Proxemik

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Die Proxemik (von lat. proximus „der Nächste“) untersucht und beschreibt die Signale von Individuen, die sie durch das Einnehmen einer bestimmten Distanz zueinander austauschen. Die Proxemik ist ein Gebiet der Psychologie und der Kommunikationswissenschaft sowie ein Teilbereich der Lokomotorik.

Beschreibung

Proxemik erforscht soziale und kulturelle Bedeutungen, die Menschen mit ihrer privaten und beruflichen räumlichen Umgebung verbinden. Sie beschäftigt sich also mit dem Raumverhalten als einem Teil der nonverbalen Kommunikation. Der Begriff wurde ursprünglich vom Anthropologen Edward T. Hall in den 1960er Jahren geprägt.[1] Anfang des 21. Jahrhunderts erweiterte der Betriebswirt und Pädagoge Armin Poggendorf das Konzept um die Dimension der Augenhöhe.[2] Die Proxemik hat eher den Charakter ungeschriebener territorialer Gesetze als den eines biologischen Triebes. Das Empfinden dieser räumlich-körperlichen Positionen kann je nach Kultur verschieden sein.

Die Distanzen äußern sich in kleinräumigen Verhaltensweisen. Im einfachsten Fall geschieht es durch regelmäßiges Benutzen oder durch das Setzen von Markierungen, zum Beispiel können bewusst abgelegte Gegenstände, etwa eine Zeitung oder ein Handtuch, dazu dienen, einen Platz in einem Lesesaal oder an einem Strand zu reservieren.

Oder sozial höher gestellte Personen dürfen eher körperliche Kontakte aufnehmen als Untergebene: Der Vorgesetzte klopft dem Untergebenen auf die Schulter, jedoch nicht umgekehrt.

Teilgebiete

  • Distanz: intim, persönlich, sozial, öffentlich
  • Augenhöhe: Körpergröße, Standhöhe, Sitzhöhe
  • Richtung: Blickkontakt und Zuwendung der Körper bei Interaktion
  • Berührung: meistens an Händen, Armen, Schulter, Rücken oder Kopf.

Einteilung der Distanzen

Diese Abstände sind jedoch kulturabhängig. Beispielhaft ist dies an dem Unterschied der Distanzen zwischen Nord- und Südamerikanern zu sehen:

„Der normale Abstand bei der Kommunikation zwischen Fremden zeigt die Bedeutung der Dynamik räumlicher Interaktion. Wenn eine Person zu nahe kommt, folgt prompt und automatisch die Reaktion - die andere Person weicht zurück. Und wenn das Gegenüber nachrückt, weichen wir wieder weiter zurück. Ich habe (US-)Amerikaner vor Ausländern, die sie als zu aufdringlich wahrnehmen, die gesamte Länge eines Korridors zurückweichen sehen.“

Edward T. Hall, 1959

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Proxemik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Everett M. Rogers; Willam B. Hart; Yoshitaka Miike: Edward T. Hall and The History of Intercultural Communication:The United States and Japan. In: Keio Communication Review. Nr. 24. Jahrgang. Institute for Media and Communication Research, Universität Keio, Japan, 2002, S. 10 (cotelco.net [PDF; abgerufen am 3. Februar 2014]).
  2. Armin Poggendorf: Proxemik in der Teamdynamik – Raumsprache diktieren und interpretieren. In: Florian Siems, Manfred Brandstätter, Herbert Gölzner (Hrsg.): Anspruchsgruppenorientierte Kommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, S.234ff.