Traverse (Veranstaltungstechnik)

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Bestückte Traverse

Als Traverse (engl. Truss) in der Veranstaltungstechnik bezeichnet man modulare Fachwerkträger, die zur Aufnahme von Nutzlasten oder zur Konstruktion dekorativer Bauten verwendet werden. Sie bestehen aus Aluminium oder Stahl, wobei Stahl praktisch nur im Schwerlastbereich oder für Sonderbauteile Verwendung findet. Andere Werkstoffe besitzen zurzeit keine Relevanz.

Formen

Als generelle Unterscheidung zwischen den verschiedenen Systemen werden die Anzahl der Gurtrohre und die Art der Verbinder herangezogen. Den größten Einfluss auf die Verwendung hat die Anzahl der Gurte, weshalb es am gebräuchlichsten ist, Traversen danach zu typisieren. Diese werden dann als 1-, 2-, 3- bzw. 4-Punkttraverse bezeichnet. An Verbinderformen sind der Konusverbinder, Gabelverbinder und Plattenverbinder verbreitet.

1-Punkt-Traverse

1-Punkt-Traversen (Alustangen) werden meist zwischen zwei andere Traversen montiert um z. B. eine Spiegelkugel daran aufzuhängen oder ein Dach zu stabilisieren bei Open-Air-Bühnen oder Festivalbühnen. Sie kann man ebenfalls mit konischen Verbindern verbinden, wie die 2-, 3- und 4 Punkt-Traversen.

2-Punkt-Traverse

2-Punkt-Traversen findet man oft in Theatern als Vorhangsschienen oder für Leuchten (Teil der Obermaschinerie). Bei Veranstaltungen wird diese Form ebenfalls für Vorhänge, Molton oder Folien benutzt. Sie kann in einem Ground Support auch als zusätzliche Schwebeeinheit oder als zusätzlicher Träger benutzt werden.

3-Punkt-Traverse

3-Punkt-Traversen werden meist bei kleinen Veranstaltungen als Dekotrusse und für Spezialkonstruktionen eingesetzt. Bekannteste Spezialkonstruktion ist der Kreis. In diesen wird meist eine Folie eingespannt für Projektionen mit Moving Heads oder Beamern. Wie bei der 2-Punkt-Traverse kann auch diese Form in einem Ground Support auch als zusätzliche Schwebeeinheit oder als zusätzlicher Träger benutzt werden.

4-Punkt-Traverse

Die 4-Punkt-Traverse ist die am meisten verbreitete Form. Sie hat die höchste mechanische Stabilität der vier Bauformen. Als Normal- oder als Schwerlasttraverse wird diese Form meist für den sogenannten Ground Support oder für den Bühnenaufbau benutzt.

Aufbauformen

Stativ

Diese Aufbauform wird meist bei kleinen Veranstaltungen, Messen oder Tagungen benutzt. Dabei sind zwei Stative am äußeren Teil und die Traverse dazwischen. Die mögliche Belastung richtet sich nach den Stativen und der Strecke, sowie der Nutzlast der Traverse selbst. Auch Aufbauten mit mehreren Stativen sind durchaus üblich, entweder in einer Strecke mit z. B. drei Stativen oder auch als Carré (Viereckige Konstruktion). Bei kleineren Veranstaltungen sind dafür häufig einfache Kurbelstative zu finden, sind größere Höhen oder schwerere Lasten zu überwinden, bieten sich Stative mit elektrischem Antrieb (Lifte) an.

Schwebend

Die schwebende Form findet man oft in Hallen und Theatern, wo der Aufbau eines Ground Supports aus Platz- oder Dekorationsgründen nicht möglich ist. Dabei wird eine Laststrecke oder eine Viereck durch mehrere Motoren oder Handkettenzüge nach oben gezogen.

Diese Konstruktion wird durch Stahlseile gesichert oder durch Motoren (nach BGV-C1 oder mindestens nach BGV-D8+) frei schwebend „gefahren“.

