Rob. M. Sloman

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Die Reederei Rob. M. Sloman wurde 1793 in Hamburg als Schiffsmaklergeschäft gegründet und ist die älteste deutsche Reederei.

1973 übernahm sie die 1873 in Bremen gegründete Neptun-Reederei, die heute als Sloman Neptun Schiffahrts AG in Bremen die eigentlichen Schifffahrts-Aktivitäten durchführt. Die weiterhin bestehenden Sloman-Firmen (u. a. Rob. M. Sloman & Co. oHG, Rob. M. Sloman jr. Schiffahrts-K.G.) sind bis heute im Hamburger Slomanhaus ansässig.

Geschichte

Gründung eines Schiffsmaklergeschäfes (1793)

Der Kapitän William Sloman war von Great Yarmouth (England) nach Hamburg übergesiedelt, das sich zu einer aufstrebenden Hafenstadt entwickelte. Er erhielt hier 1791 das Bürgerrecht und gründete 1793 am Stubbenhuk 33 ein Schiffsmaklergeschäft. Er wurde bei der Gründung und den Geschäften von seinen Söhnen William Palgrave und Robert Miles unterstützt. Nach dem Tod des Vaters übernahm Robert Miles Sloman den Maklerstock, die Geschäfte mit Schwerpunkt „Abfertigung von Schiffen“ gingen besonders aufgrund der Kontinentalsperre Napoleons, die Hamburg lähmten, schlechter. Der Handel verlagerte sich nach Dänemark. Ab 1814, die Kontinentalsperre war beendet, blühten der Handel und die Schifffahrt mit Kolonialwaren über England auf. Bald danach wurden auch die Handelsbeziehungen nach Nordamerika und Südamerika ausgebaut.

Robert Miles Sloman

Den 1828 eröffneten regelmäßigen Liniendienst „Regulaire Packetschiffahrt zwischen New York und Hamburg“ gründete er noch als Schiffsmakler, als Reeder fungierten die Kapitäne. Wie der Name aussagt, sind es die Bestrebungen einer regelmäßigen Postbeförderung, Briefe wurden zu Paketen geschnürt, die seine Pläne unterstützten. Die beginnende Auswanderung wurde berücksichtigt, womit regelmäßige Ladungen in eine Richtung schon garantiert waren. Somit galt Robert Miles Sloman als Pionier der Linienschifffahrt. Bisher reichte die Ladung der Schiffe oft nur für eine Richtung und der Kapitän suchte sich oft in anderen Häfen Ladung für die Rückreise. Da dies häufig nicht klappte, nahm er Ladung für andere Häfen und kam über diese Umwege manchmal erst Jahre später wieder im Heimathafen an.

Sloman wird Reeder (1838)

Da Robert Miles Sloman nicht gleichzeitig als Makler und Reeder auftreten durfte, übernahmen seine Kapitäne im Nordamerika-Dienst die Rolle der Reeder. Um selbst als Reeder aktiv werden zu können, übergab er seinem Sohn Robert Miles Sloman jr. das Maklergeschäft. Mit fünf Seglern begann Robert Miles Sloman das eigene Reedereigeschäft und baute es zielstrebig zur größten Hamburger Reederei aus. Seit 1836 war auch die Auswanderung über Hamburg offiziell zugelassen und Sloman sah darin ein zukünftiges Geschäft im Liniendienst von Hamburg nach New-York. 1845 eröffnete er eine weitere Linie von Hamburg nach New Orleans. 1859 gehörten bereits 21 Schiffe zu seiner Flotte. Neben England und Nordamerika fuhren seine Schiffe auch Häfen der Ost- und Westküste Südamerikas an. Nach England fuhren ab 1841 seine ersten Dampfschiffe, die Erfahrungen ermutigten ihn, auch seinen Nordamerika-Dienst mit Dampfern zu ergänzen. Dies besonders vor dem Hintergrund der wachsenden Konkurrenz durch die Segelschiffe der 1847 gegründeten Hapag.

Australienfahrt (1841–1886)

Seit 1841 war Sloman in der Australienfahrt engagiert. Hier waren Dampfer aufgrund der großen Entfernungen und anfangs schlechten Wirkungsgrade um 3 % (1850) den Segler unterlegen. Die Kohlebunker hätten kaum Ladung zugelassen und auch die Kohleversorgung war ungenügend. Das änderte sich schnell. Durch technische Verbesserungen erreichte der Wirkungsgrad um 1890 etwa 9 %. 1881 wurde die Australia-Sloman-Linien-AG gegründet und mit sechs neuen in England gebauten Dampfern (2.200–2.500 BRT) betrieben, die auch für Passagiere eingerichtet waren. Die Dampfer "Catania", "Sorrento" und "Marsala" waren die ersten deutschen Schiffe mit Kühlanlagen für den Gefrierfleischtransport.[Quelle: Dittrich, Peter: 125 Jahre deutsche Kühlschifffahrt 1881- 2006.] Nach 4 Jahren wurde diese Linie jedoch wegen der 1885 verabschiedeten Postdampfer-Gesetze eingestellt, da der Norddeutsche Lloyd (NDL) die Ausschreibung für diese subventionierten Postdampfer-Linie für sich entschied.

