Klinikum Hochrhein

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Klinikum Hochrhein
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Trägerschaft Spitalfonds Waldshut 60 % Landkreis Waldshut 40 %
Ort Bad Säckingen, Waldshut
Leitung Peter Lepkojis, Kommissarischer Geschäftsführer
Betten 470
Mitarbeiter 950
davon Ärzte 110
Fachgebiete 10
Jahresetat 55 Mio. Euro
Gründung 1411
Website www.spital-hochrhein.de
Vorlage:Coordinate/Wartung/Krankenhaus

Die gemeinnützige Spitäler Hochrhein GmbH ist der Träger des Spitals Waldshut und des Spitals Bad Säckingen. Alleinige Gesellschafter sind der Spitalfonds Waldshut und der Landkreis Waldshut. Diese gingen 2010 aus den vormals vom Landkreis Waldshut getragenen Hegau-Bodensee-Hochrhein-Kliniken GmbH[1] hervor.

Beide Krankenhäuser übernehmen die Grund- und Regel - sowie Akutstationäre Versorgung für den am Hochrhein und der Schweizer Grenze gelegenen Landkreis Waldshut, der sich mit über 1.100 km² Fläche in den südlichen Schwarzwald hinein erstreckt.

Spital Waldshut

Das Spital Waldshut ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung und liegt mitten im Herzen der Stadt Waldshut. Im Umkreis von über 50 km ist das Spital Waldshut das größte Krankenhaus in der Region. Eine sorgfältig aufeinander abgestimmte Struktur von zwölf Fachdisziplinen ermöglicht eine optimale Behandlung von Patienten, die aus dem Landkreis Waldshut, aus den umliegenden Landkreisen sowie aus der Schweiz eingewiesen werden. Das Spital betreibt derzeit 261 Planbetten und behandelt 12.500 stationäre Patienten im Jahr. Seit 2014 ist das Spital Waldshut Akademisches Lehrkrankenhaus der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

Geschichte

Historischer Hintergrund

Die Hospitäler im Mittelalter waren vor allem Ort der Fürsorge für Arme und Hilfsbedürftige, für Alte, für Waisen- und Findelkinder, für Pilger und Fremde. Daneben dienten sie der Krankenversorgung, die allerdings nur in sehr bescheidenem Umfang möglich war; so war die Präsenz von Ärzten in den frühen Hospitälern eher schwach und äußerst selten. Einen Stadtarzt (Physikus), der das Spital mitversorgte, gab es allenfalls in den großen Städten. Zunächst als geistliche Einrichtungen bei Klöstern und Kirchen gegründet, wurden die Hospitäler im 12. und 13. Jahrhundert zunehmend religiösen Laienbruderschaften übertragen, die neben dem karitativen Dienst auch die Verwaltung übernahmen. Durch Schenkungen und Stiftungen wurden die Hospitäler zu bedeutsamen Wirtschaftsbetrieben, die teilweise über beträchtliche Vermögen verfügten. Hierzu trugen vor allem die Pfründner bei, die sich in die Hospitäler zu ihrer Alterssicherung und Altersversorgung „einkauften“.

Das Heilig-Geist-Spital von 1411 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts

„Am Montag vor St. Martini des Jahres 1411 kaufte die Stadtgemeinde Waldshut von Frau Catarina von Thayningen den Hof Ze Stunzingen, gelegen ob der Stadt Waldeshueth um 140 Mark Lötigen Silbers Züricher Gewichts zur Errichtung eines Spitals zum Heiligen Geist mit all den Gütern, die da gelegen sind in dem Umkreis von Eschpach, Waldkirch, Schmitzing, und Indligkoffen …“ Dieser Satz aus der Gründungsurkunde markiert den Beginn der über 600-jährigen Geschichte des Waldshuter Spitals. Der genannte Hof bildete die wirtschaftliche Grundlage für das Spital; aus den Erträgen des Hofes sollte es erbaut und unterhalten werden. Bei dieser bedeutenden Stiftung handelte es sich um eine rein städtische Wohlfahrtseinrichtung.

