Rekurrenter Punkt

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Die Begriffe der rekurrenten Punkte und rekurrenten Orbits werden in der mathematischen Theorie der (maßerhaltenden oder sogar stetigen) dynamischen Systeme verwendet. Anschaulich bedeutet die Rekurrenz eines Punktes unter einem Fluss (oder allgemeiner einer Gruppenwirkung), dass dieser Punkt unendlich oft in die Nähe seiner Ausgangsposition zurückkehrt.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir geben zunächst die Definition für diskrete dynamische Systeme, anschließend die sehr ähnlichen Definitionen für kontinuierliche dynamische Systeme (Flüsse) und für allgemeine Gruppenwirkungen.

Notationen: Eine Gruppenwirkung einer Gruppe auf einem metrischen Raum ist gegeben durch eine Abbildung , wobei man das Bild von mit bezeichnet. Diskrete dynamische Systeme entsprechen dem Spezialfall und Flüsse dem Spezialfall . Im Fall bezeichnen wir mit die Abbildung und mit deren -te Iteration für , also die Abbildung . Im Fall kontinuierlicher dynamischer Systeme (Flüsse) bezeichnen wir für und .

Diskrete dynamische Systeme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sei ein diskretes dynamisches System. Ein Punkt heißt rekurrent, wenn es zu jedem unendlich viele mit

gibt.

Äquivalent: es gibt eine Teilfolge mit

.

Der Orbit eines rekurrenten Punktes wird als rekurrenter Orbit bezeichnet.

Kontinuierliche dynamische Systeme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sei ein Fluss. Ein Punkt heißt rekurrent, wenn es zu jedem eine gegen unendlich gehende Folge mit

gibt.

Äquivalent: es gibt eine gegen unendlich gehende Folge mit

.

Gruppenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sei eine Gruppenwirkung. Ein Punkt heißt rekurrent, wenn es zu jedem eine Folge paarweise unterschiedlicher Elemente aus mit

gibt. Die Gruppenwirkung heißt rekurrent, wenn die rekurrenten Punkte dicht liegen.

Maßerhaltende dynamische Systeme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für maßerhaltende dynamische Systeme kann die Rekurrenzbedingung auch wie folgt formuliert werden. Es sei ein Maßraum und eine maßerhaltende Abbildung. Die Abbildung heißt rekurrent, wenn es für jede Menge mit und für -fast alle unendlich viele mit gibt.

Analog kann man Rekurrenz für maßerhaltende Wirkungen einer beliebigen Gruppe definieren. Die Wirkung einer Gruppe heißt rekurrent, wenn für jede Menge mit und für -fast alle die Menge

nicht relativ kompakt ist.[1]

Spezialfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spezialfälle rekurrenter Punkte sind

  • Fixpunkte
  • Periodische Punkte
  • Fast-periodische Punkte, d. h. , so dass für alle die Menge eine syndetische Menge ist, also beschränkte Lücken hat.
  • Wenn der Orbit von dicht liegt, dann ist rekurrent.

Birkhoffscher Rekurrenzsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jedes stetige dynamische System auf einem kompakten Raum hat fast-periodische und demzufolge rekurrente Punkte.

Poincaréscher Rekurrenzsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Poincarésche Rekurrenzsatz besagt: Wenn endliches Volumen hat, dann hat jede maßerhaltende Abbildung rekurrente Punkte. Weiterhin hat die Menge der rekurrenten Punkte volles Maß, d. h. .

Dieser Satz hat eine allgemeinere Version für maßerhaltende Gruppenwirkungen. Sei eine nicht-kompakte, lokal-kompakte Gruppe, die das zweite Abzählbarkeitsaxiom erfüllt und die auf einem Maßraum mit wirke. Dann ist die Wirkung rekurrent.[2]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sei und eine Drehung, dann ist jeder Punkt rekurrent.
  • Sei eine topologische Gruppe und ein kokompaktes Gitter. Sei ein Element aus dem Zentrum von . Die Abbildung
definiert ein dynamisches System auf und aus dem Birkhoffschen Rekurrenzsatz folgt, dass jeder Punkt rekurrent ist.
  • Anwendung des vorhergehenden Beispiels mit und ergibt den Approximationssatz von Kronecker.

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jeder rekurrente Punkt ist nichtwandernd.
  • Die Menge der rekurrenten Punkte ist invariant unter . Ihr Abschluss ist die Birkhoff-Menge (engl.: Birkhoff center).
  • Poisson-Stabilität: Die Eigenschaft eines Punktes rekurrent zu sein ist stabil unter geringfügigen Änderungen des dynamischen Systems.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Feres, Katok: Ergodic theory and dynamics of G-actions, Seite 19
  2. Theorem 3.4.1 in: Katok, Hasselblatt: Principal structures. Handbook of dynamical systems, Vol. 1A, 1–203, North-Holland, Amsterdam, 2002.