Phosphabenzol

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Strukturformel
Strukturformel des Phosphabenzols
Allgemeines
Name Phosphabenzol
Andere Namen
  • Phosphorin
  • Phosphinin
Summenformel C5H5P
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 289-68-9
Wikidata Q413798
Eigenschaften
Molare Masse 96,07 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Phosphabenzol ist ein aromatischer Heterocyclus, der neben Kohlenstoff und Wasserstoff ein Phosphoratom enthält. Die Summenformel lautet C5H5P. Es ist das schwerere Homologe von Pyridin. Andere gebräuchliche Namen sind Phosphinin oder Phosphorin.

Darstellung

Erstmals wurde ein Phosphabenzolderivat von Gottfried Märkl 1966[2][3] synthetisiert, durch Umsetzung des korrespondierenden Pyryliumsalzes mit verschiedenen Phosphanen wie beispielsweise P(SiMe3). Erste Synthese eines Element-homologen Pyridins

Einen Syntheseweg zum nichtsubstituierten Phosphabenzol beschrieb 1971 Arthur Ashe III.[4]

Darstellung von Phosphabenzol

Francois Mathey, einer der weltweit führenden Phosphorchemiker, entwickelte die Ashe‘schen Methoden unter Einbeziehung von Übergangsmetallkomplexverbindungen einschließlich Palladium- bzw. Nickel-katalysierter Kupplungsreaktionen weiter.

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Phosphabenzol hat eine planare Struktur, die etwa 88 % der Aromatizität des Benzols aufweist. Die P–C-Bindungslänge beträgt 173 pm und die C–C-Bindungslängen liegen im Bereich von 140 pm.[5]

Chemische Eigenschaften

Phosphabenzol ist relativ stabil, wenig luft- und feuchtigkeitsempfindlich und kann lange unter Inertgasatmosphäre gelagert werden. Im Gegensatz hierzu ist beispielsweise Silabenzol sehr luft- und feuchtigkeitsempfindlich sowie thermolabil. Die Stabilität der Titelverbindung hängt mit den ähnlichen Elektronegativitäten von Kohlenstoff (2,5) und Phosphor (2,1) zusammen.

Obwohl Phosphabenzol das schwere Homologe zum Pyridin ist, gibt es entscheidende Unterschiede dieser Verbindungen. Das freie Elektronenpaar des N im Pyridin ist dessen HOMO, sodass Pyridin über gute σ-Donoreigenschaft verfügt.

Das HOMO und LUMO von Phosphabenzol jedoch sind dessen π und π* Molekülorbitale, außerdem ist das freie Elektronenpaar in einem niedrigeren Energieniveau lokalisiert. Aus diesem Grund fungiert Phosphabenzol eher als σ-Akzeptor- und π-Donorligand.

Pyridin reagiert mit Nucleophilen überwiegend in der C2-Position wegen der höheren Elektronegativität des Stickstoffatoms. Phosphabenzol hingegen bildet mit Nucleophilen λ4-Derivate, die wiederum mit Elektrophilen zu λ5-Phosphabenzolen reagieren.[6]

Addition von Methyllithium an Phosphabenzol

Homologe des Phosphabenzols

Vom Pyridin und Phosphabenzol sind die homologen Verbindungen schwererer Elemente bekannt. Allen ist ihre Aromatizität gemeinsam. Die Stabilität nimmt mit der Ordnungszahl des Heteroatoms ab. Nachfolgend sind die Bindungslängen und -winkel der Heterobenzole der 15. Gruppe des Periodensystems dargestellt (von links nach rechts: Pyridin, Phosphabenzol, Arsabenzol, Stibabenzol und Bismabenzol):[7]

Bindungslängen und -winkel verschiedener Heterobenzole (von links nach rechts: Pyridin, Phosphabenzol, Arsabenzol, Stibabenzol und Bismabenzol)

Die mit steigender Ordnungszahl zunehmende Instabilität hängt damit zusammen, dass eine [4+2]-Cycloaddition bevorzugt schon bei niedrigen Temperaturen abläuft und die Isolierung der Reinsubstanzen z. T. unmöglich gestaltet.

Dimersierung der Phosphabenzolhomologen

Bei elektrophilen Substitutionsreaktionen wie Halogenierung, Acylierung usw. verhält sich Phosphabenzol wie andere aromatische Verbindungen.

Eine Zusammenstellung von Eigenschaften, Synthesen und Reaktionen der Homologen Phosphabenzol und Arsabenzol lieferte Gottfried Märkl 1982.[8]

Übergangsmetallkomplexe

Vom Phosphabenzol sind viele Übergangsmetallkomplexe bekannt. Zu diesen gehören auch gemischte Phosphazen/Phosphabenzo-Liganden, die von Mathey[9] untersucht wurden. Phosphabenzol-Rhodium-Systeme scheinen bei der Hydroformylierung von terminalen wie internen Olefinen den herkömmlichen Katalysatoren überlegen zu sein.[10]

Der Marburger Organometallchemiker und Buchautor Christoph Elschenbroich bespricht in seinem Buch weitere Phosphabenzol-Komplexverbindungen, in denen der Ligand sowohl als η1-, als auch als η6-Ligand fungiert. So ist (η1-C5H5P)-Mo(CO)5 von Ashe bereits 1977 beschrieben worden. Andere Übergangsmetalle bilden eher Komplexe wie beispielsweise (η6-RnC5H5-nP)nCr(CO)6-n, welches von Nöth 1973 synthetisiert wurde.

Strukturformeln der Übergangsmetallkomplexe mit Phosphabenzol

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. G. Märkl: 2,4,6-Triphenylphosphabenzol. In: Angewandte Chemie. 78, 1966, S. 907–908, doi:10.1002/ange.19660781817.
  3. G. Märkl, F. Lieb, A. Merz: Eine neue Synthese von Derivaten des Phosphabenzols. In: Angewandte Chemie. 79, 1967, S. 475–475, doi:10.1002/ange.19670791014.
  4. A. Ashe: Phosphabenzene and Arsabenzene, doi:10.1021/ja00742a038.
  5. Trinity University Cheminformatics: Distances About the Ring (Memento vom 10. März 2005 im Internet Archive).
  6. Ashe III, Smith: The reaction of phosphabenzene, arsabenzene and stibabenzene with methyllithium.
  7. Christoph Elschenbroich: Organometallchemie. 6. Auflage. Teubner Verlag, Wiesbaden 2008 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. Februar 2010]).
  8. Gottfried Märkl: Phosphabenzol und Arsabenzol. Die höheren Elementhomologen des Pyridins, Chemie in unserer Zeit 16 (1982) 139–148, doi:10.1002/ciuz.19820160503.
  9. Sava, Mézailles, Maigrot, Nief, Ricard, Mathey, Floch: A Versatile Approach toward Phosphinine-Phosphole-Based and Phosphinine-Phosphaferrocene-Based Tridentate Ligands.
  10. Lothar Weber: Phosphorheterocyclen: von Laborkuriositäten zu Liganden in hocheffizienten Katalysatoren. In: Angewandte Chemie. 114, 2002, S. 583–592, doi:10.1002/1521-3757(20020215)114:4<583::AID-ANGE583>3.0.CO;2-2.

Literatur