Am Rheinufer am Unteren Tor (heute Rheinstraße 55) wurde der Spitalbau errichtet. Ursprünglich handelte es sich um ein mehrstöckiges steinernes Gebäude mit verschiedenen Nebenbauten, gewölbten Kellern und einem Garten. Zentraler Raum war der sogenannte „Armensaal“, in dem die Krankenbetten aufgestellt waren. Außerdem wurde ein vierstöckiger Spitalbau für den Spitalmeister und die Pfründner errichtet. Überwiegend war das Spital eine Armen- und Altenpflegestation. Das Hospital entwickelte sich bald zu einem Pfründehaus für ältere und gebrechliche Menschen und erwarb durch Verpfründungen und Schenkungen Land, Wälder, Güter, weit verzweigte Liegenschaften und beträchtliche Finanzmittel und wurde so zu einer wohlhabenden und reichen Stiftung (Spitalfonds).

Wie in vielen anderen Orten war auch in Waldshut deutlich vor der Spitalgründung, nämlich bereits 1321 außerhalb der Stadt das Sondersiechenhaus an der Steig, ein Leprosenhaus zur Unterbringung der infektiös Kranken (der „Aussätzigen“) errichtet worden. Wahrscheinlich geht diese Gründung auf die Johanniter zurück. Diese Einrichtung bestand mehrere Jahrhunderte. Ein fortbestehender „Leprosenfonds“ wurde erst 1827 mit dem Spitalfonds vereinigt.

1422 wurde vom Rat der Stadt innerhalb des Spitalanwesens ein Altar im Armensaal sowie eine Kapelle gestiftet. Ab 1436 gab es eine Priesterstelle zur seelsorgerischen Betreuung der Spitalinsassen. Ursprünglich im gotischen Stil erbaut, wurde die Kapelle bis 1660 mit einer Stiftung des Statthalters Straubhaar umgebaut und erhielt einen Johann Christoph Feinlein zugeschriebenen Marienaltar im hochbarocken Knorpelstil. In der Spitalkapelle fanden bis 1884 Gottesdienste statt. Ab 1890 wurde sie als Lagerhaus benutzt. 1557 wird ein Bader erwähnt, dem die Badstube am Waldshuter Spital übertragen wurde.

Die Medizingeschichte Waldshut-Tiengens vor der Eröffnung des Krankenhauses

Der besondere Status der vier Waldsstädte und ihre gemeinsame Verwaltung brachte es mit sich, dass in der frühen Neuzeit entweder die Physici in Ensisheim, darunter von 1540 bis 1573 Georgius Pictorius, oder die Physici von Rheinfelden auch für Waldshut zuständig waren. In der frühen Neuzeit praktizierten zudem durchreisende Ärzte vor Ort. Der bekannteste unter ihnen Paracelsus kam auf seinen Wanderschaften wiederholt durch Waldshut. 1595 ließ der Graf von Sulz den von Venedig kommenden Alchimisten und Wunderheiler Leonhard Thurneysser in Tiengen unter dem Vorwand der Eintreibung von Schulden verhaften und setzte ihn auf der Küssaburg fest.[2] 1611 fielen die beiden Physici der Waldstädte in Rheinfelden dem letzten großen Pestausbruch am Oberrhein zum Opfer. 1641 zur Zeit der französisch-schwedischen Besatzung wird erstmals ein Waldshuter Stadtphysikus anlässlich der Aufnahme in eine Rosenkranzbruderschaft erwähnt. Stadtärzte hatten damals zu ihrer vielseitigen Tätigkeit allgemein den Auftrag, die Hospitälern nebenamtlich zu beraten. Möglicherweise hat dieser Arzt auch in Waldshut gelegentlich Kranke im Spital mitversorgt. Einen Höhepunkt erlebte die Waldshuter Medizin zum Ende des 17. Jahrhunderts. Als Waldshuter Physici praktizierten Rudolf Elias Camerarius (1682), Johann Jakob Franz Vicarius (ab 1688) und Karl Nicolaus Lange (ab 1699), die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Befähigung in die Leopoldina berufen wurden. Im Auftrag des Waldshuter Rates untersuchte Johann Jakob Wepfer die prekären Arbeitsbedingungen der an der Silikotuberkulose leidenden Mühlsteinbrecher der Mühlsteingruben. 1710 ließ der kleggauische Landesphysikus aus Tiengen Johann Christoph Gockel in Waldshut bei Waltpart einen Kurtzen Bericht, wie man sich sowohl vor der Pest als andern ansteckenden Krankenheiten präserviren kan, drucken. Die kranke Präsidentin Greiffenegg bestellte 1755 Johann Georg Zimmermann nach Waldshut. Dem Waldshuter Chirurgen Jakob Bürgi gelang in den 1770er Jahren eine bemerkenswerte zweite Karriere als Landschaftaquarellmaler in Mainz. Der Waldshuter Stadtphysikus und Apothekeninhaber Sebastian Fahrländer siedelte 1798 in die Schweiz über und übernahm im neugegründeten Kanton Aargau eine führende politische Rolle. Mit dem Übergang an Baden wurde Waldshut 1806 der Sitz eines großherzoglichen Amtsphysikats. Als erster Bezirksarzt wurde Anton Kuichel bestallt, der 1814 im Kapuzinerkloster ein Seuchenlazarett einrichtete. Dem Thyphusausbruch fielen 160 Soldaten und 65 Bürger, darunter die gesamte weltliche Geistlichkeit und der Bezirksarzt zum Opfer. Erster badischer Stabschirurg wurde Ignaz Straubhaar. 1859 wirkten in Waldshut ein Amtsarzt, ein Gerichtstarzt, drei Wundarzneidiener und ein Apotheker.[3]

