„Schulranzen“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 60: Zeile 60:


*[http://www.abfallwirtschaft-freiburg.de/pdf_online/abfallpaedagogik/umwelt_ranzen.pdf Informationen zur umweltfreundlichen Schultasche von der Abfallwirtschaft Freiburg]
*[http://www.abfallwirtschaft-freiburg.de/pdf_online/abfallpaedagogik/umwelt_ranzen.pdf Informationen zur umweltfreundlichen Schultasche von der Abfallwirtschaft Freiburg]

*[http://www.schulranzen.de.nu/schulranzen.html Sehr umfangreiche private Seite zu älteren Schulranzenmodellen]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 21. Januar 2012, 20:52 Uhr

Schulanfänger mit Schultüten und Schulranzen
Schultasche, wohl 19. Jahrhundert (Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt)
Umweltfreundliche Schulranzen aus Leder und Kuhfell

Ein Schulranzen ist eine auf dem Rücken getragene Tasche zum Transport von Schulmaterialien, ähnlich einem Rucksack oder Tornister. Andere Bezeichnungen sind auch Schultasche (Übliche Bezeichnung in Österreich), Schulthek (Schweiz, vor allem in Zürich und der Ostschweiz gebräuchlich), Schulmappe (auch gebräuchlich als Synonym zum Federmäppchen), Schulsack (Schweiz, Region Basel), Tonne, Büchertasche, Schulpack oder auch nur Ranzen (siehe hierzu auch die Begriffsklärungsseite Ranzen).

Geschichte

Historisch hat sich der Schulranzen aus dem Rucksack (Tornister), dem Kalbfell- und Segeltuchtornister des Soldaten entwickelt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand der Schulranzen allgemeine Verbreitung. Bis Mitte der 1970er Jahre wurden Schulranzen ausschließlich aus Leder und Leinen, teils zusätzlich mit Fell (meist Kalbs- und Kuhfell) kaschiert, gefertigt. Seit Mitte der 1970er Jahre werden Schulranzen überwiegend aus textilen Geweben und Kunststoffen hergestellt. Traditionell unterscheiden sich die Schulranzen für Mädchen und Jungen. Beim traditionellen Schulranzen aus Leder oder Leinen hatte der Schulranzen für Buben einen lange Klappe, der für Mädchen hingegen eine kurze. Der traditionelle Schulranzen für Buben war mit Riemchen (Rollschließen) ausgestattet, die im Laufe der Zeit durch Steckschließen ersetzt wurden. Der traditionelle Schulranzen für Mädchen besaß demgegenüber sich auf der Klappe kreuzende Riemen, die dem Verschließen des Schulranzens dienten. Die traditionell geschlechtsspezifisch ausgerichtete Gestaltung von Schulranzen hat sich weitestgehend erhalten: Heute richtet sich die überwiegend kindlich bunt gehaltene Motiv- und Farbgebung der Schulranzen entweder auf Buben (Autos, Ritter und Fußball) oder auf Mädchen (rosa Feen, Elfen und Pferde). Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit werden Schulranzen zusätzlich oft mit Signalfarben und Reflektoren ausgestattet. Die meisten modernen Schulranzen haben an der Außenseite zusätzlich kleinere Außentaschen, etwa zur Aufbewahrung einer Trinkflasche oder Brotbüchse.

Form

Die Form eines Ranzens ist meistens eckig und seine Wände sind ähnlich wie bei einer Aktentasche oder Dokumentenmappen starr, so dass die Hefte und Bücher problemlos und ohne an den Ecken abzuknicken, transportiert werden können. Meistens ist er in kindgerechter anatomischer Form und Größe angefertigt. Tragriemen sind immer, ein Tragegriff ist meist vorhanden.

DIN-Norm

Verschiedene Hersteller produzieren Ihre Schulranzen „nach DIN 58124“ bzw. „entspricht DIN 58124“. Die DIN-Norm DIN 58124 beschreibt die Anforderungen an Verkehrssicherheit, Gebrauchstauglichkeit sowie die körperlichen Eigenschaften der Ranzen. Danach muss der Tornister zum Beispiel mit mindestens 20 Prozent fluoreszierendem Material ausgestattet sein. Die Farben Orange-Rot und Gelb sind hier vorgeschrieben und geeignet. Zehn Prozent der Vorder- und Seitenflächen müssen mit retroreflektierenden Materialien ausgestattet sein. Die DIN 58124 gibt es seit dem Jahr 1990.

Ergonomie

Vollgepackt sollten Ranzen nie mehr als 10 bis 12 % des Gewichtes des (normalgewichtigen) Kindes wiegen.

