Schloss Loburg

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Schloss Loburg
Luftbild (2014)

Das Schloss Loburg ist ein Wasserschloss in der Nähe von Ostbevern im Münsterland. Schloss Loburg wurde 1294 erstmals urkundlich erwähnt. Im 15. Jahrhundert erfuhr es eine Erweiterung um eine Teilbefestigung und im Jahr 1760 wurde es nach den Plänen von Johann Conrad Schlaun zum barocken Lustschloss umgebaut. Heute beherbergt das nach einem Brand im Jahre 1900 im neobarocken Stil wiederaufgebaute Schloss eine Schule mit zugehörigem Internat. Das Schloss ist umgeben vom Loburger Park mit seiner Rhododendronanlage, durch den angrenzenden Wald führt der Loburger Kreuzweg.

Geschichte

Schulzenhof Loburg

Am 19. Juli 1294 wurde ein „Lohaus“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es war im Besitz der Schulzen von „Lohove“. Ritter Gerlach von Bevern und sein Sohn Hermann beschenkten eine von ihnen gestiftete Vikarie mit Renten. Der erste Vikar kaufte das Erbe Wieschhaus. Die Loburg dürfte damit ein gut situierter Besitz geworden sein und zu den ansehnlichen Pfründen gehört haben.

Ritterburg Loburg

Sie kam um 1400 durch die Hand der Erbtochter Kunigunde von Bevern an ihren Ehemann Dietrich Stael. Ab 1412 tauchte ein „Lohoff castrum Johannes de Bevern“ auf. Da zum ersten Mal von einer Burg gesprochen wurde, wird man ihre Entstehung um das Jahr 1400 vermuten können. Die noch 1828 vorhandenen Gräften legen ein stattliches Ausmaß dar. In der 1984 wiedergefundenen Beschreibung heißt es:

„Der andere Adelssitz liegt im Nordosten, allerdings wird er von keinem Fluss umspült. Wenn man von der Vorderseite an die Burg herangeht, liegt sie offen da, nur durch einen dreifach Graben geschützt; wenn man von der Hinterseite kommt, durch einen einfachen … Um die Burg stehen riesige Bäume, die die Burg den Blick entziehen, wenn man nicht näher herangeht. Das Ackerland, das auf allen Seiten die Burg umgibt, ist teils lehmig, teils sandig, aber sehr ertragreich bei Anbau von Weizen, Hafer, Gerste und jenes brauen Korns. (wahr. Buchweizen)“

Eugen Kotte[1]

1517 heiratete die Erbtochter Anna Stael zu Loburg Heinrich von Münster, doch blieb die Ehe kinderlos. Als Anna Stael um 1559 starb, kam es zu einer Erbteilung.[2] Die eine Hälfte der Höfe sowie eine Entschädigung von 3.500 Talern ging an die Geschwister Heinrich, Johann und Lenecke Korff, die andere Hälfte der Höfe und das Haus Loburg an die Familie Droste zu Senden. Die Loburg gelangte schließlich an Elisabeth Anna Droste zu Loburg, die das Gut am 14. April 1649 in die Ehe mit Adolf von Nagel miteinbrachte. 1651 wurde Adolf von Nagel zu Ittlingen als Besitzer genannt und begründete damit die 134 jährige Dynastie derer von Nagel auf der Loburg. Mit der benachbarten Familie Schenckinck auf Haus Bevern gab es mehrere Konflikte um Gerichtsbarkeiten. Der andauernde Konflikt zwischen den beiden Familien fand in zwei Streitfällen Niederschlag.[3] Von Nagel beantragte die Landtagsfähigkeit, die ihm zugesprochen wurde, und ihm eine beschränkte Mitbeteiligung im Fürstbistum sicherte. Die Burg war in einen schlechten Zustand. Josef Marsil Wilhelm Xaver von Nagel zur Loburg und seine Ehefrau Maria befassten sich daher mit der Neuplanung eines Barockschlosses. Bis heute hat sich die Erinnerung an diese Zeit durch einen Rittersaal im Schloss erhalten.

Der Schlaunbau

Grundriss des Schlaunbaus

1760 wurde die reparaturbedürftige Burg abgerissen. Nach Plänen von Johann Conrad Schlaun entstand 1766 ein kleines Barockschloss mit ovalem Hofraum und breiten Gräften, über die drei Zugbrücken führten. Das Schloss selbst wurde zweistöckig mit Mansarddach, einer Flügeltreppe vor der Mittelfront und einem dreiseitig vorspringenden Mittelrisaliten errichtet. 1785 musste Clemens August Theodor Josef von Nagel zur Loburg, der Sohn des Erbauers, das Schloss Loburg aus finanziellen Gründen zwangsversteigern lassen. Auch der Schlossbau hatte zum Ruin der Familie mitbeigetragen. Am 7. Juni 1785 verkaufte er mit etwa 500 Morgen (1 Morgen = 0,25 ha) Grund in einer Zwangsversteigerung.[4] Der Ersteigerer war Friedrich Clemens von Elverfeldt zu Dahlhausen und Steinhausen, der es zum Stammsitz derer von Elverfeld genannt Beverförde-Werries machte.[5] 1899 fiel dieser einzigartige Bau einem verheerenden Brand zum Opfer. Das Unglück wurde durch einen lokalen Spökenkieker prophezeit.