Das Spital im 19. Jahrhundert

Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert begann zunächst in den großen Städten durch zunehmende medizinische Erkenntnisse und durch die Zunahme der Bevölkerungszahlen der Wandel vom Hospital zum Krankenhaus. Die überwiegend pflegende Aufgabe des Hospitals wurde abgelöst durch die ärztliche Diagnostik und Behandlung im neuzeitlichen Krankenhaus. Die neue Aufgabe war auf die „Beseitigung fehlerhafter Körperzustände“ ausgerichtet. Dieser Wandel hat seither die Krankenhausentwicklung grundlegend bestimmt. Auch in Waldshut genügte das alte Heilig Geist Hospital nicht mehr den neuen Anforderungen. Aus diesem Grunde wurden vielfältige Planungen für einen Neubau angestellt, die aber durch die Zeitumstände nicht realisiert werden konnten. 1861 zog das Spital in das ehemalige Kapuzinerkloster um, das geräumiger war und das für den neuen Zweck umgestaltet wurde. Das alte Spital in der Rheinstraße ging in private Hände über. Die Schwestern vom Mutterhaus der Vinzentinerinnen in Freiburg übernahmen die Betreuung der Kranken. Die Ordensschwestern blieben 110 Jahre im Spital Waldshut, 1968 ist die letzte Schwester ausgeschieden.

Das renovierte Spital, die neu ausgestatteten Krankenzimmer im Kapuzinerkloster und die Pflege durch geschulte Schwestern führten zu einer verstärkten Belegung des Hauses. Zur Behebung der Raumnot wurde südlich des Klosters ein weiterer zweistöckiger alleinstehender Bau errichtet. Die nächsten 120 Jahre sollten bis zum heutigen Tag durch immer neue Bauetappen und die Ausdehnung des Spitals nach Westen charakterisiert sein. Dieser Umstand ergab sich aus den medizinischen Notwendigkeiten, den wachsenden Patientenzahlen, den hygienischen und organisatorischen Erfordernissen und aus dem Bestreben, den Komfort für die Patienten zu verbessern. Der Rat der Stadt übertrug 1895 erstmals einem chirurgisch ausgebildeten praktischen Arzt hauptamtlich die ärztliche Versorgung im Spital, der zusätzlich eine Privatpraxis betrieb.

Vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart

1926 wurde als Leitender Arzt ein Facharzt für Chirurgie, Frauenheilkunde und Röntgenologie angestellt. Er war wesentlich an den Planungen für ein neues Krankenhausgebäude beteiligt, einem dreistöckigen Bau, der sich westlich an das alte Kapuzinerkloster anschließen sollte. Am 15. Dezember 1928 wurde der Neubau eingeweiht, der mit dem alten Spital verbunden wurde und der noch heute den alten Kern des Krankenhauses bildet. Die Krankenzimmer waren nach Süden zum Rhein hin gelegen, während die Funktionsräume, Operations- und Röntgenabteilung in dem nördlich gelegenen Gebäudeteil untergebracht wurden. Das 1884 geschaffene Nebengebäude südlich des ehemaligen Klosters wurde abgebrochen. 1938 wurde eine Krankenschwestern-Schule gegründet, die nach einer Unterbrechung in der Nachkriegszeit 1951 als selbständige Einrichtung des Spitalfonds wiedereröffnet wurde. Zu Kriegsbeginn 1939 wurde ein Teil des Krankenhauses zu einem Reservelazarett erklärt, das jedoch im August 1940 wieder aufgehoben wurde.

