Tawriya

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Der arabische Begriff tawriya (auch: tauriya, تورية; auch Îhâm, arabisch ايهام) bedeutet „Täuschung“, „Verheimlichung“; „zweideutige Anspielung/Andeutung“ und „Doppelsinnwitz“.

Es handelt sich um einen Terminus der arabischen Literaturtheorie für die Bezeichnung der „nahen“ Bedeutung eines Wortes, in dem eine „erweiterte“ Bedeutung durch den Dichter „versteckt“ wird. Auch für das Verstehen und Übersetzen des Korans ist die Erfassung der versteckten Bedeutung von großer Wichtigkeit.

Erst im 14. Jahrhundert widmete der Gelehrte al-Safadi diesem Phänomen eine monographische Abhandlung. Andere islamische Gelehrte haben Versuche unternommen, in der altarabischen Poesie tawriya/îhâm nachzuweisen. Manche glauben sogar, dieses Phänomen selbst im Koran gefunden zu haben; denn in Sure 20, Vers 5 heißt es:

„Der Barmherzige hat sich auf dem Thron zurechtgesetzt (um die Welt zu regieren)“
zurechtgesetzt ist die „nahe“ Bedeutung, um die Welt zu regieren die versteckte.

Das arabische Verb istawâ (استوى) hat hier nicht die Bedeutung „gleichmäßig sein“, „sich aufrichten“, sondern „beherrschen“, „(den Thron) allein für sich haben“. Die islamische Koranexegese (tafsir) hat das Verb in den entsprechenden Koranversen eingehend erörtert. (Übersetzung des Verses durch Rudi Paret; siehe auch Sure 7, Vers 54; Sure 10, Vers 3 und andere).

Während der Herrschaft der Mu'tazila ist der obige Koranvers bei der Definition der Attribute Gottes mehrfach herangezogen worden.

Literatur

  • S. A. Bonebakker: Some definitions of the tawriya and Safadi's Fadd al-xitam. The Hague 1966.
  • Encyclopaedia of Islam. New edition. s.n. tawriya.