In Deutschland empfiehlt die DIN 58124: „Als Faustregel gilt für normalwüchsige, gesunde Kinder, dass das Gewicht des zu tragenden, gefüllten Schulranzens zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes nicht übersteigen sollte.“

Schulranzen sollten Kindern anatomisch angepasst sein, Hochformate sind hier günstiger als Querformate. Ranzen sollten nur am Rücken getragen werden, nicht an der Hand, am Bauch oder sogar um den Hals. Die Tragriemen sollten beim Tragen angezogen sein.[1][2]

Nach dem Ergebnis der Studie „Kidcheck“ an der Universität des Saarlandes unter Leitung des Humanbiologen Oliver Ludwig belastet der Schulranzen die Kinder orthopädisch weniger als stundenlanges Sitzen auf falschen Schulmöbeln und Bewegungsmangel.[3][4]

Ein Überschreiten des empfohlenen Gewichts kann verschiedene Ursachen haben:

  • unnötiges Unterrichtsmaterial, das am jeweiligen Tag nicht benötigt wird,
  • Pausenverpflegung und insbesondere Getränke,
  • unterschiedlich schwere Schulranzen mit Eigengewichten bis zu 1750 g,
  • private Dinge wie Kuscheltiere, Zeitschriften.[5]

Umweltaspekte

Unter Umweltgesichtspunkten ist die Nutzung moderner Schulranzen und Schulrucksäcke aus Kunststoff problematisch, insbesondere dann, wenn für Beschichtung, für Applikationen und Griffe der Kunststoffranzen PVC eingesetzt wird. PVC belastet die Umwelt sowohl bei der Herstellung als auch der Entsorgung.

Aus ökologischer Sicht ist ein robuster Schulranzen aus pflanzlich gegerbtem Leder besser als ein Schulranzen aus Kunststoff. Schulranzen aus Leder verfügen allein aufgrund des Materials über eine deutlich höhere Lebensdauer, die durch die Reparaturfreundlichkeit noch verlängert wird. Schulranzen aus Leder sind ein wichtiger Beitrag zur Müllvermeidung, insbesondere zur Vermeidung von Kunststoffmüll. Da Schulranzen aus pflanzlich gegerbtem Leder heute genauso leicht wie Kunststoffranzen sind, muss auch aus ergonomischer Sicht nicht auf den Schulranzen aus Leder verzichtet werden.

Anstatt gebrauchte Schulranzen zu entsorgen, bietet sich als Alternative die Spende an eine Hilfsorganisation an. Zum Beispiel werden von Global Aid Network[6] gebrauchte und mit neuem Schulmaterial gefüllte Schulranzen gesammelt und in ärmere Länder wie z.B. Lettland oder Armenien verschickt.

Alternativen

Eine Variation des modernen Schulranzen ist der Schulrucksack, der mit seiner weichen Beschaffenheit auf gesunde Körperhaltung, optimale Gewichtsverteilung und Tragekomfort ausgelegt eine Weiterentwicklung des modernen Wanderrucksacks ist. Der Schulrucksack als Schulranzen (mittlerweile auch aus modernen Materialien wie widerstandsfähigem und wetterfestem Polyester/PVC) ist für Kinder im Grundschulalter – aber auch für ältere Schüler oder Studenten – heute als bevorzugtes Transportmittel für Schul- und Lernmaterialien stark im Kommen.

Für Kinder, die sehr zierlich gebaut sind oder bei denen Grunderkrankungen oder Haltungsschäden bestehen, empfiehlt Thomas Wirth, Leiter der Orthopädie im Olgahospital in Stuttgart, einen Nachziehtornister (Trolley) als Alternative.[7]

Situation in den Vereinigten Staaten

In den USA sind Schulranzen weder bekannt noch üblich. US-amerikanische Schüler verwenden stattdessen leichte Rucksäcke, in denen meist auch nur wenige Dinge – wie zum Beispiel Hausaufgabenordner oder Leihmaterialien aus der Schulbibliothek – transportiert werden. Bücher, Ordner, Stifte und andere Unterrichtsmaterialen verbleiben größtenteils in der Schule. Auch zum Sportunterricht werden meist keine besonderen Sportsachen mitgebracht, da Sportbekleidung und Turnschuhe gleichzeitig Alltagsbekleidung sind. Von der Kindergartenstufe an steht Kindern in amerikanischen Schulen persönlicher Schrankraum – entweder als Spind (locker) oder als offenes Kabuff (cubby) – zur Verfügung.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. B Haferl, C Hörhan, D. Mauritz, T. Rathmanner, A. Rieder, C. Theodoropoulos-Klein, G. Wamprechtsamer: Gesund und fit ins Schulleben. Bauerdruck, 1110 Wien, Ausgabe 1/2006, ISBN 3-900019-82-7
  2. http://www.schwereranzen.de
  3. http://www.eltern.de/schulkind/grundschule/schulranzen-gewicht.html
  4. http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,579357,00.html
  5. http://www.afs.wn.bw.schule.de/ranzen.htm
  6. GAin - Global Aid Network
  7. http://www.rp-online.de/gesundheit/familie/tornisterlast-als-packesel-zur-schule-1.1303689