St. Suitbertus (Wuppertal)

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Ansicht von Norden

St. Suitbertus in der Südstadt des Wuppertaler Stadtteils Elberfeld ist das vierte katholische Kirchengebäude in Elberfeld.

Geschichte

Westfassade von Süden

Dem Zuzug vieler Katholiken vor allem aus Westfalen in das im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts stark expandierende Elberfeld war mit zwei 1886 geweihten Kirchenbauten im Osten (Marienkirche) und Norden (Herz-Jesu-Kirche) Rechnung getragen worden. Die rund 7000 Katholiken der Elberfelder Südstadt, deren Bevölkerung besonders durch Arbeiter und Beamte der boomenden Eisenbahn geprägt war, mussten weiterhin die Hauptkirche St. Laurentius auf der anderen Wupperseite nutzen. Schon 1884 entstand ein „St.-Suitbertus-Kirchbau-Verein“, der diesem als Ungerechtigkeit empfundenen Umstand Abhilfe verschaffen sollte und die Errichtung des „Südstadt-Doms“ forcierte. Auf der Suche nach einem Grundstück bemühte er sich zunächst um das Gartengelände hinter dem Lokal Johannisberg, was jedoch an den Kosten für diese exponierte Lage scheiterte. Später wurde auf dem nämlichen Gelände die Elberfelder Stadthalle errichtet.

Schließlich gelang es dem Verein, mehrere Parzellen an der Kölner Straße zu erwerben und einen Bauplatz zu arrondieren. Zwischen 1896 und 1899 wurde die Kirche nach Plänen des Barmer Baumeisters Gerhard August Fischer, von dem insgesamt vier Wuppertaler Kirchen stammen und der für die Rekonstruktion von Schloss Burg verantwortlich war. Es bestehen Zweifel an der alleinigen Autorenschaft Fischers: Im Nachlass des Kölner Architekten Theodor Roß fanden sich detaillierte Pläne für eine „Kath. Kirche für Elberfeld“, die St. Suitbertus auffallend ähneln. Dies könnte für einen Gegenentwurf, aber auch für einen anonymen Entwurf im Auftrage Fischers sprechen; die Abweichungen der gebauten Kirche von diesen Plänen ließen sich jedenfalls aus Vereinfachungen aus finanziellen Gründen erklären.

Das Gotteshaus wurde am 11. Mai 1899 dem „bergischen Apostel“, dem Heiligen Suitbert geweiht.

Am 25. Juni 1943 wurde die Kirche bei einem Luftangriff auf Elberfeld bis auf die Außenmauern zerstört und bis 1954 wieder aufgebaut. Dabei wurde der Putz im Innern abgeschlagen, so dass heute die roten Ziegel des Mauerbaus das Innere bestimmen. Ein über der Vierung sitzender kleiner Dachreiter des ursprünglichen Gebäudes wurde hierbei nicht rekonstruiert.

1994 wurde das Kirchengebäude in die Wuppertaler Denkmalliste eingetragen.

Grundriss

Beschreibung

Der historistische, geostete Bau orientiert sich an Formen der Spätromanik. Ein Westwerk mit Doppelturmfassade, die der des Limburger Doms nachempfunden ist, ist dem Langhaus vorgesetzt, für das Innere dienten vor allem Elemente des Bonner Münsters als Vorbild. Es handelt sich um eine dreischiffige sechsjochige Basilika mit einschiffigem Querhaus und einem kurzen Rechteckchor mit hoher, halbrunder Apsis. Diese Apsis umgibt ein Säulenumgang, über dem eine kleine Galerie mit spitzbogigen Arkaden Chor und Apsis umläuft.

Das aus Ziegelsteinen erbaute Gebäude wurde mit heimischen Baumaterialien verblendet: Basaltlava für den Sockel, Tuffstein für die Wandflächen, roter Sandstein für äußere Einfassungen und gliedernde Details. Das Innere war verputzt und ausgemalt, Säulen und andere Architekturelemente waren aus Sandstein.

Den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg fielen auch zwei der vier bis dahin vorhandenen Glocken zum Opfer.

Glocken von St. Suitbertus in Wuppertal[1]
Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg)
Schlagton Bemerkungen
1 Joseph 1899 Glockengießerei Otto, Hemelingen 1310 1400 dis'+2 erhalten
2 Antonius 1925 (1905) Franz Schilling, Apolda 1260 1357 e' +2 erhalten, erster Guss 1905, nach Zerstörung im Ersten Weltkrieg Neuguss
3 1925 3223 1750 h0 verloren
4 2243 1510 cis’ verloren

Orgel

Die erste Orgel von Romanus Seifert (Kevelaer) stammte aus dem Jahr 1901 und hatte 24 Register. Sie wurde beim Luftangriff 1943 zerstört.

