Synkretistischer Streit

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Der Synkretistische Streit war eine Auseinandersetzung zwischen lutherischen Irenikern und Zeloten.

Der im Humanismus positiv besetzte Begriff Synkretismus (Erasmus: friedliches Verhalten relativer Gegner) wird von orthodoxen Lutheranern (Abraham Calov u. a. in Wittenberg) gegen die um Aussöhnung bemühten Lutheraner (vor allem Georg Calixt in Helmstedt) im abschätzigen Sinn verwendet.

Der Streit entzündete sich maßgeblich an Calixts „consensus quinquesaecularis“. Entsetzt über die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges wollte er eine für alle Konfessionen gültige Basis finden, um die damaligen Streitigkeiten zu beenden. Diese Basis meinte er im Apostolischen Glaubensbekenntnis und den kirchlichen Lehrentscheidungen der ersten fünf Jahrhunderte gefunden zu haben.

Die besonders streng orthodox-lutherischen Wittenberger Theologen warfen Calixt daraufhin vor, er relativiere Luther und die Reformation. Was er betreibe, sei Religionsmengerei (Synkretismus). Calixt bezeichneten sie gar als einen Kryptokatholiken.

Der Streit wurde nicht nur gegen Calixt, sondern auch innerhalb des orthodoxen Lagers, u.a. zwischen Calov und Johann Musäus ausgefochten. Er zog sich in mehreren Phasen bis zu Calovs Tod 1686 hin.

Literatur

  • Jörg Baur: Die Helmstädter Lesart des Rechtfertigungsartikels und deren rechtgläubige Kritiker. Eine Untersuchung zur Genese des synkretistischen Streites; in: Udo Sträter (Hrsg.) und Kenneth G. Appold (Bearb.): Zur Rechtfertigungslehre in der Lutherischen Orthodoxie. Beiträge des sechsten Wittenberger Symposiums zur Lutherischen Orthodoxie [1999]. Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Bd. 2, Leipzig 2003, S. 81–135.
  • Heinz Staemmler: Die Auseinandersetzung der kursächsischen Theologen mit dem Helmstedter Synkretismus. Eine Studie zum „Consensus repetitus fidei vere Lutheranae“ (1655) und den Diskussionen um ihn. Waltrop 2005.