1949 wurde der Komplex um ein Pavillongebäude erweitert, das 1953 um einen zweiten und dritten Stock erweitert wurde, aber nur bis 1986 bestand. 1957 wurde das Hauptgebäudes aufgestockt. Finanziert durch Rücklagen des Spitalfonds und durch einen Landeszuschuss wurde 1964 der zweistöckige Südbau eingeweiht. 1949 wurde der Hasenhof zur Versorgung der Küche erworben.

Stetig steigende Patientenzahlen, eine weiterhin bestehende Raumnot, der Wunsch nach Modernisierung und Verbesserung auch der hygienischen Bedingungen sowie neue Anforderungen machten eine Diskussion über einen eventuellen vollständigen Neubau des Spitals „auf der grünen Wiese“ außerhalb des Stadtzentrums oder um einen Erweiterungsbau am bisherigen Standort notwendig. Der Spitalfonds hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt die Grundstücke westlich des Spitals erworben, so dass eine weitere Ausdehnung des Krankenhauses nach Westen möglich war. Man entschied sich bei Erhalt des Krankenhauses im Zentrum der Stadt für einen Erweiterungsbau, den sogenannten „Westbau“, der schließlich 1979 konzipiert wurde. 1986 fand die Einweihung des Westbaus. Im gleichen Jahr wurde der veraltete, 1953 fertiggestellte „Ostbau“ abgebrochen und ein Hubschrauberlandeplatz geschaffen. 2000 wurde mit der Planung eines weiteren Neubaus im Westen des bisherigen Spitals begonnen, 2002 der Südbau aufgestockt und Anfang März 2007 der neue Westbau eingeweiht.

Seit 1. Januar 2005 lautet die offizielle Bezeichnung des Krankenhauses: „Spital Waldshut GmbH“. Daneben besteht der Spitalfonds weiter.

Seit 2012 besteht in direkter Nachbarschaft ein neu erbautes Psychiatrisches Behandlungszentrum. Dies ist eine Außenstelle des Zentrum für Psychiatrie Reichenau (zfp). Das ehemalige Krankenhaus im Stadtteil Tiengen aus dem Jahr 1893 war bis 2012 Seniorenresidenz und wurde 2013 erworben. Vorgesehen ist es als Unterkunfts- und Schulungsort für den steigenden Bedarf in den Pflegeberufen.

Fallberichte aus Waldshut (Auswahl)

Literatur

  • Birkenmayr A.,Baumhauer A. "Geschichte der Stadt Waldshut", neubearbeitet von J. Ruch. Waldshut 1966.
  • Festschrift zur Einweihung des Neubaues am 15. Dezember 1928, Krankenhaus Waldshut. Spital zum Heiligen Geist, gegr. 1411. Waldshut 1928.
  • Isele J. "Das Heilig Geist-Spital zu Waldshut 1411/1422", Waldshut. o. J.
  • Ruch J. "Das Krankenhaus Waldshut in Geschichte und Gegenwart – 1411 bis 1974", Maschinenschrift (unveröffentlicht) o. J.
  • Sutter K. "Gesundheitswesen der bis zum Frieden von Pressburg (26. Dez. 1805) vorderösterreichischen Stadt Waldshut", unveröffentlichtes Manuskript 1995.
  • Wasmer E. "Zur Geschichte des Krankenhauses Waldshut. Vom alten Heilig-Geist-Spital zum neuzeitlichen Krankenhaus", Waldshut 1958.
  • Jenss H., Rabanser L. "Geschichte des Spitals. Vom Heilig-Geist Spital 1411 zum Spital Waldshut 2007. Waldshut 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fusion nach Ausstieg des Landkreises Waldshut
  2. Paul H. Boerlin: Leonhard Thurneysser als Auftraggeber, Birkhäuser, 1976, S.28
  3. C. G. Fecht: Die Großherzoglich Badischen Amtsbezirke Waldhut, Säckingen, Lörrach Schopfheim, C. R. Gutsch, Waldshut 1859, S. 159