Retinopathia centralis serosa

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Die Retinopathia centralis serosa (RCS), auch Chorioretinopathia centralis serosa (von griech.: pathos = Leiden, lat. serum = die Blutflüssigkeit) ist eine Erkrankung der Netzhaut des Auges, bei der Flüssigkeit aus der Aderhaut durch ein Leck in der Bruch-Membran unter die Netzhaut tritt und sie dadurch örtlich begrenzt von der Pigmentschicht abhebt (schwellungsbedingte Netzhautablösung). Die dadurch entstehenden Unebenheiten heben dabei die Fotorezeptoren aus ihrer herkömmlichen Lage heraus. In selteneren Fällen kommt es bei intakter Pigmentschicht zu einer gemeinsamen Abhebung von Netzhaut und Retinalem Pigmentepithel.

Symptome

Typische Symptome bei Retinopathia centralis serosa sind:

Die Symptome sind je nach Ausdehnung und Lage der Netzhautablösung unterschiedlich. Bei einem Leck im Bereich der zentralen Netzhaut (Makula) ergeben sich starke Verzerrungen. Bei Lecks, die außerhalb der Makula auftreten, werden manchmal nur kleine exzentrisch gelegene, schillernd farbige Flecken bzw. Ringe wahrgenommen. Besonders auffällig können diese beim Blinzeln und im Halbdunkel sein, vor Tabellen am Bildschirm und bei der Betrachtung weißer Flächen. Bei der Arbeit mit Tabellen erkennt man auch leicht die Verzerrung von geraden Linien zu Wellen und Verwerfungen. Man hat anfangs meist nur das Gefühl einer leichten Blendung - diese aber ist nur einseitig und vergeht nicht innerhalb von Minuten, wie man das sonst gewöhnt ist.

Diagnostik

Bei der Augenhintergrundspiegelung kann die flache, zentrale Netzhautabhebung gesehen werden. Mit der gefäßdarstellenden Fluoreszenzangiographie lassen sich die durchlässigen Netzhautgefäße nachweisen. Charakteristisch findet sich hier an der Stelle des Lecks ein „Quellpunkt“ von Kontrastmittel, von dem ausgehend sich die unterhalb der Netzhaut gelegene Blase füllt. Es gibt auch Fälle ohne erkennbares Leck (Choroideallappenperfusion). Mit der optischen Kohärenztomographie (OCT) lässt sich ein Querschnittsbild der Netzhaut anfertigen, auf dem die Abhebung direkt sichtbar ist.

Therapie

Auf jeden Fall sollte man bei einem der oben genannten Symptome direkt den Augenarzt aufsuchen. Die RCS kann auch bei Menschen unter dem 50. Lebensjahr zu einer Feuchten Makuladegeneration führen, die ohne sofortige Behandlung zum Totalverlust der Sehfähigkeit führt. Die Therapie besteht dann aus der Photodynamischen Therapie einerseits und darauf folgen im Abstand von ca. 6 Wochen zwei intravitrealen Injektionen (Injektion in den Glaskörper des Auges) mit Antikörpern, die den Trivialnamen Avastin oder Lucentis tragen. Auch eine Behandlung mit MicroPulse-Laser wurde untersucht, wobei diese Laserphotokoagulation gegenüber der medikamentösen Injektion „in der Behandlung der RCS überlegen“ war.[1]

Liegt die Schwellung weit außerhalb der Makula, kann bei schweren Verläufen und wiederholten Rückfällen eine Laser-Behandlung erwogen werden, weil es sonst durch die Hitzeentwicklung in der Regel zu einer Zerstörung der bestrahlten Netzhaut kommt. Von sogenannten SRT-Lasern (SRT = Selektive Retina Therapie) erhofft man sich eine Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten, da diese Laser ausschließlich (selektiv) die Zellen des retinalen Pigmentepithels zerstören, die angrenzenden Photorezeptoren aber verschonen. So kann ein Funktionsausfall des bestrahlten Gewebes vermieden werden. Valide Studien zur Wirksamkeit dieser neuen Technik bei der Retinopathia centralis serosa liegen allerdings bisher nicht vor.

Ist am Skotom keine Leckage durch den Augenarzt ersichtlich, reicht eine medikamentöse Behandlung mit z. B. Diclofenac. Kortison darf heute nicht mehr eingesetzt werden und wird sogar als mögliche Ursache für das Entstehen einer RCS diskutiert.

Die Beschwerden klingen bei vielen Patienten nach einigen Wochen bis wenigen Monaten von selbst wieder ab, jedoch können sich die Beschwerden anfallsartig wiederholen. Stressreduktion wird als ein wichtiger Faktor zur Selbstheilung angesehen.[2]

Ursachen

Die Ursache für die Störung der Bruch-Membran ist nicht bekannt. In manchen Fällen werden Cortison oder Adrenalin als Auslöser vermutet, ebenso Cortisol. Auch ein erhöhter Diastolischer Blutdruck wird als Ursache vermutet, insbesondere, wenn kein Leck in der Membran, sondern eine Choroideallappenperfusion vorliegt.

Epidemiologie

Besonders häufig sind Männer im jungen und mittleren Alter (20-50) betroffen. Männer erkranken sechsmal häufiger als Frauen. Das Auftreten der Retinopathia centralis serosa steht oft in Zusammenhang mit geistigem oder körperlichem Stress. Die RCS ist die vierthäufigste nichtoperative Netzhauterkrankung.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. I. Beger, M. J. Koss und F. Koch: Behandlung der Retinopathia centralis serosa. In: F. G. Holz, F. Grehn, und H. E. Völcker (Hrsg.): Der Ophthalmologe. Zeitschrift der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Band 109, Nr. 12, 2012, S. 1224–1232, doi:10.1007/s00347-012-2688-7.
  2. Peter Wiedemann: RCS-Therapie mit Kaltlicht-Laser, Der Augenspiegel, 2. Februar 2015
  3. Peter Wiedemann: RCS-Therapie mit Kaltlicht-Laser, Der Augenspiegel, 2. Februar 2015