Im Jahr 1956 lieferte die Werkstatt der Gebrüder Krell aus Duderstadt ein neues Instrument mit Freipfeifenprospekt, elektropneumatischen Kegelladen und Orgelbewegter Disposition:

I Hauptwerk
1. Rohrgedackt 16'
2. Praestant 8'
3. Traversflöte 8'
4. Dolcan 8'
5. Octave 4'
6. Spitzflöte 4'
7. Nasat 22/3'
8. Octave 2'
8. Terzmixtur VI 11/2'
9. Trompete 8'
II Positiv
10. Stillgedackt 8'
11. Flauto douce 8'
12. Viola da Gamba 8'
13. Principal 4'
14. Zartflöte 4'
15. Flagolett 2'
16. Rauschpfeife 22/3'
17. Zimbel 1/2'
18. Dulcian 16'
19. Hautbois 8'
III Schwellwerk
20. Holzgedackt 8'
21. Salicional 8'
22. Blockflöte 4'
23. Quintadena 4'
24. Prinzipal 2'
25. Quinte 11/3'
26. Echomixtur IV-V 2'
27. Krummhorn 8'
Pedal
28. Principal 16'
29. Subbaß 16'
30. Echobaß 16'
31. Octavbaß 8'
32. Baßflöte 8'
32. Nachthorn 4'
33. Hintersatz 2'
34. Posaune 16'
35. Trompete 8'
36. Schalmei 4'
  • Koppeln: Normalkoppeln, Sub- und Superoktavkoppeln im Hauptwerk
  • Spielhilfen: 2 freie Kombinationen

Über den Zustand der Orgel in den 70ern gibt es geteilte Meinungen der Zeitzeugen. Ob die Orgel wirklich nicht reparabel und in schlechtem Zustand war, lässt sich allerdings heute nicht mehr einwandfrei nachvollziehen. Im Jahr 1978 wurde die Krellorgel durch ein Instrument der Firma Walcker ersetzt, wobei ein Großteil des Pfeifenwerkes aus der Vorgängerorgel übernommen wurde. Ihr Gehäuse verdeckt seitdem die kunstvolle Rosette im Westwerk der Kirche.

Im März 2016 gab die Gemeinde bekannt, dass die Orgel der Kirche aufgrund ihres schlechten Zustandes ersetzt werden muss. Unter anderem sei die Orgel aus minderwertigem Material gebaut worden, nicht regelmäßig gewartet und nun auch durch Kerzenruß stark verschmutzt, sodass die Kosten für eine Restaurierung vom Erzbistum Köln nicht mehr zu tragen seien. Ein Wuppertaler Orgelhändler wurde mit der Findung eines gebrauchten Instrumentes betraut, welches nach Möglichkeit das Rosettenfenster wieder freihalten soll. Die Gemeinde veranstaltet seitdem zweimal im Jahr die Konzertreihe Feierabend.Konzerte, um das Projekt mithilfe von freiwilligen Spenden zu verwirklichen.[2]

I Rückpositiv C–g3

1. Holzgedackt 8' Krell
2. Venezianerflöte 4'
3. Nasard 22/3' Krell
4. Prinzipal 2' Krell
5. Terz 13/5' Krell
6. Oktävchen 1'
7. Scharffzimbel III 1/2'
8. Krummhorn 8'
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
9. Gedackt 16' Krell
10. Prinzipal 8'
11. Rohrflöte 8' Krell
12. Oktave 4' Krell
13. Spitzflöte 4' Krell
14. Oktave 2' Krell
15. Kornet III 22/3' Krell
16. Mixtur V 11/3' Krell
17. Zimbel III 1/3' Krell
18. Trompete 8' Krell
III Schwellwerk C–g3
19. Hohlflöte 8'
20. Viola da Gamba 8' Krell
21. Vox coelestis 8' Krell
22. Prinzipal 4' Krell
23. Traversflöte 4' Krell
24. Blockflöte 2' Krell
25. Quinte 11/3' Krell
26. Scharff IV 1' Krell
27. Dulcian 16' Krell
28. Hautbois 8' Krell
29. Clairon 4'
Tremulant
Pedal C–f1
30. Prinzipalbass 16' Krell
31. Subbass 16' Krell
32. Quintbass 102/3'
33. Octavbass 8'
34. Bassflöte 8' Krell
35. Choralbass 4'
36. Hintersatz IV 22/3'
37. Posaune 16'
38. Trompete 8'
39. Schalmei 4'
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: sechs Setzerkombinationen, Tutti, Tremulanten regelbar.

Literatur

Weblinks

Commons: Sankt Suitbertus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Glockenbuch Wuppertal (PDF; 737 kB)
  2. Unsere Orgel braucht Hilfe! 31. März 2016, abgerufen am 22. August 2016.

Koordinaten: 51° 15′ 1,8″ N, 7° 8′ 37,7″ O