Freilichtbühne Stedingsehre

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Als Stedingsehre werden heute zwei Gedenkstätten an den Stedingerkrieg bezeichnet.

Denkmal in Altenesch

Auf dem ehemaligen Schlachtfeld wurde am 27. Mai 1834 auf dem St.-Veit-Hügel in Altenesch bei Lemwerder (Landkreis Wesermarsch) an der Stelle einer verfallenen Kapelle das gusseiserne Veits-Denkmal durch Pastor Steinfeld eingeweiht. Es erhielt den Beinamen „Stedingsehre“ und ist rund zehn Kilometer von der 100 Jahre später errichteten NS-Kultstätte „Stedingsehre“ auf dem Bookholzberg entfernt.

NS-Kultstätte Freilichtbühne „Stedingsehre“ (Bookholzberg)

Koordinaten: 53° 6′ N, 8° 31′ O

Aus Anlass des 700. Jahrestages der Schlacht von Altenesch verfasste der Oldenburger Autor August Hinrichs, der sich mit plattdeutschen Schwänken profiliert hatte, 1934 das Theaterstück, „De Stedinge“, das auf Veranlassung des Gauleiters Carl Röver auf der eigens dafür errichteten Freilichtbühne in Bookholzberg (Landkreis Oldenburg) zwischen 1935 und 1937 mehrfach aufgeführt wurde. Die Veranstaltungen auf der modernen Thingstätte, die von der NSDAP als Oberammergau des Nordens“ bezeichnet wurde, sollten als weltanschauliche und politische Kraftquelle aller Menschen im Raume Weser-Ems wirken [1]. In Anlehnung an das Theaterstück, das damals von insgesamt 150.000 Besuchern gesehen wurde, erhielt das Freilichttheater den Beinamen Stedingsehre. August Hinrichs überlässt die Rechte an seinem Stück, das 'Blut' und 'Boden' glorifiziert, der Stiftung Stedingsehre. Deren Fäden hält Reichsstatthalter Röver in der Hand [2]. Die "Niederdeutsche Gedenkstätte Stedingsehre" wurde 1937 von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels zur "Normarkfeierstätte" geweiht. Hier fanden Massenkundgebungen der NSDAP statt, später sollte dort ein Schulungszentrum der Partei eingerichtet werden, dazu ist es jedoch nach Ausbruch des Krieges nicht mehr gekommen. Auf dem Gelände wurde zuletzt 1939 in Anwesenheit von Alfred Rosenberg eine Sonnenwendfeier veranstaltet.

Auf dem Theatergelände wurde für die Aufführungen ein festes kleines Dorf errichtet. 1943 zerstörte eine Fliegerbombe die Kirche, die restlichen Gebäude sind noch heute erhalten und beherbergen eine Einrichtung des Berufsförderungswerks Weser-Ems, das den unangemeldeten Zutritt Unbefugter zu dem Gelände verbietet.[3] Überlegungen, das Freilichttheater zu reaktivieren, sind vor dem Hintergrund der geschichtlichen Ereignisse nicht realisiert worden. Die Anlage steht heute unter Denkmalschutz.

Literatur

  • Gerhard Kaldewei: „Stedingsehre“ soll für ganz Deutschland ein Wallfahrtsort werden. Delmenhorst und Berlin 2006, ISBN 3-939401-07-2.
  • Gerhard Kaldewei: Wo deutsche Bauernfäuste den Pflug durch die Muttererde führen. In: Oldenburger Jahrbuch 103, 2003, S. 107–167.
  • Ulf-Thomas Lesle: Das Niederdeutsche und die norddeutsche Bühnenbewegung. In: Regionaler Fundamentalismus? Geschichte der Heimatbewegung in Stadt und Land Oldenburg. Oldenburg 1999, S. 198-217.
  • Catrin Finsterhölzl: Die Einweihung der Niederdeutschen Gedenkstätte Stedingsehre. In: Oldenburger Jahrbuch 99, 1999, S. 177–205.
  • Michaela Carl, Tobias Schmidt (Hrsg.): Stedinger Chronik. Annalen des Kirchspiels Altenesch 1807–1846 von Pastor Gerhard Steinfeld. Stedinger Verlag, Lemwerder 1999, ISBN 3-927697-21-4.

Weblinks

Beschreibung des Google-Luftbilds: Das Luftbild zeigt deutlich am unteren Rand das Halbrund der nach Norden (im Bild oben) geöffneten Tribüne mit vorgelagertem Graben und den Halbkreis des inzwischen weitgehend mit dichter Vegetation zugewachsenen Dorfplatzes des ehemaligen Spieldorfs der Freilichtbühne. Das Spieldorf erstreckt sich mit etlichen Bauten weitläufig nach Norden bzw. oben im Bild.
  • Bilder des ursprünglichen Zustands der NS-Kultstätte „Stedingsehre“ aus der Zeit des Nationalsozialismus[1]

Einzelnachweise

  1. Stiftung Stedingsehre (Hrsg): De Stedinge. Varel 1937, S. 5.
  2. Ulf-Thomas Lesle: Identitätsprojekt Niederdeutsch. Die Definition von Sprache als Politikum. In: R. Langhanke (Hrsg.): Sprache, Literatur, Raum. Fs. für Willy Diercks. Bielefeld 2015, S. 729.
  3. UWG Ganderkesee: Ort zugänglich machen – Stedingsehre. 9. Februar 2012