrew Bible. Student Edition. The Jewish Publication Society, Philadelphia 2005, ISBN 0-8276-0816-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jacobson (2002), S. 936.
  2. Jacobson (2002), S. 407.
  3. Jacobson (2002), S. 3: Trop. «In Yiddish, the lingua franca of the Jews in Northern Europe […], these accents came to bei known as trop. The derivation of this word seems to be from the Greek tropos or Latin tropus ».
  4. Solomon Rosowsky: The Cantillation of the Bible. The Five Books of Moses. The Reconstructionist Press, New York 1957.: „Cantillation proceeds according to the special graphic signs–tropes or accents–attached to every word in the Bible.“
  5. Jacobson (2002), S. 114.
  6. a b c Wickes: Treatise of poetical books. S. 54.
  7. Price, Band 5. S. 1175–1176.
  8. Jacobson (2002), S. 407.
  9. James D. Price: Concordance of the Hebrew accents in the Hebrew Bible. Band V, S. 1095.