Philipp Schenk von Erbach

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Grabplatte im Kreuzgang der Abteikirche St. Peter und Paul, Wissembourg (Elsass)

Philipp Schenk von Erbach († 13. Dezember 1467) war Benediktiner und Fürstabt des Klosters Weißenburg (Wissembourg) im Elsass.

Herkunft und Familie

Philipp war ein Sohn von Eberhard X. Erbschenk v. Erbach († 1415) und dessen Gattin Maria von Bickenbach.[1] Die Eltern, besonders der Vater, gelten in der Überlieferung als fromm. Beide ließen an ihrem Wohnort, Schloss Reichenberg im Odenwald, die Burgkapelle erbauen. Dort wuchsen auch ihre Kinder auf.[2]

Zu Philipps Brüdern gehörten Dietrich Schenk von Erbach (1390–1459), Erzbischof und Kurfürst von Mainz, Dieter Schenk von Erbach († 1437), Würzburger Domherr, von dem ein Wappenschlussstein im Domkreuzgang Würzburg erhalten ist,[3] sowie Otto Schenk von Erbach († 1468), Kurmainzer Burggraf in Miltenberg, dessen kunstvolle Grabplatte sich in der Evangelischen Stadtkirche Michelstadt befindet.[4] Ein weiterer, jung verstorbener Bruder war Johannes Schenk von Erbach († 1404). Sein Grabstein steht heute in der Kapelle von Schloss Erbach,[5] wohin er aus der Einhardsbasilika in Steinbach (Kloster Steinbach) verbracht wurde.

Leben

Philipp Schenk von Erbach trat in den geistlichen Stand und wurde Benediktiner. 1434 wählte man ihn als Nachfolger des am 10. Juli verstorbenen Johann von Veldenz zum Abt des elsässischen Klosters Weißenburg. Am 6. Juli des Jahres war sein Bruder Dietrich zum Erzbischof von Mainz erkoren worden. 1440 nahm Philipp Schenk von Erbach am feierlichen Einzug seines erzbischöflichen Bruders in Erfurt teil und sie wohnten in der Benediktinerabtei Petersberg.[6] Am 15. August 1451 besuchten beide Brüder den von Kurfürst Friedrich I. einberufenen Fürstentag zu Speyer.[7]

Philipp Schenk von Erbach war in den sogenannten Hessischen Erbschaftsstreit um Grünstadt verwickelt, da er seinem Verwandten Graf Emich VIII. von Leiningen-Hardenburg 1464 die urkundliche Versicherung gab, ihm das dortige Weißenburger Lehen zu übergeben, falls der Inhaber, Landgraf Hesso von Leiningen-Dagsburg, ohne Leibeserben sterben sollte. Hierüber entstand 1467 mit der Linie Leiningen-Westerburg ein heftiger Streit, den letztere unter Mithilfe des Pfälzer Kurfürsten für sich entscheiden konnte.[8]

Nach der Klosterchronik von Kaspar Brusch (1551) regierte der Abt 33 ½ Jahre lang „weise“. Der zeitgenössische Weissenburger Chronist Eikhart Artzt charakterisierte ihn allerdings als einen Frauenmann mit vielen Kindern, der zudem das Kloster mit mehr als 30.000 Gulden verschuldet habe.[9][10]

Er starb am 13. Dezember 1467 und wurde im Kreuzgang der Weißenburger Abteikirche St. Peter und Paul bestattet, wo sich noch seine Grabplatte befindet. Jakob von Bruck trat seine Nachfolge an.

Eine örtliche Sage erzählt, dass Philipps Gespenst auf dem Paulinerschloss nördlich von Weißenburg umgehe. Dort auf der ehemaligen Burg der Abtei existiert auch noch ein Konsolstein mit seinem Abtswappen.[11][12]

Literatur

  • Michael Frey: Versuch einer geographisch- historisch-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises, Band 1, Speyer, 1836, S. 471; (Digitalscan)
  • Friedrich Cast: Süddeutscher Adelsheros, 1. Sektion, 1. Band, S. 8, Stuttgart, 1839; (Digitalscan)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Genealogische Webseite zur Familie
  2. Webseite zur Schlosskapelle Reichenberg
  3. Webseite zu den Wappenschlusssteinen im Würzburger Domkreuzgang
  4. Otto Schenk von Erbach 1468., Michelstadt. Grabdenkmäler in Hessen bis 1650. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Webseite zu Johannes von Erbach und seinem Grabstein
  6. Daniel Schneider, Georg Melchior von Ludolf: Hochgräflich Erbachische Historie, Frankfurt am Main, 1736, S. 73 u. 74; (Digitalscan)
  7. Gustav Simon: Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes, Frankfurt am Main, 1858, S. 333, Fußnote 2; (Digitalscan)
  8. Johann Georg Lehmann: Geschichtliche Gemälde aus dem Rheinkreise Bayerns, Band 1, S. 160, Heidelberg, 1832; (Digitalscan)
  9. Jürgen Julier: Studien zur spätgotischen Baukunst am Oberrhein, Band 13 von: Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, 1978, S. 207, ISBN 3533027155; (Ausschnittscan)
  10. Adam Walther Strobel: Vaterländische Geschichte des Elsasses von der frühesten Zeit bis zur Revolution 1789, Band II, Straßburg 1851, S. 264
  11. Französische Webseite zum Paulinerschloss, mir Erwähnung der Legende
  12. Französische Webseite zum Paulinerschloss mit Erwähnung des Wappensteines