„Er wollte gesehen haben, daß die Funken des durch den Blitzschlag entzündeten Schlosses weit nach Norden bis zu einer 200 Meter hohen Hecke flogen. Der Mann wurde ausgelacht. Aber dann traf doch alles fast genauso ein.“

Eugen Kotte[6]

Der Schlossbrand

Durch zwei Blitzschläge geriet das Schloss am 22. Juli 1899 in Brand und wurde bis auf die Grundmauern zerstört.

„Ostbevern, 23 Juli. Gestern, Samstag abend 8 Uhr, entlud sich ein sehr schweres Gewitter, welches bis ½ 11 Uhr andauerte, über unser Dorf und unsere Gemeinde. Nach allen Richtungen hin durchzogen unheimlich schlängelnde Blitze die Luft. … Da plötzlich wurde in Nordosten vom Dorf eine Rauchwolke sichtbar und meldete die Glocke Brand. Alles lief aus den Häusern und „wo brennt’s“ war die einzige Frage. „Die Loburg brennt“, lautete die Antwort. Zweimal war der Blitz in die Loburg eingeschlagen. Stärker und stärker wurden die Rauchwolken, und trotz der Bemühungen der Freuerwehr fiel das Dach des hohen Hauses ein, und es brannte alles, was nicht aus dem Hause getragen war. … Heute morgen übersiedelte der Freiherr von Beverförde-Werries mit seiner Familie und Herrn Dr. Neteler zu seinem Wohnsitze in Münster.“

Neuer Emsbote vom 25. Juli 1899[6]

Die verschollene Beethovensonate

Bei dem Brand ging auch eine unveröffentlichte handgeschriebene Sonate Beethovens – weil sie in einem Tresor lag, hatte man keine Kopie angefertigt – unwiederbringlich verloren.[6] Beethoven hatte sie im Sommer 1791 Maria Anna Wilhelmine von und zu Westerholt-Gysenberg gewidmet. Sie war seine Schülerin auf Schloss Westerholt und in Münster und galt als vorzügliche Pianistin. Am 24. April 1792 heiratete sie Baron Friedrich Clemens von Elversfeldt genannt Beverförde-Werries. Aus der Ehe gingen vier Söhne und eine Tochter hervor. Maria Anna Wilhelmine blieb bis zu ihrem Tod in Ostbevern und wurde in der nach ihr benannten Anna-Kapelle an der Seite ihres Ehemanns bestattet.

Der Schaedtlerbau

Schon ein Jahr nach dem Brand (1900–01) wurde das Schloss – der Stammsitz derer von Beverförde zu Werries – durch einen neobarocken Bau des Architekten Hermann Schaedtler aus Hannover in erweiterter Form (im Ausmaß fast doppelt so groß) wiedererrichtet. Der Neubau ähnelt dem alten Schloss, was man dem Architekten zur Auflage gemacht hatte. Die Namenspatrone der Erbauer, Karl Borromäus und Kaiserin Adelheid, sind in den Fenstern der heutigen Hubertuskapelle dargestellt. Das Allianzwappen des Erbauers sowie sein Wahlspruch „DEUS ADIUTOR ET PROTECTOR MEUS“ (dt: Gott mein Helfer und Schützer) sind im Mittelrisalit des Giebels angebracht. 1903 wurde der Loburger Park angelegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, den das Schloss unbeschadet überstand, kam es zur Zwangseinquartierung von Flüchtlingen. Währenddessen hatten die christlichen Schulbrüder am 1. Oktober 1948 in Wadersloh das Gymnasium Johanneum wieder gegründet, das nun eine bischöfliche Schule und ein Knabenkonvikt werden sollte. Doch das bischöfliche Generalvikariat wollte nach Ostbevern in die Loburg, da dort mehr Platz zur Verfügung stand. Am 10. März 1951 fiel dann die Entscheidung, das Schloss an das Bistum Münster zu verpachten, und das Konvikt wurde nun nach Ostbevern verlegt, was nun das heutige Johanneum Loburg Ostbevern ist.[7] Das Schloss mit allen Nebengebäuden wurde an das Bistum Münster übergeben. Die freiherrliche Familie bezog die ehemalige Rentei (Lütke Loburg). Bischof Michael Keller gründete das Collegium Johanneum, ein freies katholisches Internatsgymnasium. 1973 wurden die Vorgebäude des Schlosses abgerissen und durch Internatswohnungen für Schüler ersetzt. Die Form erinnert aber an die alten Gesindehäuser, wodurch der Hofcharakter gewahrt blieb.

