Städtisches Arbeiterlager Dornach

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Das Städtische Arbeiterlager Dornach war Teil des Zwangsarbeiterlagerkomplexes des NS-Staates für Kriegsgefangene und „Fremdarbeiter“ im Stadtteil Dornach in Linz, Oberösterreich. Es wurde von der Stadt Linz von 1942 bis zum Kriegsende im Mai 1945 betrieben.

Errichtung des Lagers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rüstungsminister des Deutschen Reiches, Fritz Todt, und der Linzer Oberbürgermeister Leopold Sturma beschlossen im Rahmen eines Treffens am 3. Februar 1941 die Errichtung des Lagers.[1] Daraufhin wurde in Zusammenarbeit mit der Organisation Todt[2] ein rund 16 Hektar großes Barackenlager errichtet und am 1. Oktober 1942 der Stadt Linz als „Lager Dornach ohne Freudenhaus“ übergeben.[3]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lager befand sich im Stadtteil Dornach im Nordosten von Linz. Das Gebäude des heutigen Biologiezentrums der OÖ Landes-Kultur GmbH wurde als Teil des Lagers im Norden des Areals errichtet. Ursprünglich war geplant, dort Lehrlinge unterzubringen, schließlich wurde es in ein Mütterheim der NS-Volkswohlfahrt umgewidmet. Das Holzbarackenlager erstreckte sich östlich der heutigen Johann-Wilhelm-Klein-Straße nach Süden. Das Städtische Arbeiterlager Dornach war ein aus zwei Gruppen bestehender Zwangsarbeiterlagerkomplex.

Im Osten schloss direkt das „Umsiedlerlager Auhof“ an. Etwas weiter im Südwesten, südlich der heutigen Galvanistraße, lag das „Städtische Arbeiterlager Schlantenfeld“[4] für 1750 Personen. Weiter entfernt befand sich das kleinere Lager Gründberg[5] und Bachl.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Linz wurde eine beträchtliche Zahl von „Fremdarbeitern“ oder Kriegsgefangenen eingesetzt, alleine für die Linzer Industrie etwa 45.000 Personen.[6] Die Belegung des Lagers Dornach schwankte stark, eine Liste vom 1. Mai 1945 verzeichnet 2400 Betten.[7] Die Lagerinsassen, vielfach aus Italien und Frankreich, wurden unter schlimmsten Bedingungen etwa zur Arbeit in den Reichswerken „Hermann Göring“[6] oder zum Bau der „Führersiedlung“ in Harbach gezwungen. Zusätzlich wurden die italienischen Insassen für die Müllabfuhr herangezogen und verdächtigt, deutsche Frauen zu „belästigen“. Deshalb beschloss die Gauleitung am 3. Februar 1941 den Bau eines Freudenhauses für interne Lagerinsassen. Ausländische Freudenmädchen sollten dort arbeiten und für die „Reinhaltung deutschen Blutes“ sorgen.

In einem nahen Bauernhaus im Oktober 1942 eingerichtet, erhielt es jedoch nicht mehr seine ursprüngliche Bestimmung, sondern wurde diskret als „Mädchenheim“ bezeichnet. Für ledige Mütter und deren Kinder, welche ihren Vater im Krieg verloren hatten oder vermisst waren, wurde es im Juni 1943 zum „Mütterheim für Ledige und Kinder“.[8] Bei Kriegsende wurde das Lager am 5. Mai 1945 von US-Truppen übernommen und teilweise abgetragen. Anschließend wurde das Gebiet, wie das restliche Mühlviertel, an nachrückende Sowjettruppen abgetreten. Ab Mai 1945 wurde das ehemalige Mütterheim ein Krankenhaus für Urfahr und Umgebung auf Engagement der Zivilverwaltung Mühlviertel unter Johann Blöchl. Die Krankenhauseinrichtung war überlebensnotwendig, da Urfahr und Umgebung durch die Dermakationslinie russisch besetzt war und von Linzer Krankenhäusern abgeschnitten war. Unter prekärer elektrischer Stromversorgung mussten Ärzte und Krankenschwestern dort arbeiten. Drei von sieben eingelieferten Schussverletzten sind verstorben, da sie nicht röntgisiert werden konnten. Zusätzlich hatte das „Krankenhaus Dornach“ eine Entbindungsstation sowie eine kleine interne und chirurgische Abteilung. Ab 1951 übernahm es das Land Oberösterreich und unterstellte es dann der Linzer Frauenklinik. Von den Diakonissen in Gallneukirchen, wurde das Krankenhaus bis zum Abzug der russischen Besatzung 1955 geführt und dann in ein „Blindenheim“ des Landes Oberösterreich umgewandelt. Das heutige „Biologiezentrum“ des Landes Oberösterreich (Museum) ist seit 1993 in dem Haus beherbergt.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Lackner: Von der Gartenstadt zur Barackenstadt und retour. Die Linzer Barackenlager des Zweiten Weltkrieges bis zu ihrer Auflösung. In: Archiv der Stadt Linz (Hrsg.): Historisches Jahrbuch der Stadt Linz. Landesverlag Druck Linz, Linz 1987, S. 217–271 (S. 217–241 (ooegeschichte.at [PDF]), S. 242–271 (ooegeschichte.at [PDF])).
  • Hermann Rafetseder: Zur Geschichte von Gelände und Umfeld der Johannes Kepler Universität Linz, unter besonderer Berücksichtigung der NS-Zeit im Raum Auhof – Dornach. Linz 2016, S. 80–88 (jku.at [PDF] bes. Kapitel „Städtisches Arbeiterlager Dornach“).
  • Mütterheim Dornach und Krankenhaus Urfahr. In: Franz Xaver Rohrhofer (Hrsg.): Linz mal 12. Dornach, Auhof, Katzbach. 1. Auflage. Band 4. Linz 2009.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rafetseder 2016, S. 80.
  2. Lackner 1987, S. 234.
  3. Rafetseder 2016, S. 81.
  4. Lackner 1987, S. 233.
  5. Franz Xaver Rohrhofer: Zeitzeuge Franz Ries (Jahrgang 1927), Lager Gründberg für Kriegsgefangene hinter Pachmayrgut-Bauernhof. In: Franz Xaver Rohrhofer (Hrsg.): Linz mal 12, St.Magdalena, Gründberg, Steg. 1. Auflage. Band 2. Trauner Verlag, Linz 2009, ISBN 978-3-85499-589-0, S. 52.
  6. a b Lackner 1987, S. 225.
  7. Rafetseder 2016, S. 82.
  8. Franz Xaver Rohrhofer: Vom Freudenhaus zum Mütterheim. In: Franz Xaver Rohrhofer (Hrsg.): Linz mal 12. Dornach, Auhof, Katzbach. 1. Auflage. Band 4. Trauner Verlag, Linz 2009, S. 27 f.
  9. Franz Xaver Rohrhofer: Krankenhaus Dornach. In: Franz Xaver Rohrhofer (Hrsg.): Linz mal 12. Dornach, Auhof, Katzbach. 1. Auflage. Band 4. Trauner Verlag, Linz 2009, S. 28 f.