Der erste Dampfer (1850)

Die Helena Sloman war das erste deutsche Dampfschiff im Überseeverkehr

1850 fuhr sein erster Dampfer, der Schraubendampfer Helena Sloman (800 BRT; 300 Passagiere, 40 Besatzung), von Hamburg nach Nordamerika und erreichte New York nach 28 Tagen. Die Rückreise dauerte sogar nur 18 Tage. Eine enorme Verbesserung gemessen an der üblichen Reisedauer der Segler von 50 Tagen. Im November 1850 geriet das Schiff vor Neufundland bei schwerem Sturm in Seenot und versank. Besatzung und Passagiere wurden bis auf neun Personen gerettet. Trotz des Untergang dieses Pionierdampfers während der dritten Reise setzten sich die Schraubendampfer durch. 1856 benötigten die frühen Dampfer von Europa nach Amerika noch zirka 16 bis 17 Tage, bis 1868 wurde die Zeit auf 9 bis 10 Tage verkürzt.

Robert Miles Sloman starb 1867 und sein Sohn Robert Miles Sloman jr. übernahm die Geschäfte. 1868 nahm Robert Miles Sloman jr. Edward Carr, Carl Alphons Brödermann und 1872 John Alfred Edye als Teilhaber in die Firma auf.

Mittelmeer Linie (1872)

Zeitschriftenannonce der Reederei von 1913

1872 wurde die Firma Rob. M. Sloman & Co. gegründet, beide Firmen betrieben von nun an die Geschäfte. Die 1872 erfolgte Gründung der von Hamburg ausgehenden Mittelmeerlinie wurde bis Italien geführt. Dafür wurden neue Schiffe eingesetzt, die aufgrund aufwendiger Lüftungsanlagen auch Südfrüchte transportieren konnten. Bis 1900 waren aufgrund stetigen Wachstums 22 Dampfer mit zusammen 55.000 Bruttoregistertonnen in diesem Dienst beschäftigt, die inzwischen auch nordafrikanische Häfen anliefen.

Senator Eiffe war Aufsichtsratsvorsitzender bei der Adler Linie

Adler Linie (1872)

Die als Adler-Linie bekannt gewordene Deutsche Transatlantische Dampfschiffahrt-Gesellschaft wurde neben Sloman von einer großen Gruppe von Banken und Geschäftsleuten gegründet, da in den prosperierenden Gründerjahren der der Schiffsraum im Nordatlantik-Dienst oft knapp wurde. Acht Schiffe wurden in England bestellt, Bauaufsicht führte Ernst Voss, der spätere Mitbegründer von Blohm & Voss. Nach kurzen aber heftigen Konkurrenzkampf übernahm Hapag 1875 die Adler Linie.

Union Linie (1886)

Ähnlich ging es auch der Union-Linie, die Sloman mit seinem Neffen Carr 1886 gründete. Sloman brachte hier seine fünf Dampfer aus dem Australiendienst ein. Mit Carr-Schiffen wurden vorher Ballins Auswanderer billiger als mit den Hapag-Schiffen über den Atlantik befördert. Die Konkurrenz zur Hapag im Nordatlantik-Dienst führte zur Vermeidung von Ratenkämpfen schon 1886 zu einem Gemeinschaftsdienst, Albert Ballin wurde der Leiter für das Passagegeschäft. 9 Jahre später erfolgte die Übernahme durch die Hapag und zum Eintritt von Ballin in die Hapag, 1899 war er Generaldirektor. Unter Ballins Führung expandierte die Hapag nach kurzer Zeit zur weltgrößten Reederei.

Albert Ballin wurde 1899 Generaldirektor der Hapag

Wiederaufnahme des Mittelmeer-Dienstes (1921)

Vor dem Ersten Weltkrieg bestand die Sloman-Flotte aus 22 Schiffen, die bis auf eines verlorengingen. Der Neuaufbau der Flotte war 1939 abgeschlossen und umfasste 21 Schiffe mit 49.000 BRT, die auch wieder in der Mittelmeer-Fruchtfahrt eine wichtige Rolle spielten. Für Fahrten nach Mittel- oder Südamerika reichten die Lüftungsanlagen nicht mehr aus, um die Haltbarkeit der Früchte zu gewährleisten. Daher wurden 1939 Kühlschiffe aus Skandinavien gekauft und in Fahrt gebracht.

