Sudan (Schiff)
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Die Sudan ist ein auf dem Nil verkehrendes Flusskreuzfahrtschiff und unter den circa 300 auf dem Fluss verkehrenden Passagierschiffen das älteste und bekannteste.[2]
Bau und Betrieb
Erbaut wurde die Sudan im Jahr 1921 im schottischen Paisley. In der ersten Blütezeit des Ägypten-Tourismus um 1930 – vorwiegend durch die reiche Oberschicht Großbritanniens – fuhr das Schiff für den damaligen Marktführer Thomas Cook and Son.[1]
Namensgebung/Namenspräfix
Das Schiff wird im englischsprachigen Sprachraum vielfach als PS Sudan bezeichnet (für Paddle Ship = Raddampfer). In Deutschland wurde das Schiff von Tourismusanbietern von jeher als SS Sudan (für Steam Ship = Dampfschiff) vermarktet, da das Kürzel PS im deutschen Sprachraum unbekannt bzw. missverständlich ist.
Bereits um die Jahrtausendwende erhielt die Sudan einen Dieselantrieb; ihr markanter Schornstein ist seitdem lediglich Dekoration.
Tod auf dem Nil – Roman und Filme
Tatsächlich beförderte die Sudan bereits Touristen auf dem Nil während Agatha Christie sich dort aufhielt und Der Tod auf dem Nil schrieb. Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass die Schriftstellerin tatsächlich auf diesem Schiff mitgefahren ist. Wie im Roman beschrieben, verkehrte das Schiff damals zwischen Kairo und Wadi Halfa durch die Schleusen der (alten) Assuan-Staumauer. Nach der Errichtung des Assuan-Staudamms in den 1960er Jahren war die Nilschiffahrt hier unterbrochen; die Sudan verblieb auf dem nördlichen Nilabschnitt und befuhr zuletzt den Abschnitt Luxor–Assuan.
Da die Sudan das einzig erhaltene, historische Nilkreuzfahrtschiff ist, diente sie bei beiden Verfilmungen des Romans (1978 mit Peter Ustinov und 2004 mit David Suchet) als Drehort. Beim Dreh des zweiten Films wurde durch Dekoration und Kameraführung vermieden, bekannte Perspektiven aus dem Vorgänger zu zeigen. Zu sehen ist allerdings, dass der Schornstein nicht raucht, sondern Dieselabgase aus dem Wasserauspuff kommen.[3] In beiden Filmen trägt das Schiff den aus dem Roman bekannten Namen SS Karnak, in Anlehnung an den Karnak-Tempel bei Luxor.
Touristische Positionierung
Hauptanziehungspunkt des Schiffes ist neben seiner doppelten Filmrolle sein Alter und das erhaltene Ambiente der 1930er-Jahre, das zumindest in puncto Stil die meisten modernen Schiffe aussticht. Preislich gehört die Sudan seit Beginn des Massentourismus zu den teuersten Schiffen.
Gleichzeitig bedingt das schwimmende Kulturdenkmal allerdings Abstriche beim technischen Komfort:
- Nur teilweise Klimatisierung (nur für Innenräume, nicht aber für die offenen Gänge).
- Ein Schwimmbecken fehlt; dieses ist auf modernen Schiffen dieser Größe in Ägypten unabdingbar.[4]
- Kompromisse bei der Ausstattung von Bädern und Technologien wie TV oder Internet.
- Nur zwei Suiten sind wirklich „Außenkabinen“ (Laufgänge außen).
- Durch die Konstruktion und fehlende Teppichböden ist das Schiff sehr hellhörig.
- Die Sudan kann nicht parallel zu anderen Schiffen anlegen („im Päckchen“); sie benötigt, um den Zugang für die Passagiere zu gewährleisten, ihren eigenen Anlegeplatz.
Aktuelle Nutzung
Seit der Jahrtausendwende ist die Sudan im Besitz einer französischen Firma. Im gleichen Zeitraum verschwand das Schiff allerdings aus den Katalogen der großen deutschen Veranstalter. OFT Reisen erklärte auf Anfrage 2010, notwendige Renovierungen seien seit Jahren unterblieben und der technische Zustand des Schiffes rechtfertige die Preise der Premium-Klasse nicht mehr. Typischerweise erhalten Nilkreuzfahrtschiffe spätestens nach drei Jahren eine Überholung und spätestens nach sechs Jahren eine Komplettrenovierung mit neuen Maschinen.
Weblinks
- Website des Schiffes
- Broschüre über das Schiff (PDF-Datei, 1 MB)