Spatzenkrieg

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Als Spatzenkrieg bzw. Sperlingskrieg bezeichnet man zum einen die organisierte Bekämpfung von Sperlingen, zum anderen eine Guerilla-Taktik nach Art der Spatzen.

Bekämpfungsaktionen gegen Spatzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spatzenkrieg von König Friedrich dem Großen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erster überlieferter Spatzenkrieg gilt die Aussetzung eines Kopfgeldes gegen Spatzen durch König Friedrich den Großen im Jahr 1744 um die herrschaftlichen Felder vor den Spatzen zu schützen.[1] Wegen der durch die Dezimierung der Sperlinge verursachten starken Ausbreitung der Insekten wurde dieses Kopfgeld jedoch bald wieder abgeschafft.[2]

Spatzenkrieg durch Herzog Karl I.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch Karl I., Herzog zu Braunschweig-Wolfenbüttel, beteiligte sich an dieser Ausrottung und erhöhte 1749 in einem eigenen Erlass sogar noch die Zahl der abzuliefernden Sperlingsköpfe.[3]

Westricher Spatzenkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der sogenannte Westricher Spatzenkrieg fand 1759 statt.[4]

Spatzenkrieg durch Markgraf Karl Alexander[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth führte seinen Krieg gegen die Spatzen durch einen Erlass vom 27. August 1771.[5]

Grumbacher Spatzenkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1803 erließ der Grumbacher Bürgermeister Kühlenthal mit seinem Rat die Verfügung,[6] „daß zur Ausrottung des schädlichen Spatzenviehes eine jede Familie, wo ein Mann oder erwachsener volljähriger Sohn im Hause ist, 6, eine Witwe aber ohne erwachsenen Sohn 3 Spatzenköpfe für das Jahr, jedoch nicht einzeln, an den Municipal-Rat seiner Gemeinde abliefern muß.“

Sperlingskrieg in Westfalen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnliche Kämpfe gegen die Sperlinge in Westfalen werden für den Zeitraum 1816 bis 1845 berichtet.[7]

Spatzenkampagne in China[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Ausrottung der vier Plagen wurden auf Veranlassung Mao Zedongs in China rund zwei Milliarden Spatzen getötet. Als andere „Schädlinge“ überhandnahmen, importierte man Vögel aus der Sowjetunion.

Spatzenkrieg als Bezeichnung für die Guerilla-Taktik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der chinesische Politiker und Marschall Lin Piao bezeichnete die Guerilla-Taktik, bei der man verstreut wie Spatzen in der Luft vorgehe und die Partisanen bzw. Milizangehörigen sehr beweglich operieren, als Spatzenkrieg.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rudolph Aefner u. a., Friedrich der Grosse, Band 1, 1861, S. 413: Die Administration 1744/22/6 trug den Titel Ausrottung von Krähen und Sperligen betreff.
  2. NABU Deutschland: Der Haussperling - Vogel des Jahres 2002, Jahresvogelbroschüre, Seite 14 (PDF; 2,3 MB)
  3. Der „Sperlingskrieg“ im 18. Jahrhundert als Teil einer „ Ausrottungskampagne von Staats wegen“
  4. Theodor Zink, Der Westricher Spatzenkrieg anno 1759, in: Der 7. Tag (Beil. z. Pfälzische Volkszeitung), 1933, Nr. 2 vom 8. Januar 1933.
  5. Matthias Simon, Arzberger Heimatbuch, 1954, S. 228f.
  6. Verein für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Mitteilungen. Sonderheft: Ausgabe 3, 1959, S. 22
  7. Hans Dieter Schulz, Der Sperlingskrieg in Westfalen – Wie 1816 bis 1845 den Spatzen der Krieg erklärt wurde, in: Heimatblätter Menden. Geschichte, Kultur und Brauchtum im Märkischen Kreis und in Westfalen. Beilage zur "Mendener Zeitung", 177/2006, S. 4
  8. Werner Hahlweg, Guerilla - Krieg ohne Fronten, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, 1968, S. 186