Kühlschifffahrt (1881–1979)

Ab 1881/82 transportierten "Catania", "Sorrento" und "Marsala" Gefrierfleisch von Australien und Neuseeland nach London. "Sorrento" war der erste Kühldampfer (nach Kühlsegelschiffen), der Gefrierfleisch von Neuseeland nach London brachte. Das Fruchtschiff "Alstertor" (ex "Rose") verließ am 4. Juli 1939 Hamburg, um Apfelsinen und Bananen von Santos zu holen.[Quelle: Dittrich, Peter: 125 Jahre deutsche Kühlschifffahrt 1881- 2006]. Die Alsterufer wurde im September 1939 von der Eriksbergwerft in Göteborg abgeliefert. Der Zweite Weltkrieg verhinderte den weiteren Einsatz, beide Schiffe gingen im Krieg verloren. 1952 wurde die zweite Alsterufer und 1954 die zweite Alstertor von der Deutschen Werft abgeliefert. Diese Schiffe waren baugleich mit der Perikles der Reederei F. Laeisz Sie wurden in der Fruchtfahrt zwischen Hamburg und Ecuador eingesetzt. Das 1949 von der Öresundvarvet als Glomdal gebaute Kühlschiff wurde 1956 übernommen und in Alsterkamp umbenannt. 1959 folgte die Alsterblick von Blohm & Voss. Die Sloman Alsterpark und Sloman Alstertor waren die letzten Kühlschiffe für Sloman, sie werden 1968 von den Howaldtswerken Deutsche Werft abgeliefert. 1979 gab die Reederei die Kühlschifffahrt auf. Von 1881 bis 1979 - also 98 Jahre - war die Reederei mit Unterbrechungen in der Kühlschifffahrt tätig.

Union Afrika-Linie (1951)

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Reederei, wie die meisten deutschen Reeder auch, ohne eigene Schiffe. Die mit anderen Reedereien gegründete Union Afrika-Linie begann 1951 mit vier Neubauten einen Westafrika Dienst. 1954 nahmen jedoch auch die DAL gemeinsam mit der Woermann-Linie ihre Afrika-Dienste wieder auf. Daher gab es einen Zusammenschluss und der Dienst wurde zukünftig unter der Woermann Flagge gemeinsam weitergeführt. Sloman übernahm die Hamburger Linienagentur.

Erneute Wiederaufnahme vom Mittelmeer-Dienst (1953)

Seit 1949 gab es mit der Bremer Dampfschiffahrtsgesellschaft Neptun einen Gemeinschaftsdienst zur spanischen Küste im Mittelmeer. 1953 wurde auch das angestammte Fahrtgebiet im Mittelmeer mit dem britischen Partner UBC wieder aufgenommen. Als die UBC die Partnerschaft beendete, wurde der Dienst wieder unter dem alten Namen „Rob. M. Sloman jr.’s Mittelmeer-Linie“ betrieben.

Team-Line (1968)

Für die Nord-Ostseefahrt wurden zwei Ro-Ro-Schiffe für die Hamburg-Stockholm-Fahrt gebaut. Sie wurden gemeinsam mit Schiffen der 1846 gegründeten Mathies Reederei in der Nord- und Ostsee-Fahrt „Team-Line“ betrieben.

Schwergutfahrt (1972)

Zum Export besonders großer oder schwerer Maschinen und Anlagen setzte die Reederei die gemeinsam mit der englischen Blue Star Line bestellten Schiffe Starman America und Starman Africa ein.

Sloman Neptun Schiffahrts AG (1974)

1973 übernahm Sloman die Mehrheit der Aktien der 1873 gegründeten Bremer Reederei D.G. Neptun. Seit 1974 führt das Unternehmen den Namen „Sloman Neptun Schiffahrts-Aktiengesellschaft“. Die Schifffahrts-Aktivitäten wurden nach Bremen verlagert.

Quellen und Literatur

  • Juliane Stier, Pilar Croÿ: 1793–1993. Sloman Hamburg – 200 Jahre Reederei. Hamburg 1993.
  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschifffahrt. Band 11994 Weltbild-Verlag.
  • Ernst Hieke, Rob. M. Sloman Jr. Errichtet 1793. Hamburg, Hanseatischer Merkur, 1968.
  • Peter Dittrich, "125 Jahre deutsche Kühlschifffahrt. 1881- 2006." Münster 2009.
  ISBN 978-3-86582-928-3.