Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 10

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Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 10 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 294; auch Reichstagswahlkreis Döbeln genannt) war der zehnte Reichstagswahlkreis für das Königreich Sachsen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wahlkreis umfasste die Amtshauptmannschaft Döbeln ohne den Amtsgerichtsbezirk Hainichen, die Gemeinden Großvoigtsberg, Kleinvoigtsberg und Reichenbach bei Siebenlehen aus der Amtshauptmannschaft Freiberg, den Amtsgerichtsbezirk Nossen aus der Amtshauptmannschaft Meißen, die Gemeinden Börtwitz mit Gutsbezirk, Großpelsen und Kleinpelsen aus der Amtshauptmannschaft Oschatz, die Gemeinden Geringswalde, Aitzendorf, Altgeringswalde, Arras, Dittmannsdorf bei Rochlitz, Klostergeringswalde mit Gutsbezirk und Crossen bei Mittweida mit Gutsbezirk aus der Amtshauptmannschaft Rochlitz.

Dies entsprach ursprünglich den Gerichtsamtsbezirken Nossen und Roßwein, Waldheim, Geringswalde, Hartha, Leisnig und Döbeln.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 119.503
1895 123.024
1900 132.641
1905 136.567
1910 137.660
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 33,9 49,1 17,1
1907 25,8 55,9 18,3
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 98,4 1,5
1905 97,6 2,2
1910 97,7 2,1

Abgeordnete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1877 Wilhelm Oehmichen fraktionslos liberal/BKV/DFP 0
Reichstagswahl 1877 bis 1878 Georg Ludwig August Walter DFP
Reichstagswahl 1878 bis 1879 Wilhelm Schaffrath DFP
Ersatzwahl 1879 bis 1881 Gustav von König DRP 0
Reichstagswahl 1881 bis 1884 Georg Ludwig August Walter DFP
Reichstagswahl 1884 bis 1887 Carl Braun DFP
Reichstagswahl 1887 bis 1890 Albert Niethammer NLP 0
Reichstagswahl 1890 bis 1893 Paul Mehnert DKP 0
Reichstagswahl 1893 bis 1898 Bernhard Sachsse DKP 0
Reichstagswahl 1898 bis 1902 Adolf Lehr NLP
Ersatzwahl 1902 bis 1906 Karl Grünberg SPD 0
Ersatzwahl 1906 bis 1907 Karl Pinkau SPD
Reichstagswahl 1907 bis 1912 Otto Everling NLP
Reichstagswahl 1912 bis 1918 Karl Pinkau SPD

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1867 (Februar)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 14785.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Oehmichen BundesstKonst 11750 0 0

1867 (August)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 9654.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Oehmichen BundesstKonst (ab 1870: DFP) 7319 0 0

1871[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 19399 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11238, 78 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 58,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Oehmichen DFP 6732 0 0
Dr. Gensel NLP 2906 0 0
Walster S (Eis) 1230 0 Redakteur
0 Sonstige 370 0 0

1874[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 21164 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11373, 109 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 54,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Oehmichen DFP 7965 0 0
Walster S (Eis) 3300 0 Redakteur
0 Sonstige 108 0 0

1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 22254 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 14736, 121 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 66,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Walter DFP 5528 0 0
Niethammer NLP 4687 0 Fabrikant
Burckhardt S 4504 0 Xylograph
0 Sonstige 17 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 15289, 83 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 69,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Walter DFP 8655 0 0
Niethammer NLP 6634 0 Fabrikant

1878[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 22506 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11490, 95 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 51,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Schaffrath DFP 6444 0 0
Burckhardt S 5028 0 Xylograph
0 Sonstige 18 0 0

Ersatzwahl 1879[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Schaffrath legte am 3. Februar 1879 das Mandat nieder und es kam zu einer Ersatzwahl am 27. Februar 1879. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 20983.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
von König DRP 6601 0 0
Burckhardt S 4344 0 Xylograph
0 Sonstige 40 0 0

1881[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fand ein Wahlgang statt. 21118 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11806, 75 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 56,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Georg Ludwig August Walter DFP 6435 0 0
Penzig NLP 2021 0 Kaufmann
von Zehmen Kons 2987 0 Kammerherr
Hadlich S 342 0 Buchhändler
0 Sonstige 21 0 0

1884[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es fanden zwei Wahlgänge statt. 22618 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 12771, 81 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 56,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Braun DFP 4041 0 0
Kons 6305 0
S 2388 0
0 Sonstige 37 0 0

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 15939, 53 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 70,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Braun DFP 8339 0 0
Kons 7600 0

1887[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kartellparteien einigten sich auf Niethammer als gemeinsamen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 23075 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 19017, 109 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 82,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
DFP 2981 0 0
Albert Niethammer NLP 12.691 0 0
S 3325 0 0
0 Sonstige 20 0 0