Ground Support

Der Ground Support ist die bekannteste Form des Traversenbaus, ob mit Motoren durch Sleeveblöcke an Towern nach oben gezogen oder mit festen Cornerblöcken als Messe und Dekoration erbaut. Dieses hat den Vorteil, dass er in jeder Halle und auf jedem Platz aufgebaut werden kann und man damit unabhängig ist.

Zudem erlaubt die Bauart zusätzliche Features wie schwebende Einbauten, wie z. B. Prospektzüge oder andere Formen der Traversen (z. B. die runde Form mit Leinwand).

Die Belastungen richten sich auch hier nach der Größe und der Art der Tower und Traversen. Für den Bau mit Dach (Bühnen) gibt es extra Schwerlasttraversen. Diese werden aber auch bei großen Konzerten benutzt, da die Aufbauten sehr vielschichtig sind und somit ein hohes Eigengewicht mit sich führen.

Bühne

Wie beim Ground Support schon beschrieben, ist eine Bühne aus einer Traversenkonstruktion nichts anderes als ein Ground Support mit Dach.

Durch Regen oder Schnee kann die Dachlast sehr schnell zunehmen, daher sind hier Spezialtraversen notwendig. Diese Schwerlasttraversen sind auch in Aluminium erhältlich. Vor einigen Jahren waren diese ausschließlich aus Stahl.

Normative Regelung

Konstruktive und statische Bemessung erfolgen nach den bauaufsichtlich eingeführten Normen der Eurocodes. Ferner fallen Traversen im Eventbereich unter die Obermaschinerie und werden als Tragmittel eingeordnet. Der Branchenstandard SQP1 Traversen der igvw ist als Grundlage sowohl für Hersteller als auch Anwender gedacht und fasst alle grundlegenden Informationen und normativen Verweise zusammen.

Wesentliche Normen und Vorschriften:

  • SQP1 Traversen[1]
  • DIN EN 1993 Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten
  • DIN EN 1999 Bemessung und Konstruktion von Aluminiumtragwerken
  • DIN 15020-1/2 Hebezeuge; Grundsätze für Seiltriebe
  • DIN 56920-3 Theatertechnik; Begriffe für bühnentechnische Einrichtungen
  • DIN 56921-1 Theatertechnik, Bühnenmaschinerie – Prospektzüge – Teil 1: Handkonterzüge mit einer Tragfähigkeit bis 500 kg
  • DIN 56950 Veranstaltungstechnik – Maschinentechnische Einrichtungen – Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfung
  • GUV 4.2 VBG D8 Winden, Hub- und Zuggeräte
  • GUV 4.6 Lastaufnahmeeinrichtungen im Hebezeugbetrieb
  • GUV 14.3 ZH 1/461 Sicherheitsregeln für hochziehbare Personenaufnahmemittel
  • GUV 66.15 ZH 1/222 Grundsätze für die Prüfung von Einrichtungen in Bühnen und Studios
  • BGV C1 Unfallvorschriften für Veranstaltungs und Produktionsstätten für Szenische Darstellung[2]

Quellen

  • SQP1 Traversen[1]
  • DTHG Service GmbH, Jörg Mielchen, Stefan Kluge, Siegfried Stäblein (Hrsg.): DTHG Profi Handbuch 2011: für Theater Film Fernsehen Show Event. DTHG Service, Bonn 2011, ISBN 978-3-9808624-0-0.
  • Max Keller, Johannes Weiß: Faszination Licht: Licht auf der Bühne. 4., überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage. Prestel Verlag, 2010, ISBN 978-3-7913-4372-3.
  • BGV C1[2]

Einzelnachweise

  1. a b SQP1 Traversen, März 2010 (PDF; 868 KB)
  2. a b BGV C1, Unfallverhütungsvorschrift: Veranstaltungs- und Produktionsstätten für szenische Darstellung, vom 1. April 1998 (PDF; 290 KB)