Vinnenberger Kamin

Im Schloss Loburg ist noch ein Kamin aus dem abgebrochenen Kloster Vinnenberg zu sehen. Zur Zeit der Säkularisation wurden im Kanton Ostbevern unter der Führung von Friedrich Clemens von Elverfeldt genannt Beverförde zu Werries die Klostergebäude mit Ausnahme der Kirche ab 1810 teilweise niedergelegt.[8] Über dem aus Baumberger Sandstein gefertigten Kaminsims mit reichverzierten Wappen ist in der Mitte das Chronodistichon zu sehen: InsIgnIa heroICa pla VIrtVtVM InDICIa (1724).[9]

Internatsgymnasium „Collegium Johanneum“

Luftbild (2014): in der Bildmitte Schloss Loburg mit Gräfte; rechts davon Internatsgebäude, im Vordergrund Schulgebäude und Johannes-Kirche

Allgemeines

Das „Collegium Johanneum“, ein freies katholisches Internatsgymnasium des Bistums Münster, besteht seit 1953. 1967 wurde die Johannes-Kirche eingeweiht. Seit dem Schuljahr 1994/95 werden Mädchen auf das Gymnasium aufgenommen (zunächst nur als „Externe“, also keine Bewohnerinnen des Internats). Der letzte Abiturjahrgang auf der reinen Jungenschule (1993/94) feierte seinen Abschied unter dem Motto „No woman, no cry – die letzten wahren Loburger“, während der erste gemischte Jahrgang (1994/95) das Motto „Ladies & Gentlemen“ wählte.

Das Internat war bis zum Schuljahr 2000/01 ein reines Jungeninternat. Seit dem Schuljahr 2001/02 werden auch Mädchen in das Internat aufgenommen. Seitdem wächst die Anzahl der Mädchen im Internat beständig.

Internatsleiter

  • vor 1982: Ulrich Zurkuhlen, Walter Rensing, Ludwig Averkamp
  • 1982–1988: Ferdinand Schumacher, heute Stadtdechant von Münster
  • 1988–2010: Günter Witthake
  • 2010–2013: Konrad von der Beeke
  • seit 2014: Oliver Niedostadek, Dorothee Reckert

Schulleiter

  • vor 1962: Josef Smolin
  • 1962–1980: Josef Stenmans
  • 1980–1994: Gert Beutgen
  • 1995–2010: Günter Witthake
  • seit 2010: Michael Bertels

Bekannte Absolventen

Veranstaltungen

  • Sommerfest am letzten Sonntag vor den Sommerferien
  • Adventsbasar am 1. Advent
  • Loburger Waldlauf, an dem sich jährlich tausende Grundschüler versammeln, um den Schnellsten auf der 700 m langen Strecke zu ermitteln und um die bei diesem Ereignis traditionell ausgeschenkte Erbsensuppe zu genießen.
  • Schloss Loburg ist mehrmals im Jahr Veranstaltungsort von Theateraufführungen, die teilweise aus dem eigenen Hause und zum anderen Teil von professionellen Bühnen stammen, sowie von Konzerten, zu denen nicht selten Spitzenmusiker eingeladen werden.

Bilder

Einzelnachweise

  1. Siegfried Schmieder: Ostbevern – Beiträge zur Geschichte und Kultur, Geschichte der Loburg, Warendorf 1988, S. 566–567
  2. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (vgl. Tat.Lob.64)
  3. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen (C.Tat.Lob.23 u. C.Tat.Lob.31)
  4. Eugen Kotte: Ostbevern, Aufsätze zur Dorfgeschichte, Ostbevern 1987, S. 35
  5. Obwohl die Besitzverhältnisse unverändert blieben, wurden nach den Akten des Archives von 1870 bis 1908 Felix von Lilien und seine Nachkommen und danach Maximilian Graf Berghe von Trips (* 29. Juni 1850, † 6. September 1921) von 1908 bis 1912 Eigentümer der Loburg.
  6. a b c Siegfried Schmieder: Ostbevern – Beiträge zur Geschichte und Kultur, Geschichte der Loburg, Warendorf 1988, S. 575
  7. http://www.johanneum.de/index.php?id=43 Website des Johanneums–Schulgeschichte
  8. Karl Hölker: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen Im Auftrag des Provinzialverbandes herausgegeben von Wilhelm Rave Provinzialkonservator, 42. Band: Kreis Warendorf, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1936, S. 375
  9. Karl Hölker: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, im Auftrag des Provinzialverbandes herausgegeben von Wilhelm Rave Provinzialkonservator 42. Band: Kreis Warendorf, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1936 S. 394

Weblinks

Commons: Schloss Loburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Rudolf Hölker: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Band 42: Kreis Warendorf, Aschendorff-Verlag, Münster 1936
  • Siegfried Schmieder: Ostbevern – Beiträge zur Geschichte und Kultur, Geschichte der Loburg, Warendorf 1988,
  • Siegfried Schmieder: Inventar des Amtsarchivs Ostbevern, Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Warendorf Heft 12, Warendorf 1981
  • Gertrud Knemeyer: Erinnerungen an die Loburger Zeit von 1920 bis 1950, 2012, ISBN 3896884808

Koordinaten: 52° 2′ 45″ N, 7° 51′ 37″ O