Platanenhain (Darmstadt)
Der Platanenhain in Darmstadt gehört zum Ensemble der Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. Es handelt sich dabei um ein rechteckiges Areal von ca. 125 m Länge und 40 m Breite. In gleichmäßigen Abständen sind halbhohe Platanen angepflanzt, die regelmäßig beschnitten werden. Ausgestaltet ist die Anlage mit über 40 Skulpturen und Reliefs von Bernhard Hoetger.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1833 gelangte die heutige Mathildenhöhe in Besitz des Großherzogspaares Ludwig III und seiner Gattin Mathilde Karoline Friederike von Wittelsbach. Es entstand dort eine Gartenanlage im Stil des Englischen Landschaftsparks, benannt nach der Namen der Gattin. Zu dieser Zeit wurde auch der Platanenhain angelegt, also lange bevor die Künstlerkolonie 1899 gegründet wurde.
Die künstlerische Ausgestaltung erfolgte dann allerdings zu Zeiten der Künstlerkolonie. Bis auf den Brunnen auf der Ostseite entstanden die Kunstwerke 1912 bis 1914 für die vierte Ausstellung im Jahr 1914. Der Künstler Bernhard Hoetger (1874–1949) wurde damit beauftragt und arbeitete hier z. B. mit seiner Schülerin Emy Roeder[1]. Mit finanzieller Hilfe privater Geldgeber entstand ein Skulpturenpark, der als übergreifendes Thema den immerwährenden Kreislauf des Lebens mit Werden und Vergehen darstellt.
Die Kunstwerke im Einzelnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Plastik Sterbende Mutter und Kind
- Das am westlichen Ende stehende Denkmal ist eine vergrößerte Kopie einer Plastik, die Hoetger für das Grab der früh verstorbenen Paula Modersohn-Becker in Worpswede geschaffen hat. Die Künstlerin starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter im Alter von 31 Jahren.
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GEBOREN - NIMMER - NIMMER - MEHR - GESTORBEN
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GEWESEN - NIMMER - NIMMER - NOCH ZU - WERDEN
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BESTÄNDIG - EWIG - UNERZEUGT - VON - JEHER
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ZERFÄLLT - ES NICHT - WENN AUCH - DER KÖRPER - HINFÄLLT
- Reliefgruppen
- An den Ecken des Areals stehen vier allegorische Reliefgruppen mit den Bezeichnungen Frühling, Sommer, Schlaf und Auferstehung. Die Inschriften unter den Reliefs stammen aus der Indischen Mystik.
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Frühling
ES IST EIN EWGES DAS WANDERT UND DAS BLEIBT
DAS IN SICH SELBER RUHT UND RUHLOS TREIBT
(Spruch aus dem indischen Epos Krischnas) -
Sommer
GLEICH WIE DER LEIB IM LEBEN SCHON
ALS DER JUGENDBLUETE ALTER ZEUGT
ERZEUGT SICH WIEDER NEU DER LEIB
(Zweiter Gesang der Bhagavadgita, 13. Vers) -
Schlaf
GESTALTEN SAGT MAN STERBEN HIN
ENTSTAMMEN DEM WAS NICHT ERSTIRBT
WAS UNERMESSLICH NIE VERSIEGT
(Zweiter Gesang der Bhagavadgita, 18. Vers) -
Auferstehung
WOHER SIE KOMMEN MERKST DU NICHT
MERKST NICHT WOHIN SIE GEHEN
DER WESEN MITTAG MERKST DU HIERB
WAS MUTET ALSO WEH DICH AN
(Zweiter Gesang der Bhagavadgita, 28. Vers)
- Krugträgerinnen
- In den Nischen der efeuumrankten Spaliere auf der Nordseite stehen sieben Plastiken von Frauenfiguren, die Wasserkrüge tragen. Es handelt sich um Gusssteinfiguren, die ursprünglich farblich gefasst waren.
