Trogmuscheln

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Trogmuscheln

Feste Trogmuschel (Spisula solida (Linné, 1758))

Systematik
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Venerida
Überfamilie: Mactroidea
Familie: Trogmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Mactridae
Lamarck, 1809

Die Trogmuscheln (Mactridae) sind eine Muschelfamilie aus der Überordnung der Imparidentia. Insgesamt werden derzeit etwa 100 Arten zur Familie Mactridae gestellt[1], die hauptsächlich eingegraben in sandigem Substrat leben. Die ältesten Vertreter der Familie stammen aus dem Valanginium (Unterkreide)[2].

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das gleichklappige Gehäuse ist meist groß und bauchig oder auch seitlich komprimiert. Sie sind im Umriss quereiförmig bis gerundet dreieckig und häufig annähernd gleichseitig. Bei ungleichseitigen Gehäusen sitzen die prosogyren Wirbel vor der Mittellinie. Sie klaffen häufig an Hinter- und Vorderende. Der hintere Gehäuseabschnitt weist häufig einen vom Wirbel zum unteren Hinterende verlaufenden Kiel auf.

Das Ligament befindet sich extern und intern. Während der externe Anteil sehr klein ist (oder auch fehlen kann), sitzt der interne Anteil in der Ligamentgrube (Resilifer) oder einem löffelförmigen Chondrophor. Das Schloss weist in der linken Klappe einen großen, umgekehrt v-förmigen Haupt- oder Kardinalzahn auf Die rechte Klappe besitzt zwei Kardinalzähne. Häufig sind noch Lateralzähne oder seitliche Lamellen vorhanden.

Die Schale relativ dünnwandig, aber fest. Die Oberfläche ist glatt, oder konzentrisch mit Anwachsstreifen ornamentiert. Das Periostracum ist meist kräftig und glänzend. Es ist über beide Klappen hinweg miteinander verbunden und bildet eine Art sekundäres Ligament.

Die Siphonen sind meist ziemlich lang (im Verhältnis zu anderen Muschelgruppen); die Länge variiert jedoch innerhalb der Trogmuschel-Arten oft beträchtlich. Sie sind meist bis zur Spitze hin miteinander verwachsen und von Periostracum bedeckt. Die Mantelbucht ist im Allgemeinen tief und gerundet. Der Fuß ist sehr kräftig und kann nicht nur zum Graben, sondern sogar zum Springen benutzt werden. Die zwei Schließmuskeln sind in etwa gleich groß.

Geographische Verbreitung Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Trogmuscheln sind weltweit verbreitet. Die meisten Arten der Familie leben mehr oder weniger tief eingegraben in schlickigem, sandigem oder auch kiesigem Sediment. Sie strecken lediglich die Siphonen aus der Wohnröhre an die Sedimentoberfläche, um zu atmen und Nahrungspartikel einzustrudeln. Das Hauptvorkommen ist unterhalb der Niedrigwasserlinie in der Gezeiten- und Brandungszone.

Wirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele der Arten aus der Familie der Trogmuscheln sind essbar und werden, allerdings meist nur lokal, gesammelt (oder gefischt) und auf Fischmärkten verkauft.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scissodesma spengleri (Linnaeus, 1767) von der Küste Südafrikas
Mactra glabrata (Linnaeus, 1767) von der Küste Südafrikas

Das Taxon wurde von Jean-Baptiste de Lamarck als Les mactracées eingeführt.[3] Da der Name bei der späteren Latinisierung Lamarck zugeschrieben wurde, gilt Lamarck auch in der neueren wissenschaftlichen Literatur als der Autor des Taxons. Manche Autoren gliedern die Familie noch in fünf (sieben?) Unterfamilien: Kymatoxinae Stenzel & Krause, 1957, Lutrariinae Adams & Adams, 1856, Mactrinae Lamarck, 1809, Pteropsellinae Keen, 1969 und Zenatiinae Dall, 1895 sowie mit Fragezeichen Resaniinae Marwick, 1931 und Tanysiphoninae Scarlato & Starobogatov, 1971.

MolluscaBase gibt keine Gliederung der Gattungen in die Unterfamilien an.[6] Einige der obigen Gattung (z. B. Mactra) wurden in eine Vielzahl von Untergattungen aufgesplittet. Sie sind hier analog dem Vorgehen der MolluscaBase nicht berücksichtigt.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • S. Peter Dance, Rudo von Cosel (Bearb. der deutschen Ausgabe): Das große Buch der Meeresmuscheln. 304 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1977, ISBN 3-8001-7000-0 (S. 251)
  • Markus Huber: Compendium of bivalves. A full-color guide to 3,300 of the world’s marine bivalves. A status on Bivalvia after 250 years of research. 901 S., 1 CD-ROM, Hackenheim, ConchBooks, 2010 (S. 694)
  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997, ISBN 3-8001-7332-8 (S. 180)
  • Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Part N. Mollusca, 6, Bivalvia 2. XXXVIII, S.N490-N951., New York, 1969 (S.N595).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Guido Poppe, Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck) ISBN 3925919104 (S. 99)
  2. Yasuo Kondo und Shin-ichi Sano: Origination of extant heteroconch families: Ecological and environmental patterns in post-Paleozoic bivalve diversification. Palaeontological Research, 13: 39-44, Tokyo 2009 doi:10.2517/1342-8144-13.1.039
  3. Jean-Baptiste de Lamarck: Philosophie zoologique. Vol. 1, XXV + 428 S., Dentu, Paris, 1809 Online bei Google Books (S. 319).
  4. Xin Wang, Haitao Wei, Mehdi Taheri, Farhad Khormali, Guzel Danukalova, Fahu Chen: Supplementary Information. Early Pleistocene climate in western arid central Asia inferred from loess-palaeosol sequences. ResearchGate
  5. a b c d e f Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Mollusca, 6, Part N, Bivalvia 2. XXXVIII S., S.N491-951, New York, 1969 (S.N595).
  6. MolluscaBase: Mactridae Lamarck, 1809