Seeleopard

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Seeleopard

Seeleopard

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
ohne Rang: Robben (Pinnipedia)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Gattung: Hydrurga
Art: Seeleopard
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Hydrurga
Gistel, 1848
Wissenschaftlicher Name der Art
Hydrurga leptonyx
(Blainville, 1820)

Der Seeleopard (Hydrurga leptonyx) ist eine in südpolaren Gewässern verbreitete Robbe. Seinen Namen bekam er aufgrund seines gefleckten Fells und da er ein Beutegreifer ist, der neben Kleintieren (Krill) und Fischen auch warmblütige Wirbeltiere wie Pinguine und junge Robben anderer Arten erbeutet.

Merkmale

Seeleoparden haben einen sehr stromlinienförmigen Körper, der ihnen im Wasser das Erreichen beachtlicher Geschwindigkeiten ermöglicht. Ihr Kopf ist ungewöhnlich abgeflacht und wirkt beinahe reptilienartig. Die Vorderflossen sind stark verlängert; der Seeleopard bewegt sich im Wasser mit kräftigen, simultanen Schlägen dieser Vorderflossen fort, er kann eine Geschwindigkeit von 40 km/h erreichen. Ein männlicher Seeleopard ist etwa drei Meter lang, Weibchen können nahezu vier Meter lang werden. Das Gewicht eines Männchens liegt bei 270 kg, das eines Weibchens bei fast 400 kg. Die Farbe ist oberseits dunkelgrau und unterseits silbrig weiß mit grauen Flecken am Kopf und an den Flanken.

Lebensraum

Verbreitungsgebiet

Der Seeleopard ist ein Tier der antarktischen Meere. Rund um den antarktischen Kontinent bewegt er sich am Rande des Packeises. Vor allem Jungtiere gehen oft an den Küsten subantarktischer Inseln an Land und sind dort ganzjährig anzutreffen. Selten gelangen wandernde oder verirrte Tiere auch nach Australien, Neuseeland, Südafrika oder Feuerland.

Lebensweise

Ernährung

vollgefressener Seeleopard, Wedellmeer

Neben dem Schwertwal ist der Seeleopard das beherrschende Raubtier der Südpolarregion. Häufig stellt er den Krabbenfressern, den Weddellrobben, den Seebären und den Pinguinen nach. Manche Seeleoparden haben sich dabei auf die Robbenjagd spezialisiert, während andere hauptsächlich Pinguine jagen. Die Beutetiere werden nach Möglichkeit im Wasser gepackt und getötet. Fliehen die Tiere auf das Eis, folgt der Seeleopard ihnen jedoch gelegentlich dorthin. Vor allem Krabbenfresser tragen oft Narben von Angriffen durch Seeleoparden.

Bemerkenswerterweise ernährt sich der Seeleopard zu gleichen Teilen von Krill, also kleinen Krebstieren des Planktons, wie von großen Wirbeltieren. Fische spielen in seiner Nahrung dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Den Krill filtert er mit einem Röhrensystem seiner Backenzähne, das dem des Krabbenfressers ähnelt, aber längst nicht so komplex ist. Durch Aussparungen an seinen Zähnen kann er Wasser aus dem Maul pressen, während der Krill hängen bleibt.

Im Durchschnitt besteht die Nahrung eines Seeleoparden aus 45 % Krill, 35 % Robben, 10 % Pinguinen und 10 % sonstigen Tieren (Fische, Kopffüßer).

Fortpflanzung

Seeleoparden sind Einzelgänger. Lediglich jüngere Tiere finden sich manchmal zu kleinen Verbänden zusammen. Zwischen November und Februar findet im Wasser die Paarung statt. Darüber hinaus halten Männchen und Weibchen keinen Kontakt. Zwischen September und Januar wird auf dem Packeis das einzige Junge geboren, das vier Wochen lang gesäugt wird. Mit drei bis vier Jahren sind Seeleoparden geschlechtsreif, ihre Lebenserwartung liegt bei ca. 25 Jahren.

Sonstiges

Kopf-Detail mit deutlich sichtbarem Gebiss.