- Brunnengruppe
- Ebenfalls auf der Nordseite befindet sich eine Brunnengruppe mit drei Frauenfiguren. Der Sockel trägt als Inschrift ein Gedicht von Goethe, das den Wasserkreislauf mit dem Kreislauf des Lebens vergleicht:
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Die Brunnengruppe
auf der Nordseite -
Sockel der Brunnengruppe
mit Inschrift:
DES MENSCHEN SEELE GLEICHT DEM WASSER
VOM HIMMEL KOMMT ES ZUM HIMMEL GEHT ES
UND NIEDER ZUR ERDE MUSS ES EWIG WECHSELND -
Pflanzkübel mit Schakalen
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Pflanzkübel mit Löwen
* Pflanzkübel
- Mehrere steinerne Pflanzkübel sind im Platanenhain aufgestellt. Auch sie waren ursprünglich farbig gefasst.
- Eingangspfeiler
- Beidseitig des südlichen Eingangs zum Platanenhain stehen zwei Pfeiler, jeder mit einer Bronzeskulptur bekrönt. Auf dem einen Pfeiler befindet sich ein Silberlöwe mit einem erwachenden Kind, das den Tag symbolisiert. Auf dem anderen ein Leopard mit einem schlafenden Kind, das die Nacht symbolisiert. Die Pfeiler tragen folgende Inschriften:
Leopard, die Nacht tragend
DU SÜSSER BRUNNEN
FÜR DEN DURSTENDEN
IN DER WÜSTE
ER IST VERSCHLOSSEN FÜR DEN
DER REDET
ER IST OFFEN FÜR DEN
DER SCHWEIGT
KOMMT DER SCHWEIGENDE
SO FINDET ER DEN BRUNNEN
(Brunnengebet aus dem Papyrus Sallier I, aus Theben
West, Zeit des Pharao Merneptah 1225-1205 v.Chr.)
Silberlöwe, den Tag tragend
DU ERSCHEINST SCHÖN
IM HORIZONTE DES HIMMELS
DU LEBENDE SONNE DIE ZUERST LEBTE
DU GEHST AUF IM ÖSTLICHEN HORIZONT
UND FÜLLST DIE ERDE
MIT DEINER SCHÖNHEIT
DU BIST SCHÖN UND GROSS UND FUNKELND
UND HOCH ÜBER DER ERDE
DEINE STRAHLEN UMARMEN DIE LÄNDER
SOVIELE DU GESCHAFFEN HAST
(Sonnengesang des Echnaton. 1372-1354 v.Chr.)
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Eingangspfeiler
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Leopard, die Nacht tragend
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Silberlöwe, den Tag tragend
- Brunnen an der Ostseite (Bacchusbrunnen)
- Das einzige Gestaltungselement, das nicht zum Figurenprogramm Hoetgers gehört, ist der Brunnen an der Ostseite des Hains. Er wurde schon 1904 in die Stützmauer eingefügt. Der Nischenwandbrunnen ist mit einem Mosaik aus Rheinkieseln verziert. Gestaltet wurde er von Joseph Maria Olbrich in Zusammenarbeit mit Ludwig Habich und Daniel Greiner. Habich entwarf das bronzene Bacchusrelief im Zentrum des Brunnens.
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Der Bacchusbrunnen
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Bacchusrelief von Ludwig Habich
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadt Darmstadt (Hrsg.): Die Darmstädter Mathildenhöhe. Architektur im Aufbruch zur Moderne (= Beiträge zum Denkmalschutz in Darmstadt. Band 7.) Darmstadt 1998.
- Stadt Darmstadt (Hrsg.): Die Mathildenhöhe, ein Jahrhundertwerk. Mathildenhöhe Darmstadt. 100 Jahre Planen und Bauen für die Stadtkrone 1899–1999. Band 1, Darmstadt 1999, ISBN 3-89552-063-2.
- Institut Mathildenhöhe (Hrsg.): Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt 1899–1914. Darmstadt 1999, ISBN 3-9804553-6-X. (2. Auflage 2007).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Biografie - Emy Roeder. Galerie Ostendorff, abgerufen am 9. Februar 2024.
Koordinaten: 49° 52′ 36,1″ N, 8° 39′ 57,8″ O