Pendentif
Als Pendentif (auch: Hängezwickel oder Eckzwickel) bezeichnet man in der Baukunst ein dreieckiges Bauelement, das den Übergang zwischen dem kreisförmigen Grundriss einer Kuppel und dem quadratischen Grundriss ihrer Unterlage führt. Die Bezeichnung pendentif [ ] kommt aus der französischen Sprache (pendre, hängen), daher auch der Ausdruck Hängezwickel.
Beschreibung
Bei der Kuppelunterlage handelt es sich meist um die Vierung einer Kirche oder um einen Zentralbau mit quadratischem Grundriss; in seltenen Fällen kann der Grundriss der Unterlage achteckig sein. Die Kuppel lag somit nur an vier (oder acht) Punkten auf dem quadratischen Unterbau auf, was unweigerlich zu ihrem Einsturz geführt hätte. Die Vergrößerung ihrer Auflagefläche war zwangsläufig eine statisch-konstruktive Notwendigkeit.
Zwischen Pendentifs und Kuppel wird oft ein zylinderförmiges Element geschaltet, ein Tambour. Eine im Vergleich zum Pendentif konstruktiv einfachere Zwickelform ist die Trompe. Zwischen Pendentif und Trompe gibt es Mischformen.
Geschichte
Ob Pendentifs bereits in der römischen Thermenarchitektur bekannt waren, ist unklar – sie gelten als charakteristisch für die byzantinische Baukunst. Vorbild für viele spätere Gebäude war die 532 bis 537 erbaute Hagia Sophia. Mitte des 6. Jahrhunderts wurde die Pendentifkuppel erstmals in Syrien bei der Kirche des Palastes Qasr ibn Wardan angewandt. Aus dem 9. Jahrhundert stammt die erste Pendentifkuppel in Georgien an der Gottesmutterkirche des Allerheiligenklosters von Watschnadsiani.
Dekor
Die dreieckigen Gewölbeflächen der vier Pendentifs sind normalerweise nur von innen sichtbar und werden meistens durch Mosaike und Malereien (wie zum Beispiel bei der Hagia Sophia in Istanbul) oder einfache Reliefs (Panteón de Hombres Ilustres in Madrid) dekoriert. Am häufigsten ist die Form des Medaillons anzutreffen, wie beispielsweise in der Cappella dei Pazzi in Florenz. Bei vielen mittelalterlichen und neuzeitlichen Kirchenbauten finden sich hier Darstellungen der vier Evangelisten und/oder ihrer Symbole – seltener auch Bildnisse der vier Kirchenväter des Abendlandes.
Literatur
- Wilfried Koch: Baustilkunde. Das grosse Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. Orbis, München 1994, ISBN 3-572-00689-9.