Nach dem Krabbenfresser und der Weddellrobbe ist der Seeleopard die häufigste Robbe der Antarktis. Man schätzt, dass 400.000 Individuen in den südpolaren Meeren leben. An natürlichen Feinden haben Seeleoparden nur Schwertwale zu fürchten, die jedoch nach Beobachtungen der Meeresbiologen Robert Pitman und John Durban nur bei knapperem Nahrungsangebot Seeleoparden angreifen und erbeuten. Gegenwärtig scheint die Art nicht bedroht zu sein.

Der kanadische Naturfotograf Paul Nicklen, dessen Unterwasser-Nahaufnahmen der Pinguinjagd eines Seeleopardenweibchens 2007 mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden, berichtete von der friedlichen Kontaktaufnahme des Tieres. Dieses brachte ihm sogar wiederholt seine Beute und legte sie z. B. auf der Kamera ab. Der Fotograf sagte dazu, gegenüber mit ihnen tauchenden Menschen seien die Tiere selten aggressiv, sondern eher neugierig.[1]

Seeleopard und Mensch

Seeleoparden gehören zu den für den Menschen potentiell gefährlichen Tieren. Trotz dieser Gefährlichkeit ist von nur wenigen Angriffen berichtet worden.[2] Beispiele aggressiven Verhaltens, Jagdverhalten gegenüber in der Nähe befindlichen Menschen und Angriffe wurden allerdings dokumentiert.[3] Die Robben attackierten dabei Boote oder sprangen unvermittelt aus dem Wasser, um ein Bein zu packen. Betroffen waren stets Mitarbeiter von Forschungsstationen. Solcherlei Angriffe rühren wohl daher, dass Seeleoparden durchaus nicht selten versuchen, vom Wasser aus an der Eiskante stehende Beutetiere (in dem Fall wohl hauptsächlich Pinguine) zu packen. Dabei dürfte das genaue Erkennen der Beute schwierig sein.

Erwähnenswerte Vorfälle:

  • Der Angriff eines großen Seeleoparden auf Thomas Orde-Lees (1877–1958), ein Mitglied der Endurance-Expedition (1914–1917) unter der Leitung von Sir Ernest Shackleton. Der Angriff ereignete sich, als die Mannschaft ihr Lager auf dem Eis aufschlug.[2] Ein 3,7 Meter langer, 500 kg schwerer Seeleopard verfolgte Thomas Orde-Lees dabei über das Eis. Dieser konnte gerettet werden, als ein Mitglied der Expedition den Seeleoparden erschoss.
  • 1995 wurde der schottische Entdecker Gareth Wood zweimal ins Bein gebissen, als ein Seeleopard versuchte, ihn vom Eis ins Wasser zu ziehen. Seine Begleiter konnten ihn retten, indem sie dem Seeleoparden wiederholt mit ihren Steigeisen gegen den Kopf traten.[2][3]
  • Am 22. Juli 2003 wurde die britische Wissenschaftlerin Kirsty Brown der British Antarctic Survey beim Schnorcheln in der Nähe der Forschungsstation Rothera von einem Seeleoparden angegriffen und getötet.[3] Dies ist der einzige bekannte Todesfall durch einen Seeleoparden.

Seeleoparden zeigen augenscheinlich große Vorliebe dafür, die schwarzen, torpedoförmigen Pontons von Festrumpfschlauchbooten anzugreifen. Daher wurde es notwendig, diese mit einem speziellen Schutz zu versehen, der vor Durchlöcherung schützen soll.[3]

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.

Weblinks

Commons: Seeleopard – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kim Heacox, Paul Nicklen: Tod in der Antarktis. In: Website von National Geographic Deutschland. 1. November 2006, abgerufen am 20. Oktober 2012.
  2. a b c Carrington, Damian (24. Juli 2003). Inquiry into fatal leopard seal attack begins. NewScientist.com. Abgerufen am 24. Februar 2013.
  3. a b c d James Owen: Leopard Seal Kills Scientist in Antarctica. In: NationalGeographic.com. 6. August 2003, abgerufen am 10. Dezember 2007 (englisch).