Peter Pawlowitsch Schafirow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. April 2016 um 21:16 Uhr durch Borcholt (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Baron Peter Pawlowitsch Schafirow (Пётр Павлович Шафиров; * 1669; † 1739) war russischer Vizekanzler unter Peter I.

Peter Pawlowitsch Schafirow

Leben

Schafirow war 1669 geborener Sohn eines jüdischen Kommissärs aus Polen. Dieser wurde nach seiner Taufe von Alexei I. in den Adelsstand erhoben. Peter P. Schafirow war zunächst bei einem Tuchhändler angestellt und wurde dann Kopist in der Kanzlei des Zaren, in der er durch Intelligenz und Fleiß auffiel. Außerdem sprach er 6 Sprachen, worunter sich Latein befand, und begleitete so den Zaren auf seiner ersten Reise nach Westeuropa. In Russland wurde er nach der Rückkehr Direktor der Post und Geheimer Rat beim Gesandtschaftsprikas. Er arbeitete z. B. einen Heiratsvertrag für Peter den Großen aus. Nach der Schlacht bei Poltawa 1709 ernannte man ihn zum Vizekanzler. In diesem Amt übte er maßgeblichen Einfluss auf die Außenpolitik aus. Vor der Schlacht am Pruth riet er zusammen mit Kanzler Golowkin, gegen den Rat der ausländischen Offiziere, zum Weitermarsch ins feindliche Gebiet, der mit der Einkreisung der russischen Armee endete. In dieser Situation soll die Geliebte des Zaren, Katharina, Schafirow ihr Gold und ihre Juwelen gegeben haben, worauf dieser den türkischen Großwesir mit diesen Dingen und 3.000 Rubel (nach dem englischen Gesandten Whitworth) oder 200.000 Dukaten (nach Moreau) bestochen haben soll. Die Echtheit dieser Geschichte wird aber angezweifelt. Jedenfalls wurden Schafirow und der Sohn des Generals Scheremetjew als Garanten für die Einhaltung des mit den Osmanen geschlossenen Vertrages als Geiseln im türkischen Jedi Kule untergebracht. Dort befand sich bereits der russische Gesandte Tolstoi. Selten wurde Schafirow vom Sultan mit Ehren empfangen. Die Restzeit verbrachte er in einem Kerker der schlechten Sorte, in dem ihn unangenehme Gerüche und mangelndes Licht plagten. In den Briefen, die er nach Russland schrieb, finden sich auch Todesängste. Schließlich gelang es ihm, von englischen und niederländischen Diplomaten unterstützt, am 5. April 1712 einen neuen Friedensvertrag auf 25 Jahre zu schaffen, der allerdings erst am 7. Oktober des folgenden Jahres ratifiziert wurde und ihm die Freiheit brachte. In Russland empfing man ihn mit großen Ehren, machte ihn zum Baron und verlieh ihm den Sankt-Andreas-Orden. Er lebte fürderhin im Petersburger Palais. Seine Töchter heirateten die Fürsten Dolgoruki, Gagarin, Chowanski und Saltykow. Sein Sohn Jesaias wurde Kammerherr.

Außenpolitische Tätigkeiten der Folgezeit waren die Versuche, die europäischen Staaten zur Anerkennung Peters I. als Kaiser zu bewegen. An der Reise des Zaren nach Paris 1717 nahm auch Schafirow teil. Hierbei verhandelte er mit Marschall d’Huxelles und machte den Vorschlag, ein Treuebündnis mithilfe von Defensiv-Vereinbarungen und einem Stopp der französischen Subsidienzahlungen an Schweden zu schaffen. Die Verhandlungen liefen jedoch weitgehend erfolglos ab.

Allerdings verwickelte er sich immer mehr in Intrigen, wobei sein Feind Menschikow war und veruntreute öffentliche Gelder. Ein außerordentliches Gericht verurteilte ihn deswegen am 23. Februar 1723 zum Tod. Drei Tage später fand eine Scheinhinrichtung statt, bei der der Henker das Beil neben ihn auf dem Richtblock fallen ließ. Hierauf wurde er in Anbetracht der langjährigen und bedeutenden Verdienste gegenüber dem Zaren verbannt und sein Besitz eingezogen. Die folgenden Jahre verbrachte er im Nowgoroder Gefängnis.

Literatur

  • Henry Valloton: Peter der Große, Rußlands Aufstieg zur Großmacht