1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die Kartellparteien bei der letzten Wahl einen Vertreter der NLP unterstützt hatten, bestanden die Konservativen bei dieser Wahl auf einen konservativen Kandidaten. Die NLP stimmte dem unter der Bedingung zu, bei der nächsten Wahl wiederum einen NLP-Kandidaten zu nominieren. Es fand ein Wahlgang statt. 23.996 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 20.422, 116 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 85,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Krieger DF 1620 8,0 Dr. med. aus Leipzig
Paul Mehnert K 11.321 55,7 0
Carl Friedrich Grünberg SPD 7349 36,2 0
0 Sonstige 16 0,1 0

1893[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinbarungsgemäß überließen die Konservativen der NLP die Wahl des gemeinsamen Kandidaten. Diese benannten Niethammer. In der konservativen Wählerschaft kam dieser jedoch nicht gut an. Gegen den Willen der konservativen Parteiführung stellten daher konservative Parteigänger, der BdL und die Antisemiten Sachsse als Kandidaten auf. Dieser sollte eigentlich als fraktionsloser Abgeordneter wirken, schloss sich dann aber doch der konservativen Fraktion an. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 24.855 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.922, 82 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 80,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Wilhelm Carl Schmidt FVP 1646 8,3 Schuldirektor in Dresden
Bernhard Sachsse K 9292 46,9 0
Albert Niethammer NLP 1078 5,4 0
Carl Friedrich Grünberg SPD 7818 39,4 0
0 Sonstige 6 0,0 0

Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 20.095, 153 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 80,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Bernhard Sachsse K 10.919 54,8 0
Carl Friedrich Grünberg SPD 9023 45,2 0

1898[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erneut gelang es nicht einen gemeinsamen Kandidaten von NLP und Konservativen zu finden. Der konservative Kandidat wurde auch vom BdL unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 26.262 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 21.203, 88 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 80,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Emil Naumann K 5406 25,6 Rittergutsbesitzer in Sitten
Adolf Lehr NLP 5938 28,1 0
Carl Friedrich Grünberg SPD 9758 46,2 0
0 Sonstige 13 0,1 0

Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 22.698, 92 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Adolf Lehr NLP 11.925 52,8 0
Carl Friedrich Grünberg SPD 10.681 47,2 0

Ersatzwahl 1902[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Lehr gestorben war, wurde eine Ersatzwahl am 28. Januar 1902 notwendig. Erneut wurde der konservative Kandidat vom BdL unterstützt. Es fand ein Wahlgang statt. 27.297 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 23.486, 128 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Bernhard Sachsse K 5343 22,9 0
Paul Wilhelm Vogel NLP 6129 26,2 0
Carl Friedrich Grünberg SPD 11.874 50,8 0
0 Sonstige 12 0,1 0

1903[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entgegen dem landesweiten Kartellvertrag unterstützte die NLP nicht den Kandidaten der DRP, der aber von BdL und den Konservativen unterstützt wurde. Es fand ein Wahlgang statt. 27.823 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 24.326, 131 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 87,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Oswald Zimmermann DRP 5569 23,0 0
Friedrich Bruno Luckweil NLP 5434 22,5 Seilermeister aus Waldheim
Carl Friedrich Grünberg SPD 13.152 54,4 0
0 Sonstige 30 0,1 0

Ersatzwahl 1906[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod von Grünberg erfolgte eine Ersatzwahl am 22. Oktober 1906. Hierbei unterstützten Konservative, BdL und Antisemiten den NLP-Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. 28.530 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 24.118, 74 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 84,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Beck FVP 3511 14,6 Bezirksschullehrer in Dresden
Ernst Hasse NLP 8322 34,6 0
Karl Pinkau SPD 12.207 50,8 0
0 Sonstige 4 0,0 0

1907[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kandidat der Konservativen wurde von BdL, DR und Zentrum unterstützt. Die Mittelstandspartei erklärte, beide bürgerlichen Kandidaten gleichermaßen zu unterstützen. Die Fvg unterstützte den Kandidaten der FVG. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 28.718 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 26.999, 159 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 94,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Heinrich Beck FVP 2735 10,1 0
Karl Rüder K 4476 16,6 Bürgermeister in Roßwein
Otto Everling NLP 6944 25,8 0
Karl Pinkau SPD 12.760 47,4 0
0 Sonstige 22 0,1 0

In der Stichwahl unterstützten alle Parteien bis auf die FVg (die die SPD unterstützte) den nationalliberalen Kandidaten. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 27.309, 125 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 95,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Everling NLP 14.421 53,0 0
Karl Pinkau SPD 12.763 47,0 0

1912[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Everling trat als gesamtliberaler Kandidat mit Unterstützung der FoVP an. Der konservative Kandidat wurde von BdL, dem Zentrum und der DR unterstützt. Es fand ein Wahlgang statt. 29.986 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 27.945, 159 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 93,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Paul Unrasch K 5537 19,9 Buchbinder-Obermeister in Dresden
Otto Everling NLP 7568 27,3 0
Karl Pinkau SPD 14.672 52,8 0
0 Sonstige 9 0,0 0

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1152–1155.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 224–225.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 139, Digitalisat.